Wintertage in Edmonton, Provinz Alberta, vergehen viel zu schnell: 160 Trails zum Langlaufen, Fatbiken oder Schneeschuhwandern, Schlittschuhlaufen in Downtown, die größte Shopping Mall Nordamerikas, Touren, um in die Kultur der First Nations einzutauchen: Das und noch viel mehr kann man in Edmonton/Kanada im Winter unternehmen.
1 Festivals satt, auch im Winter
Die Edmontonians, die Einwohner von Edmonton, wissen, wie man im Winter feiert, und packen die Tage auch in der kalten Jahreszeit mit Festivals voll.
Da wäre zum Beispiel das 10-tägige Silver Skate Festival (7.-17. Februar 2025), ein Event rund um Kultur und Kulinarik. Wer sich im Winter in Edmonton sportlich betätigen will, der sollte sich während des Canadian Birkie Ski Festivals (immer im Februar) im Skilanglauf versuchen.
In Eis gemeißelt: Edmontons internationaler Eisschnitzwettbewerb
Edmontons internationaler Eisschnitzwettbewerb – offiziell Ice on Whyte – findet im ICE District statt. Jeden Winter, meist Mitte bis Ende Januar, kommen einige der weltbesten Eisschnitzer nach Edmonton. Den Künstlern stehen 34 Stunden und 15 Eisblöcke zur Verfügung, um ihre Skulptur zu vollenden. Die volle Eis-Pracht wird dann am letzten Tag enthüllt!
2 Der Nationalpark vor den Toren der Stadt Edmonton
Etwa 45 Autominuten östlich von Edmonton liegt der Elk Island National Park, ein von der UNESCO anerkanntes Biosphärenreservat, das eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des kanadischen Prärie- und Waldbisons spielt.
Im Elk Island National Park liegen sanfte Hügel mit ausgedehnten Espenwäldern, Feuchtgebiete und Seen, in denen sich der Himmel spiegelt. Ein Rückzugsort nicht nur für Bisons, sondern auch für Elche, Kojoten und über 250 verschiedene Vogelarten.
Outdoor-Erlebnisse im Winter
Im Winter kann man im Elk Island National Park auf Trails schneeschuhwandern und langlaufen, in den Nächten lassen sich tanzenden Polarlichter beobachten.
Die lokale Universität hat die kostenlose Website Aurora Watch eingerichtet, auf der Interessierte die geomagnetische Aktivität in der Region verfolgen und sich auf mögliche Nächte mit Polarlichtern vorbereiten können. Der Nationalpark vor den Toren Edmontons ist dafür ein perfekter Ort.
3 Museums-Hopping
In Edmonton gibt es eine Vielzahl Museen, darunter das Royal Alberta Museum, das über die Geschichte der First Nations, die Eroberung Albertas durch Europäer sowie die vielfältigen Naturräume des Staates, seine Fauna und Flora informiert. Übrigens: Kostenlosen Eintritt bietet das AGA an jedem letzten Donnerstag im Monat von 16:00 bis 19:00 Uhr.
Die Art Gallery of Alberta, ein architektonisches Wahrzeichen in Albertas Hauptstadt, ist ein wunderbarer Ort, um an einem kalten Wintertag in die Kunstwelt einzutauchen. Zu den über 6.000 ausgestellten Gemälden, Skulpturen und Installationen gehören historische und zeitgenössische Werke.
Tipp: Das neue Restaurant „May“ in der Gallery. Küchenchef Jimmy setzt auf regionale und saisonale Zutaten, auf den Teller kommt zum Beispiel eine in der Pfanne gebratene Forelle mit Chorizo verde und Kimchi-Brühe.
4 Winterstimmung in Neon
Ungewöhnlich und kostenlos ist das Neon Sign Museum. Kuratoren der Stadt Edmonton sammelten Neonschilder, die alle restauriert und an der Ostwand des TELUS-Gebäudes und an der Südwand des Mercer-Warehouse-Gebäudes an der 104 Street und 104 Avenue angebracht wurden.
Wer eine volle Neon-Ladung auf die Netzhaut will, der kommt nach Einbruch der Dunkelheit. Die Kombi aus von farbigem Neon-Licht beleuchteten Schneebergen und dem nostalgischen Design der Schilder ergibt den perfekten Selfie- und IG-Hotspot!
5 Shop till you drop: West Edmonton Mall
Willkommen in Nordamerikas größtem Einkaufstempel. Die West Edmonton Mall ist eher ein eigenes Stadtviertel, in dem man sich verlaufen kann, als ein schnödes Einkaufszentrum.
