Die Ende 2021 im Alpbachtal neu eröffneten elf Chalets des „Hyĝna“ verzaubern mit Ruhe, Privatsauna, sensationellem Pool, tollem Design und absolutem Qualitätsbewusstsein
Chaletdörfer und -resorts erobern seit über 15 Jahren den Alpenraum. Zu den Pionieren zählen das „Priesteregg“ der Familie Oberlader und die „Woodridge Chalets“ von Carolyne O’Brien und Alois Schwarzenberger, die beide 2009 eröffneten.
Gesundes Wohnklima dank Vollholzbauweise, maximale Privacy, Schwitzen in der eigenen Sauna und die Option, das ganze Wochenende im Bademantel und barfuß zu verbringen, machen diese Art von Unterkünften extrem populär. Auf Gastgeberseite schätzt man es, dass die Wertschöpfung pro Pax um gut das Dreifache höher ist als bei normalen Hotels.
Der erste Eindruck
Was uns beim Betreten unseres zweistöckigen Chalets sofort auffällt? Die kreativ designten Beleuchtungsideen und das perfekte Beleuchtungskonzept. Oft hat man sonst nur die Wahl zwischen Funzelstimmung oder eiskaltem Grellhell. Nicht so in den elf „Hygna“-Chalets von Sarah Moser und ihrer Familie. Da stimmt alles. Gute Atmosphäre, Licht und Dunkel, wo es hingehört. Allein die diffizilen Schalterfunktionen verlangen etwas Gewöhnung.
Das zweite, was auffällt: Die bunte, schmetterlingsumflatterte Wildblumenwiese vor der Terrasse, deren Holzbohlen zum Barfußlaufen einladen. Haptisch verlockend sind auch die Blockbohlen mit ihrer „angerissenen“ Oberfläche, die für einen gewissen Used-Look sorgt. Da muss man einfach immer wieder drauf herumpatschen.
Blubber-Gaudi
Und der dritte Eye-Catcher? Der Whirlpool. Edelstahl, XXL, mit Überlauf. Sofort zetert das Gewissen: Wasserverschwendung! Doch das ist Fehlalarm, wie Sarah erzählt: „Das Wasser unserer vier Whirlpools bewegt sich in einem geschlossenen Kreislauf, wird immer wieder gründlich gereinigt und gefiltert und füllt dann wieder die Pools.“ So werden Wasser und Wärmeenergie gespart, weil recycelt.
Und wo wir schon beim Thema Umwelt sind: Photovoltaik, solare Warmwassergewinnung und Biomasse-Fernwärme sorgen für einen deutlich reduzierten CO2-Fußabdruck des „Hygna“.
Der Woaaah!-Pool
Der größte Eye-Catcher des „Hygna“ lockt uns direkt nach dem kurzen Check-in in die Tenne des Hauptgebäudes, in dem auch der große Fitnessraum mit riesiger Panoramascheibe und ein Yoga-Raum untergebracht sind.
Der Infinitypool scheint sich ins Alpbachtal zu ergießen und wird durch raffinierte Licht-Quader beleuchtet. Ein echter Hingucker und auf jeden Fall sehr instagrammable. Raffiniert: Der Pool ist zwar überdacht, aber dennoch open-air.
Wellness im Chalet
Die Außensauna mit Bergblick wird ergänzt durch eine Open-air-Dusche. Die kleinen, einstöckigen Chalets haben schmucke Innensaunen. Nach 25 Minuten ist die Sauna unseres Chalets bis 90 Grad aufgeheizt, das geht fix.
Drei Aufgüsse stehen zur Wahl, dazu flauschige Saunatücher. Danach stellt sich die Frage: Relaxen im Liegestuhl mit Bergblick oder Kreislaufbooster im Whirlpool? Sowohl als auch ist unsere Devise.
Die Gastgeber
Das Team rund um die junge Gastgeberin Sarah Moser, studierte Philosophin, ist sehr nett, zugewandt und völlig unaffektiert. Man fühlt sich sofort total wohl.
