Die „Fuchsegg Eco Lodge“ im Bregenzerwald belegt eindrucksvoll, dass konsequente Nachhaltigkeit, regionales Wirtschaften, schönes Design und ungetrübter Genuss aufs Beste vereinbar sind. Dieses Retreat in den Bergen zelebriert „Öko“ mit Stil und pfiffiger Attitude
Wer die „Fuchsegg Eco Lodge“ betritt, merkt sofort: Hier denkt man vieles anders als die anderen. Das beginnt bei Äußerlichkeiten. Kein großer Namenszug. Kiespfade statt Pflasterwege. Keine Zäune, Mauern, Gabionen. Keine Staudenrabatte, Rasenkanten und anderes gartenbauliches Gedöns. Niedrige Holzgebäude mit markanten Holzlamellen vor den Fenstern. Die Fassaden aus unbehandelter Fichte tragen schon leichte Stadel-Patina. Alle Baukörper schmiegen sich harmonisch in die Buckelflur.
Die Rezeption sucht man etwas länger: Als erstes fällt im Hauptraum des „Gasthaus“ der Blick auf den langen Ahorn-Tisch in der Mitte und auf die Kaminwand. Der lange Tisch, so Gastgeberin Carmen Can, „steht für Gemeinsamkeit und dafür, dass sich Einheimische mit Hotelgästen durchmischen. Wir wollen verschiedene Sichtweisen zusammenbringen“.
Wer von den Zimmern der Häuser „Flux“, „Wälderhaus“ oder „Haus Drei“ ins Restaurant, an die Bar oder in die Bibliothek im Gasthaus will, benötigt festes Schuhwerk statt High Heels und Clutch, bei rustikalem Wetter auch Jacke und Schirm, denn der Gebäudewechsel erfolgt al fresco auf Kieswegen ohne Schutzdach.
Fuchsegg Eco Lodge Vibes: regional, schön und gut!
Was sofort positiv auffällt: Es ist still. Total still. Keine nervige Ambientmusik. Keine surrende Haustechnik. Kein Spa-Geklimper. Keine puffig-synthetischen Signature Scents, nur Holzgeruch. Draußen vor dem Haus hört man nur Kuhschellen. Die Nächte sind zapfenduster und sternenklar. Und mucksmäuschenstill. Wem das fröhliche Treiben der Kinder im Gasthaus zu viel wird, der zieht sich in die außergewöhnlich bestückte Bibliothek oder aufs Zimmer zurück.
Carmen sagt, man habe sich bewusst gegen „adults only“ entschieden, damit „es hier lebendig zugeht. Uns sind diese gemeinsamen Räume wichtig, wo man zusammenkommt. Aber da ist immer diese Balance zwischen Rückzug und Gemeinschaftsraum.“ Das überwiegend junge, sehr entspannte und zugewandte Personal mischt sich fast inkognito unter die Gäste, ist aber aufmerksam und immer zur Stelle.
Carmen und Kerim Can lag von Beginn an eine „hohe regionale Wertschöpfung am Herzen. So sind die Lampen von der Schwarzenberger Manufaktur Strolz und die Pendelleuchten im Gastraum von Georg Bechter aus Hittisau.“ Die Schreinerei Hubert Feldkircher lieferte die Vollholzbetten aus Ulme und Esche und der Andelsbucher Polsterer Mohr Ausziehsofas und Matratzen. Die Kacheln rund um den offenen Kamin in der Bar sind eine Sonderanfertigung der Bludenzer Manufaktur Karak.
Zen meets Vorsäß
Die „Fuchsegg Eco Lodge“ liegt auf 1.100 Meter Höhe zu Füßen der 1.877 Meter hohen Wintersstaude. Sie schlägt einen weiten Bogen zwischen reduzierter japanischer Zen-Architektur und dem lokalen Kulturerbe Vorsäß. Architekt Philipp Lutz bringt es, auf die Zen-Note angesprochen, bei unserem kurzen Treffen so auf den Punkt: „Vorarlberg ist das Japan Österreichs“.
Im Bregenzerwald pflegen die Bauern seit Jahrhunderten die Dreistufenlandwirtschaft. Ein landwirtschaftlicher Talbetrieb, das Vorsäß in mittlerer Höhenlage und die Alpe oben am Berg. Die meisten Höfe im Tal hatten und haben zu kleine Futterflächen.
Sie zogen deshalb mit Vieh und Kegel eine Etage höher, denn rund um das Vorsäß setzt die Vegetation später ein und dient dem Vieh als Nahrung, wenn die Talwiesen abgegrast sind. Ist um das Vorsäß alles abgegrast, geht es höher hinauf auf die Alpe. Als schönstes Vorsäß im Bregenzer Wald gilt Schönenbach mit 25 Hütten und einer Kapelle.
Das Bild dieser kleinen Streusiedlungen greift die „Fuchsegg Eco Lodge“ auf. Außen Vorsäß, innen Zen. Das japanische Designdenken wie es auch der viel mit Holz arbeitende Architekt Kengo Kuma konsequent umsetzt, strebt nach Harmonie zwischen Mensch und Natur, nach der Integration von Mensch und Natur.
Schönheit gilt als jener Punkt, an dem die Verbindung zwischen Mensch und Natur einen ausgeglichenen Zustand erreicht. Ohne unnötige Dekoration und Zierrat geht es darum, die ursprüngliche Schönheit und Schlichtheit natürlicher Materialien wie Steine und Holz, aber auch der unmittelbaren Umgebung zu bewahren. Laut Kengo Kuma sorgen viel Licht und Glas für „räumliche Immaterialität“. Darin könnte man auch eine Blaupause für die „Fuchsegg Eco Lodge“ sehen.