Mehr als 800 Geschäfte und Restaurants, Foodcourts, eine doppelstöckige Go-Kart-Bahn, ein riesiger Wasserpark mit Wellenbad, Strand und Mega-Rutschen, ein Piratenschiff, eine Eisbahn (am Wochenende finden dort Eishockey-Spiele statt, die man umsonst von den Balustraden aus ansehen kann), ein Escape-Room, eine Bowlingbahn, eine Achterbahn und ein Minigolf-Court lassen das eisige Winterwetter vor den Türen vergessen. Vielleicht ist die West Edmonton Mall aber einfach auch nur ein Ort, um ein paar Mitbringsel für die Lieben daheim zu besorgen.
6 Ein Spiel der Edmonton Oilers besuchen
Eishockey ist „der“ kanadische Nationalsport, und die Edmonton Oilers gehören zu den bekanntesten und erfolgreichsten Teams in diesem puckschnellen Sport. Einmal im legendären Rogers Place in Downtown ein Spiel live sehen und die frenetischen Fans erleben, ist unvergesslich.
Die Oilers haben fünfmal den Stanley-Cup gewonnen, Eishockey-Legenden wie Mark Messier und Wayne Gretzky trugen das ikonische orange-blaue Trikot. Seit dem Jahr 2014 spielt Deutschlands bester Eishockeyspieler Leon Draisaitl bei den Oilers.
7 Schlittschuhlaufen zwischen Hochhäusern
Es gibt nichts Kanadischeres, als ein Paar Schlittschuhe zu schnüren und auf einem zugefrorenen See, Wasserlauf oder einer Eisbahn elegant zu gleiten.
Auf der Website der Stadt Edmonton werden regelmäßig die neuesten Informationen über die Öffnungszeiten der Eisbahnen und die Eisbedingungen aktualisiert. Bei den Edmontonians sehr beliebt sind der kunstvoll beleuchtete Victoria Park IceWay, die malerische Eisbahn in Downtown am Churchill Square oder die Eisbahn am City Hall Plaza. Also rauf auf die schmalen Kufen!
8 Eisangeln ist urkanadisch
Ja, auch im Winter wird in Edmonton geangelt. Wichtig ist, sich vorher über den Wetterbericht und den Eiszustand (das Eis sollte mindestens 10 cm dick sein!!) zu informieren. Dann braucht man nicht mehr als dicke Stiefel und warme Winterklamotten, eine Thermoskanne mit heißem Tee, eine Angelrute und Köder.
Ach ja, nicht ganz unwichtig ist ein Eisbohrgerät, denn sonst muss man nach bereits gebohrten Eislöchern suchen. Profis sitzen gerne in einem kleinen, mit Holzofen ausgestatteten Hüttchen, aber für den Anfang tut es auch ein klappriger Hocker oder Eimer. Auf Nummer sicher geht man mit einem Guide, der hat die nötige Ausrüstung und weiß, wo die Fische auch im Winter am besten beißen. exploreedmonton.com
Übrigens: Der Downtown nächstgelegene Teich ist der Hermitage Pond in der Nähe des North Saskatchewan River, nur 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt.
9 Essen und Trinken
Die Restaurant-, Craftbier und Barszene von Edmonton ist vielfältig, eben genau so, wie es sich für eine Großstadt mit knapp 1,2 Millionen Einwohnern gehört.
Eine tolle Kombi findet sich im kubischen Backsteinbau des Ritchie Market, ein mit einem Urban Design Award ausgezeichnetes markthallenähnlichem Gebäude. Innen dominiert Industrial Chic, es gibt große, bis zum Boden reichende Sprossenfenster unter einer hohen Decke sowie unverkleidete Metallrohre neben Stahlkesseln.
Der Ritchie Market beherbergt die bei Fleisch-Gourmets angesagte Metzgerei ACME Meats, den Little Duchess Bake Shop, Transcend, gleichzeitig Kaffeerösterei und Café, sowie die Craftbier-Brauerei Blind Enthusiasm Brewery and das Restaurant Biera.
Im Biera wird mit regionalen Zutaten gearbeitet. Empfehlenswert ist z.B. das feine Charcuterie-Brettl mit exzellenten Pasteten und hauchdünn geschnittenem Schinken, außerdem die exquisite Käseauswahl und dazu das hausgemachte, knusprige Brot.
Carpaccio und Indian Pale Ale
Man macht aber auch mit dem Carpaccio von der Regenbogenforelle oder den Kichererbsen-Lauch-Panisse auf Rote-Paprika-Hummus, Salsa Verde und Mangold alles richtig. Dazu bietet sich natürlich ein Beer Flight an. Den Bierrichtungen sind kaum Grenzen gesetzt, vom Pale Ale über ein Helles bis hin zu Bieren mit Königskirsch- und Himbeergeschmack sowie alkoholfreien Varianten hat das Lokal Biera von der Blind Enthusiasm Brewery nebenan mehr als genug auf Lager.
