Auf dem Erstflug von Amsterdam nach New York testeten wir die nagelneue KLM Premium Comfort Class in der Boeing 787-10 sowie die KLM Crown Lounge 52 am Flughafen Amsterdam Schiphol
KLM hat ein großes, weltweites Streckennetz und fliegt von Amsterdam 163 Ziele in 69 Ländern an. Aus Deutschland starten die Niederländer von 10 Flughäfen nach Schiphol.
Dieser Flughafen ist über die Jahre regelmäßig erweitert worden und auch aktuell wird weitergebaut. Das Umsteigen gestaltet sich einfach, die Beschilderung ist ausreichend, aber es gibt auch in regelmäßigen Abständen große, einfach zu bedienende Touchscreens, auf denen sich der Weg finden lässt.
Über Self-Service-Automaten zum Non-Schengen-Bereich
Alle, die von Amsterdam eine Destination außerhalb des Schengen-Raumes als Ziel haben und einen biometrischen Pass besitzen, können sich über Self-Service-Automaten Zugang zum Intercontinentalbereich verschaffen. Die Wartezeit vor den Automaten betrug bei mir auf Hin-und Rückflug mit der KLM Premium Comfort Class jeweils weniger als 5 Minuten.
Nach diesem Kontrollvorgang eröffnet sich eine Welt aus Cafés, Restaurants, Klamottenläden und Co., aber auch eine Reihe Airlines-Lounges, von denen die mit Abstand größte und lässigste die KLM Crown Lounge (firmiert auf Plänen auch nur als Lounge 52!) ist.
Die KLM Crown Lounge 52
Für KLM Premium Comfort Class-FliegerInnen ist der Zugang nicht inkludiert, kann aber entweder online oder direkt vor Ort gekauft werden. Online kostet der Lounge-Zugang 55 Euro, vor Ort 65 Euro. Für Business Class-Kunden sowie Flying Blue Platinum- und Gold-Mitglieder sowie SkyTeam Elite Plus-Passagiere ist der Lounge-Zugang umsonst. Auch ein Kauf mit Meilen ist übrigens möglich.
Unglaubliche Lounge-Größe lässt staunen
Von 4.45 bis 22 Uhr bietet KLM auf unglaublichen 6.800 Quadratmetern alles, was man für einen längeren Transferaufenthalt braucht. Es gibt 20 Duschen, die man kostenfrei bei KLM-Mitarbeitern oder über die KLM-App reservieren kann, und Schlafkabinen, die extra kosten, aber auch mit Meilen bezahlt werden können.
Darüber hinaus stehen in der Crown Lounge hunderte Sitzplätze nicht nur an Tischen zum Arbeiten zur Verfügung, sondern auch auf gemütlichen Couches und Sesseln, deren Seiten so hoch gezogen sind, dass man sich beinahe wie in einer Muschel geschützt fühlt. An mehreren Buffets werden warme und kalte Speisen sowie verschiedenste Getränke angeboten. Die Lounge ist staunenswert groß und lichtdurchflutet, da sich eine komplette Seite mit Panoramafenstern über gefühlt 100 Metern Breite hin zum Flugfeld öffnet.
KLM legt viel Wert auf Kundenmeinung, und dabei kam heraus, dass Gäste gerne einen Balkon mit Sitzgelegenheiten hätten. Im oberen Teil der zweistöckigen Crown Lounge gibt es deshalb am stylishen Barbereich angedockt zwei zum Flugfeld hin offene Balkone, auf denen es sich gut in die Sonne blinzeln lässt oder Espresso getrunken werden kann.
Speisen vom Sternekoch im „Blue“
Außergewöhnlich ist auch das im zweiten Stock befindliche Restaurant „Blue“. Die extra zu zahlenden Gerichte sind von Sternekoch Joris Bijdendijk kreiert und werden nur aus lokalen Zutaten bereitet. Wer vor dem Flug gepflegt speisen will, sollte sich etwas Zeit für die hervorragende Küche nehmen und mit Blick auf das Vorfeld dinieren.
Ab zum Erstflug in der KLM Premium Comfort Class
Irgendwann ist es aber doch Zeit für unseren Flug KL645 nach New York JFK. Als Gast der KLM Premium Comfort Class kann ich neben zwei Check-in-Gepäckstücken eine Handtasche und zwei Handgepäckstücke mitnehmen und bin Teil des Preboardings der Boeing 787-10.
