Mit seinem neuen XXL-Wellnessbereich hat sich das in Oberstaufen gelegene „Haubers Naturresort“ an die Hotelspitze im Allgäu katapultiert. Da wird sogar das Heilfasten zum Vergnügen
Die Damen am Nachbartisch sind gleichermaßen irritiert wie entzückt, als die Bedienung ihnen das kunstvoll drapierte „Dreierlei vom Schwein“ serviert. Gehört das wirklich zum Fastenprogramm? Wäre ja noch schöner! Ist aber, wie sich schnell herausstellt, leider eine Verwechslung. Mit einem „Sorry“ landen die Teller bei uns. Doch keine zwei Minuten später wird das kleine Missgeschick korrigiert und den beiden das ihnen zustehende Essen aufgetischt. Mitleid? Nur bedingt: Fenchel samt Salat sehen wunderbar aus. Selten so wenig Kalorien in so üppiger und schöner Verpackung gesehen. Zufriedenheit an allen Tischen.
„Wir haben heut am vierten Tag ein bisschen einen Hänger“, gestehen die Damen nach einer Weile. „Wobei wir das schon kennen. Schließlich kommen wir zum wiederholten Male zum Fasten hierher.“ Große Augen, Stirnrunzeln. „Sicher, wir verpassen einige Highlights der Küche, das stimmt. Aber das Haubers bietet noch so viel mehr. Da sagen wir uns: Wenn man schon fastet, dann wenigstens in attraktiver Umgebung.“
Der „Relax Guide“ ist begeistert
Mit dieser Einschätzung sind sie sind nicht die Einzigen. Ungefähr jeder achte Hotelgast checkt hier ein, um sich, sei es mit medizinischer Betreuung oder „self guided“, trotz opulentem Essensangebot im Verzicht zu üben – Stichwort Fasten, Heilfasten, Schrothkur. Für dieses Naturheilverfahren, begleitet von Fastengesprächen und den berühmten Wickeln samt den „Packerinnen“, ist ja das Allgäu und insbesondere Oberstaufen weithin bekannt. Auch bekannt: Längst tummelt sich vor Ort und in der Umgebung im hochpreisigen Hotelsektor veritable Konkurrenz, doch „Haubers Naturresort“ mischt nicht nur gut mit. Es hat sich abgesetzt, an die Spitze.
So sieht es zumindest der „Relax Guide Wellnessführer 2023“, der „Haubers Naturresort“ zum besten Wellnesshotel im Allgäu adelte – wobei neben Wellness- und Gesundheitsaspekten auch Service, Küche und andere Faktoren miteinfließen. Das Fazit der Jury: „Das ,Haubers‘ bietet ein wahres Wasserparadies und ist ein ausgesprochen herzlich geführter Familienbetrieb, der Nachhaltigkeit schon zu einer Zeit gelebt hat, als der Begriff noch weitgehend unbekannt war.“
Wohl wahr: Was vor mehr als 30 Jahren als landwirtschaftlicher Betrieb mit wenigen Gästezimmern begann, ist heutzutage eine durchdachte Mischung aus exklusiven Erlebnissen für Urlauber und einer großen Liebe zur Natur. Aufgeteilt in die benachbarten Gebäude Landhaus und Gutshof setzt das im Oberstaufener Ortsteil Kalzhofen gelegene Viersterne-Superior-Wellnesshotel in 71 Zimmern und Themensuiten auf bodenständige, schlichte Eleganz mit hochwertigen Materialien. Kein Schischi, alles sehr pur.
Haubers DNA: Schlichte Eleganz mit viel Platz
Manchmal wirkt es dadurch fast ein wenig kalt. Was freilich Geschmackssache ist. Nach unserem könnte die Gutshof-Suite „Hochspitz-Hoch2“ ruhig ein, zwei Bilder oder auch einen Teppich vertragen. Was es im Überfluss gibt: Platz. Unser Badezimmer etwa ist riesig, da fände neben der XXL-Dusche mit viel Durch-/Einblick zum Wohnraum sogar noch eine Wanne Platz. Und in eben jenem Wohnraum, von dem eine Treppe ins offene Schlafgemach unterm Dach geht, könnte locker noch ein weiteres Sofa drin stehen.