So kommst du in der „Fuchsegg Eco Lodge“ unter
Neben drei Gästehäusern mit 30 Zimmern, Suiten und Lofts (teils mit Kamin) sowie Chalets und einem Apartment mit über 140 Quadratmetern und Platz für bis zu acht Personen gibt es ein Saunahaus sowie das „Gasthaus“ mit Restaurant, Shop, Bibliothek und Lounge. Die Tenne dient als E-Bike-Garage, Brennholzlager und Kinderspielplatz.
Den naturwarmen Ton in den Zimmern und Suiten geben Böden aus Esche und Eiche oder Lehmböden (mit Milcheiweiß und Wachs) sowie ein wenig Filz an. Wände und Decken geben sich „ungehobelt“ und sind aus – so der Fachbegriff – sägerauer Weißtanne.
Die barfußhaptisch interessanten Teppiche sind aus Kork und stammen aus regionaler vulgo Bregenzerwälder Fertigung. Das „Korkleder“ der jungen Mellauer Manufaktur Clarissakork findet sich übrigens auch auf Schrankfronten.
Für entspannten Schlaf sorgt die Bregenzerwälder Manufaktur Himmelgrün aus Egg. Sie lieferte die Sieben- Kräuter-Kissen. Melisse, Johanniskraut, Ringelblume, Lavendel, Betonika-Kraut, Hopfen und eine Kräuterteemischung duften nicht nur wunderbar, sondern wirken auch beruhigend auf das Nervensystem.
So kommst du runter
Das Saunahaus steht im Herzen der Anlage, dort funkelt der Edelstahlpool, der ganzjährig zum Schwimmen lädt und bei Dunkelheit cool illuminiert wird. Dank 15 Meter Länge kann man richtig schwimmen, nicht nur stehdümpeln. Der Relax-Raum mit großen Fenstern, Weißtanne an den Wänden und Eiche auf dem Boden lädt zur Kontemplation mit Fernsicht. Fürs gesunde Schwitzen hat man die Wahl zwischen Bio-Zirbensauna, Finnischer Sauna und Dampfbad.
So wird in der „Fuchsegg Eco Lodge“ gekocht
Die Küche stützt sich Küche auf regionale und saisonale Produkte, die man perfekt, aber ohne unnötige Showeffekte verarbeite, so Carmen. So komme der ureigene Geschmack der Produkte zur Geltung. Wir genossen unsere Pastinakensuppe und das Hirsch-Carpaccio als Entrées. Das Entrecôte mit Rotweinjus und Safran-Risotto mit Parmesan-Espuma am ersten Abend und Schweinskaree mit Wintergemüse und Gnocchi mit Bergkäse am zweiten Abend. Orangen-Crème-Brulée und Crêpes mit Bodenseeapfelsoße gab es als Desserts. Auch das Frühstück ist exzellent und enorm vielseitig – vom fruchtigen Birchermüsli über gebratene Pfifferlinge und lokalen Bergkäse von der Alm bis zu selbstgemachter Marmelade und hausgebackenem Brot. Man schmeckt die hohe Qualität der Produkte.
Aktiv rund um die „Fuchsegg Eco Lodge“
Schetteregg ist Endstation. „Hier oben geht es nur noch zu Fuß oder mit dem Rad weiter. Und hier ist auch noch nichts überinszeniert, wenn man vor die Tür tritt. Die Natur ist unberührt, hier ist es noch wild“, so Carmen, die hier seit vier Jahrzehnten Erholung sucht und findet und schon als Skizwergerl die Pisten des kleinen Skigebiets hinabrauschte.
Ein kleiner Schlepplift beginnt wenige Meter von der Sonnenterrasse der „Fuchsegg Eco Lodge“, sodass Eltern ihre Kids bequem aus der Sonnenliege oder aus dem Pool beim Wedeln und Kurven beobachten können.
Von Frühjahr bis Herbst tobt man sich auf über 1.500 Kilometern Wanderwegen und über 450 Kilometern markierten MTB-Touren im Bregenzerwald aus. Andere gehen es bequem auf einem der hauseigenen E-Bikes an oder in Form einer gemütlichen Runde zu den Vorsäßhütten von Hammeratsberg und Rehenberg.
Eine entspannte Kurzwanderung mit etwas über 400 Höhenmetern führt über fünf Kilometer zur Alpe Brongen, die von Juni bis September bewirtschaftet ist und die „Fuchsegg Eco Lodge“ mit herzhaftem Bergkäse versorgt. Weiter geht es über die Alpe Schetteregg und das Vorsäß Gülke zurück nach Schetteregg.
Kulturinteressierte steuern per Bike oder mit dem Bus 827 und Bus 820 die sieben von Architekten aus Russland, Spanien, Belgien, Norwegen, Japan, China und Chile gestalteten Bus-Stationen des BUS:STOP Krumbach an.
Das wohl exzentrischste Werk ist das des Japaners Sou Fujimoto an der Haltestelle Bränden, gut 15 Kilometer von der „Fuchsegg Eco Lodge“. Ein Hain dünner Stahlstangen, in dem sich eine begehbare Treppe nach oben windet. Wer sich weniger für exzentrische Wartehäuschen als für das innovative lokale Handwerk und die raffinierte Baukultur des Bregenzer Walds interessiert, besucht den Werkraum in Andelsbuch, der spannende Ausstellungen und Workshops organisiert.
INFO FUCHSEGG ECO LODGE
Zwei Nächte kosten mit HP ab 450 Euro pro Person.
Weitere Preise, Infos zu den Zimmerkategorien und Packages auf fuchsegg.at
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