Während sich die Business vom Zustieg und der Galley nach vorne erstreckt, ist die Premium Comfort nach der Galley untergebracht und mit Sichtschutz von Boden bis Kabinendecke zur Ecokabine abgetrennt. Das schafft Ruhe, Privatsphäre und mehr als genügend Platz in den oberen Ablageabteilen. Check!
28 nagelneue Sitze sind in der Bestuhlung 2-3-2 in vier Reihen angeordnet. Bis zum November 2023 wird KLM alle Boeing 777- und 787- Flugzeugtypen in einem Multimillionen-Euro-Investitionsprogramm mit der neuen KLM Premium Comfort Class ausgerüstet haben.
Kunden wollten einen neue Klasse
Bei Kundenbefragungen hatte KLM festgestellt, dass sich das Reiseverhalten schon vor der Pandemie geändert hatte. Unternehmen sind kostensensibler, wollen ihren MitarbeiterInnen trotzdem die Möglichkeit bieten, zu arbeiten und zu entspannen, bevor die Termine am Zielort beginnen. Anspruchsvollere Privatpersonen suchen auf dem Weg in den Urlaub ebenfalls mehr Komfort und Ruhe, aber der Preis der Business Class soll es auch nicht sein. Ergo: Eine neue Klasse musste her, um die Lücke zwischen Eco und Business zu schließen.
Positive Positionierung auch beim Preis
Aber die KLM Premium Comfort Class steht nicht nur in Service, Catering und Platz auf eigenen Beinen, auch im Preisgefüge ist sie sinnvoll positioniert.
Über den Daumen gepeilt zahlt man für ein Business Class-Ticket etwa viermal so viel wie für ein Economy-Ticket, die KLM Premium Comfort Class kostet nur etwa doppelt so viel wie die Economy Class.
Genügend Komfort auch für größere Menschen
Und bereits der erste Eindruck ist positiv. Die Sitze sind in zurückhaltenden Blauschattierungen gehalten und ergonomisch geformt. Die höhenverstellbaren Kopfstützen passen auch für Personen, die deutlich größer als 180 cm sind, und verfügen über einen Klappmechanismus auf beiden Seiten, der die eingestellte Position nachhaltig während des gesamten Fluges hält. Damit kippt der Kopf im Schlaf nicht unkontrolliert zur Seite.
Beinfreiheit als Gamechanger in der KLM Premium Comfort Class
Die bequemen und sehr leichten Sitze sind nicht nur sehr ergonomisch und vom Härtegrad angenehm gepolstert, sie haben neben der Fußstütze auch eine ausfahrbare Wadenstütze, die die Sitzposition verbessert. Aber sie haben zum Vordersitz auch einen Abstand von imposanten 96,5 Zentimetern, also fast 18 Zentimeter mehr Beinfreiheit, als ein Economyplatz bietet.
Und das sind zusammen mit einer veritablen Sitzbreite von 50,8 Zentimetern genau die Zentimeter Unterschied zwischen „Kaum zu ertragen“ und „Wow, genug Platz zum gemütlich Ausstrecken“. Übrigens auch dann, wenn der Vordersitz ganz zurückgelehnt ist. Zusätzlich erhöht eine Wadenstütze die Bequemlichkeit.
Positiv vermerkt habe ich in dem Zusammenhang auch den im Gegensatz zu den allermeisten Mitbewerbern stark neigbaren Screen, der auch dann noch einen optimalem Guckwinkel ermöglicht, wenn der Vordersitz maximal zurückgelehnt ist, und das sind bei der neuen KLM Premium Comfort Class immerhin 20 Zentimeter. Zum Vergleich: Standard sind in der Economy zwischen 12 und 16 Zentimeter. Auch das macht einen deutlichen Komfortunterschied.
Großer Screen bringt Mediaspaß
Aber nicht nur ist der Neigungswinkel ausreichend bemessen, der Screen hat eine Bilddiagonale von 33,8 Zentimetern und gehört damit zu den größten in der Premium Eco Klasse.
Die Kopfhörer mit Rauchunterdrückung schotten sehr gut ab und bieten klaren Sound, die Auswahl an Filmen, Spielen, Hörbüchern und Fernsehserien ist groß, die Menüführung über den Touchscreen einfach, ebenso das Einwählen in das WIFI des Dreamliners mittels eines QR-Code-Scans.
KLM bietet auf Intercontinentalflügen 60 Minuten kostenloses Messaging an, damit können Messengerdienste oder SMS genutzt werden.