Die Küche
Die Küchen der Chalets sind erstklassig ausgestattet mit Rosenthal-Geschirr, WMF-Töpfen und -Pfannen, großem Weinkühlschrank und Professional-Zenius-Maschine für Nespresso-Pads (statt Kapseln). Ganz klar: Bei den Mosers legt man Wert auf hohe Qualität, das zieht sich von den Bädern über die Betten (mit Rüttelschüttel-Massagefunktion) bis zur Sauna.
Die Küche in unserem Chalet nutzen wir gern – nach der Enttäuschung im traditionsreichen „Kirchenwirt“, der uns zu selbstbewussten Preisen wenig Erfreuliches auftischte.
[Wen es interessiert: Der Zwiebelrostbraten war ein dünnes, fasrig-trocken gebratenes Desaster, in einer versalzten Soße ertränkt und unter fettigen Röstzwiebel begraben. Das „Duett von Bärlauchnockerl und Schlutzkrapfen“ lag unter einer viel zu dicken Schicht Parmesan, während es in Öl ertrank.]
Wir beschlossen, das nächste Mal gleich einen Tisch im Brixlegger „Sigwart’s Tiroler Weinstuben“ zu reservieren, wo Traudi Sigwart drei Gault-Millau-Hauben erkocht. Die Empfehlung von „Hygna“-Gastgeberin Sarah Moser klingt vielversprechend. Kräuter, Rhabarber, Ribisel, Himbeeren, Tomaten, Zucchini, Äpfel, Birnen, Pfefferoni kämen aus eigenem Anbau, Pilze, Nüsse, Holunder, Bachkresse und Moosbeeren aus Natursammlung, heißt es bei den Sigwarts.
Die Lage der „Hygna“-Chalets
Hygna ist ein kleiner Ortsteil von Reith im Alpbachtal. Die Chalets liegen ruhig am obersten Ortsrand, dahinter nur noch Wiesen, Wald und Berge. Fünf Minuten sind es runter bis Reith, das lockt mit einer Bergbahn und mit einem schönen Badesee mitten im Ort, ein Unikum.
Die Berge
Bergbahnen bringen Wanderer auf die Gipfel der Umgebung, mit der Alpbachtal-Gästekarte sogar kostenlos. Eine invasive Spezies eroberte auch die Alpbachtaler Bergwelt: Auf den 250 Kilometern MTB-Trails bilden die „Mopedfahrer“, so ein lästernder Österreicher beim Radpausenbier am Reither See, offenbar längst die absolute Mehrheit.
Die E-Biker – nicht selten adipös und ungelenk – pedalieren ohne jede Anstrengung den Panoramaweg hoch. Nur noch jeder zehnte Mountainbiker vertraut seiner Muskelkraft und kämpft sich keuchend im Wiegeschritt nach oben. Bergsport wurde offenbar zum Motorsport.
Was sehen, was tun?
Wer sein Chalet das ganze Wochenende nicht verlässt, tut das nicht mangels Sehenswürdigkeiten im Alpbachtal. Österreichs kleinste Stadt, Rattenberg mit knapp 400 Einwohnern und fast vollständig erhaltenem mittelalterlichen Stadtbild; die Kaiserklamm jenseits des Inn; vier Badeseen rund um Kramsach.
Aber irgendwie ist es zwischen Schlafzimmer mit Bergpanorama in XXL schon zum Aufwachen, Sauna, Terrasse und Pool doch am schönsten …
Souvenir-Tipp: Käse aus der Heumilchkäserei in Reith. Die Alpbachtaler Bauern verzichten auf Silagefutter und geben ihren Kühe nur frisches Gras und Alpenkräuter bzw. Heu. Daraus werden 16 Sorten Heumilchkäse gemacht, darunter drei in Bio-Qualität.
Preise und weitere Infos zu den Hygna-Chalets findet ihr hier und hier gibt es Ideen fürs Alpbachtal
Fotos von Shoot & Style, bureaurabensteiner.at und Peter Pfänder
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