10 Geführte Tour auf den Spuren der First Nations
Keith Diakiw ist Métis-Kanadier, Geologe und Tourguide. Mit ihm taucht man tief in die Kultur der First Nations ein, während man am North Saskatchewan River entlangspaziert, an dessen Ufern Edmonton erbaut wurde.
Allerdings nutzten die indigenen Völker dieses Gebiet bereits seit mehr als 10.000 Jahren, um zu fischen und jagen, Handel zu treiben, zu siedeln, aber auch als heilige Stätte.
Indigener Kunstpark mit Aussicht
Endpunkt des Spaziergangs mit Keith ist der im Jahr 2018 eröffnete indigene Kunstpark mit einem atemberaubenden Blick auf das Flusstal und die Innenstadt von Edmonton. Das Areal wird înîw (EE-nu) genannt, was in der Sprache der Cree „Ich bin von der Erde“ bedeutet. Hier befinden sich sechs Kunstinstallationen, die von indigenen Künstlern geschaffen wurden und deren jeweilige Bedeutung tief in die Kultur der First Nations hineinreicht.
Feuer und Frauen
Exemplarisch die Installation „Isoktew“ von Amy Malbeuf. Das Werk besteht aus großen Skulpturen, die das Wort Iskotew, übersetzt „Feuer“, in Cree-Silbenschrift darstellen.
Das néhiyawewin-Wort für Frauen, iskwew, ist von dem Wort iskotew abgeleitet, und so reflektiert das Kunstwerk auch die heiligen Fähigkeiten der Frauen. Die pastellig-frischen Farben der dreidimensionalen Buchstaben wurden von den Cree bereits in früheren Zeiten, aber auch in zeitgenössischen Werken genutzt und spiegeln die Kohärenz und Lebendigkeit der indigenen Kulturen wider. talkingrocktours.com
Lust auf mehr Kanada? Wie wäre es mit Nova Scotia? Oder vielleicht im Winter nach Ontario? Großstädtisch wird es in Seattle und Toronto. Natur pur findet ihr auf einer Trekkingtour in Nunavik.
Info Edmonton
Anreise
Die einzige Airline, die von Europa im Winterhalbjahr Edmonton per Direktflug bedient, ist die niederländische KLM. Sie fliegt in den Wintermonaten dreimal wöchentlich direkt von Amsterdam Schiphol nach Edmonton. In Deutschland bietet KLM von 9 Flughäfen Zubringer nach Schiphol. KLM hat auch kombinierte Flug-Hotelpakete nach Alberta im Angebot, z. B. Flug und 1 Woche Hotel in Jasper ab 1.500 Euro. Weitere Infos zu Streckennetz und Sondertarifen unter KLM. Wir haben übrigens die neue KLM World Business Class und die KLM Premium Comfort Class für euch getestet.
Wetter im Winter
Edmonton mag im Februar ein verschneites Wunderland sein, aber es ist auch kalt. Bei einer durchschnittlichen Tageshöchsttemperatur von -1 °C !! ist es ratsam, warme Winterkleidung einzupacken. Stellt euch zwischen Dezember und März auf Temperaturen zwischen -10 °C und +3 °C ein. Fehlen sollte aber auch die Sonnenbrille nicht, denn Edmonton hat im Durchschnitt fünf Sonnenstunden pro Tag.
Weitere Auskünfte
Mehr Infos zu Aktivitäten, Hotels, Restaurants, Wetter usw. in und um Edmonton findet ihr auf exploreedmonton.com
Weitere Informationen über die kanadische Provinz Alberta könnt ihr unter travelalberta abrufen.
Übernachten
Mitten in Downtown liegt das neue JW Marriott Edmonton ICE District. Ein neues luxuriöses 4-Sterne-Hotel mit knapp 350 angenehm geräumigen Zimmern (alle mit Kaffeemaschine ausgestattet), die schicke Lobbybar verandelt sich am Wochenende in einen „place to be“.
Natürlich gibt es ein Spa, Pool mit Panoramafenstern und ein modernes Gym. Tipp: Bei der Buchung unbedingt nach einem Zimmer in einem höheren Stockwerk fragen, die Aussichten sind berauschend. Doppelzimmer ab Euro 250,–.
Fotos: Thomas Linkel (11), Explore Edmonton (15), unsplash: Chong Wei (2), Alex Pugliese, Dylan Ferreira, Glenna Haug, Justin Hu