Ist unser Refugium eine Ausnahme? Von wegen: Kein Zimmer und keine Suite verfügt über weniger als 42 Quadratmeter. Ein Paradies für Gäste, die es nicht eng wollen. Und für Puristen, die nicht überall etwas herumstehen, hängen, haben wollen. Angenehm weit schweift auch der Blick vom Balkon aus – auf die Hügel und den einzeln stehenden Baum gegenüber (und nach links auf die aufregend-aufragende Nagelfluhkette). Ganz nah liegt der 2.500 Quadratmeter große Naturbadesee und die 26 und 32 Grad warmen Außenbecken des Hotels.
Überhaupt der Wellnessbereich! Der heißt seit Herbst 2021 „Haubers Pools & Spa“ heißt und wuchert mit neun In- und Outdoorpools und überdurchschnittlich viel Schwimmfläche pro Gast. Trockenes Herzstück des verwinkelten, hellen Areals ist das als Kraftplatz geltende, weil direkt auf der Europäischen Wasserscheide stehende „Haus am See“.
Da geht man, dem gleichnamigen Ohrwurm von Peter Fox sei Dank, gleich noch beschwingter durch den überirdischen Bademantelgang ins sogenannte Elementarium samt Kamin und Teebereich – wo es nachmittagskleine Jausen, Suppen, Vitamine gibt – und von dort weiter zu den diversen Saunas, ins Infrarotzimmer und in den (derzeit zugefrorenen) Natursee. In den hüpfen auch manch Mutige nach dem Saunagang. Brrr, aber hui!
Haubers Naturresort? Haubers Heuresort!
Weniger Aufregung, mehr Wärme? Dann ab in die Kräuterkammer, ins Seenebel-Dampfbad oder an den Heukraxenofen. Das Heu spielt ohnehin eine Hauptrolle. Von Heu-Sirup bis Heu-Bett – bei Haubers wirkt, was auf den eigenen Wiesen wächst, und das sind mehr als 35 Kräuterarten. Das Versprechen: Linderung von Rückenschmerzen und Würze auf den Tellern – als Heu-Sud (wie ein Heu-Tee für den Körper), als Heu-Paket (auf der Softpackliege) oder als raschelndes Bergheu-Bett im Ruheraum.
„Komfort, aber keine Verschwendung“, herrscht laut Klaus Hauber im Naturresort. Ihm merkt man rasch seine ebenso ruhige wie zupackende Art an. Und seine Aura. Wobei er alles andere als ein Einzelkämpfer ist, im Gegenteil. Sein Credo lautet: „Die Familie ist die Burg.“ Das gilt womöglich erst recht nach dem tragischen Bergtod seiner Frau Sigrid, was die Kinder schlagartig an vorderste Front gerückt hat. Seither kümmern sich im täglichen Betrieb Klaus Hauber und Sohn Tobias um die land- und forstwirtschaftlichen Aufgaben. Die gerade einmal um die 30 Jahre alten Töchter Tanja und Eva führen nun die Abteilungen im Hotel. Und das mit Bravour.
Langlauf-Ski statt Schischi
So schön all die inneren Werte sind: Draußen warten weitere Schätze, im Sommer der Golfplatz, im Winter die Panoramaloipe, die direkt am Haus vorbeiführt. Was tun bei zu wenig Schnee? Im Dorf locken ein beschneibarer Rundkurs und – eigenes Auto vorausgesetzt – in Diepolz großartige, über 35 Loipenkilometer, die deutlich höher liegen und ergo länger befahrbar sind. Lust auf Alpin? Zu den zwar nicht riesigen, aber durchaus attraktiven Skigebieten am Hündle und Imberg fahren von der Kreuzung unweit des „Haubers“ Busse.
Doch man kann auch zu Fuß rund ums Hotel einiges entdecken, auch im Winter! Wir nehmen uns den 2,5 Kilometer langen Klimapfad vor, dessen Einstieg sich unweit des Landhauses befindet. Aber Achtung: Auf dem Weg bergauf gibt es nur all zu viele Möglichkeiten, zu trödeln. Beispiel Sonnenschaukel. Oder wenig später die Waldhängematten, die man einfach aus dem Waldschrank holt und einhängt und schon kann man herrlich baumeln (wenn sich jetzt noch die Schranktür wegklappen ließe, wäre es perfekt).
Einfach zum Schwärmen: 450.000 Bienen und ein Top-Blick
Vorbei am Kneipp-Becken im Wald geht es über die von Klaus Hauber gefertigte Treppe zum Kuhhimmel und vorbei am massiven „Bienenhotel“, in dem im Sommer rund 450.000 Bienen einziehen, weiter zum Schwalbennest. Das ist aber nicht für tierische Bewohner gedacht, sondern menschliche Gäste. Die befestigte Plattform, rund 200 Höhenmeter oberhalb des „Haubers“ gelegen, stellt nicht nur geographisch den Höhepunkt des über 60 Hektar großen Geländes dar.
Wie in einem Nest versteckt sich das Gesamtkunstwerk hinter einem runden Gebilde aus Fichten- und Robinienästen. Davor stehen Tische auf zwei Ebenen, dahinter grenzt der Wald mit Hängeschaukeln an. Ideal zum Fletzen und Fernsehen – in die Nachmittags- und Abendsonne. Schade, dass das hier servierte Bergfrühstück „nur“ im Frühjahr und Sommer angeboten wird. Es wird in höchsten Tönen gelobt.
Haubers‘ Hackschnitzel-Heizwerk, gut für die Wärme
Doch die Toilette hat es auch in sich, nämlich einen super Ausblick. Eindeutig eine der schönsten Toiletten der Welt! Das gilt vor allem für den Damenbereich, aber auch die Herren, pardon, urinieren mit Blick auf den Wald. Erleichtert geht es über einen lichten Weg hinab zum Gutshof, vorbei am erst 2022 eingeweihten Hackschnitzel-Heizwerk, das Gebäude, Zimmer, Büros, Restaurant und Spa-Bereiche mit Wärme aus 100 Prozent CO2-neutralem Holz, das Klaus Hauber zu 40 Prozent aus dem eigenen Wald entnehmen wird, versorgt.
Apropos Restaurant, das mit seinen Nischen und „Abteilen“ sowohl traditionelle (in Gestalt von Holzstühlen und -Tischen) als auch moderne Elemente bietet. Ähnlich sieht es in der Küche aus, die von der Mangoldschaumsuppe bis zum Himbeersorbet stets ein wenig extravagant daherkommt. Und immer exzellent. Hinter dem Konzept, urige Gerichte mit frischen Ideen zu kombinieren, steckt Küchenchef Tobias Boneberg.
Wo geht’s zur Bar?
Es fehlt im „Haubers“ wirklich kaum etwas. Höchstens eine Bar (und damit ist nicht die Salat- oder leckere Frühstücksbar gemeint, die gibt es sehr wohl!). Die aber sei in Planung, versichern die Haubers. Nun gut, Holundersaft hat ja auch was, und den Digestif gönnen wir uns eben im gemütlichen Kaminzimmer.
Das „Haubers“ ist eben weniger eine Hochburg für (nächtliches) Entertainment und/oder Familien (wenngleich sie schon willkommen sind), sondern eher eine für ruhe- und natursuchende Gäste mit Bedürfnis nach „gesundem Drumherum“. Und das wird bestens eingelöst, ohne dabei Behandlungs- oder Kuratmosphäre aufkommen zu lassen.
„Unser wichtigstes Kapital sind die Menschen“, so Klaus Hauber – und das spürt man! Was an der besonderen Familienkonstellation (und besonders jungen) Gastgebern liegt, aber auch an den aus 16 Nationalitäten bestehenden, rund 90 Mitarbeitern, die gut und mit Humor und reagieren, falls doch mal etwas schief gehen sollte. Etwa wenn das „Dreierlei vom Schwein“ bei den Fasten-Gästen landet. .
Lust auf weitere Hoteltipps im Allgäu? Wir haben schon einige getestet, etwa das Hubertus Mountain Refugio Allgäu oder die Schlossanger Alp. Das Klosterbräu in Seefeld ist auch nicht viel weiter …
Haubers
INFO „Haubers Naturresort“
Meerau 34, Oberstaufen, Infos und Preise: haubers.de
Oberstaufen Tourismus: oberstaufen.de