Um auf dem gesamten Flug frei surfen, chatten und E-Mmails empfangen zu können, kann für 18 Euro der „Surf-Pass“ vor oder während des Fluges gekauft werden. Die Verbindung funktionierte zuverlässig und schnell.
Clevere Lösungen rund um den Sitzplatz
Das KLM Premium Comfort Class-Team hat sich einige Gedanken zum Stauraum rund um den Sitzplatz gemacht. Herausgekommen sind clevere Lösungen: Um die nutzbare Sitzbreite zu erhalten und den Fußraum frei zu lassen, wurden in den Armlehnen tiefe Aussparungen geschaffen, in denen die Kopfhörer platzsparend aufbewahrt werden können und auch eine Wasserflasche Platz findet.
Bei vielen Airlines steckt die Wasserflasche unpraktischerweise in einem Fach vor der Sitzlehne, und während des Griffs dorthin stößt man leicht ein auf der Lehne stehendes Getränk um. Genau das vermeidet die KLM-Variante geschickt.
Ebenso intelligent ist die ausladende Form der Rückenlehnen und der nur noch schmale Spalt zwischen den Sitzen, wodurch sich die Privatsphäre erhöht. Voderfrau oder -mann auf den Laptop zu schauen ist damit passé.
Lade-Anschlüsse bietet die KLM Premium Comfort Class sogar mehr als die Business, nämlich 2 x USB sowie 1 x 110V.
Gut sind im Übrigen auch die vollständig versenkbaren Armstützen, denn das vergrößert den Sitzbereich, und zusammen mit dem guten Neigungswinkel habe ich zwei Stunden ruhig schlafend verbracht. Das Kissen ist weich, aber nicht besonders groß, die Decke sehr lang und haptisch angenehm.
Schmeckt’s in der KLM Premium Comfort Class?
Auf dem Flug nach New York gibt es das Hauptessen und einen Snack vor der Landung. Serviert wird auf wiederverwertbarem und recyletem Geschirr, das trotzdem einen hochwertigen Eindruck hinterlässt. Die Getränkeliste in der KLM Premium Comfort umfasst drei verschiedene Wein- und zwei Biersorten, härtere Spirituosen und als Cocktail den Bols Espresso Martini.
Zur Auswahl stehen neben Vorspeise und Dessert drei Hauptgerichte, darunter eine vegetarische Variante, auf unserem Flug Beluga-Linsen in Harissa-Sauce mit geräucherter Paprika, Zucchini und einer Spinat-Madeleine. Ich habe mich allerdings für den Kartoffelsalat mit mariniertem Gemüse, Lachs und grünem Spargel entschieden.
Spargel und Kartoffeln hatten Biss und waren angenehm gewürzt, der Lachs zart und nur mit Gabel teilbar. Zur Vorspeise wurde gegrilltes Hühnerbrustfilet mit Nusssalat und Mango-Hummus gereicht, dazu milder Honig-Ziegenkäse mit Blauschimmelkäse und Trauben.
Kulinarisch ausgefallen war der scharfe, aber schmackhafte Mango-Hummus, der gut zum Huhn, aber auch den Brötchen mit getrockneten Oliven und Tomaten passte.
Etwa 90 Minuten vor der Landung wurde ein gemischter Salat mit geräucherten Mandeln, Roter Beete und eingelegten Tomaten sowie Falafel-Häppchen mit Paprikakompott gereicht. Falafel und Paprikakompott waren ausgewogen gewürzt, der Salat kam allerdings ohne Dressing und rief Stirnrunzeln hervor. Das könnte am ersten Flug gelegen haben und wurde vom sehr freundlichen und kompetenten Kabinenpersonal als Kritikpunkt aufgenommen.
Amenity Kit auf nachhaltig
Nach dem Essen Zähneputzen und dann Augen zu? Das mit Repreve Our Ocean nur für die KLM Premium Class entwickelte Amenity Kit hilft weiter.
Es kommt in einem Netz aus Reycylingmaterial (v.a. ehemalige Plastikflaschen) und beinhaltet Ohrenstöpsel, Kugelschreiber, eine Schlafmaske aus wiederverwerteten Materialien, einer kompostierbaren Zahnbürste sowie einer kleinen Papiertüte mit zwei Kugeln Zahnpasta. Das ist durchdacht, spart Ressourcen und ist auch nach dem Flug nützlich, denn das Amenity-Netz ist groß genug, um damit zum Einkaufen zu gehen, oder es als Schuhnetz zu nutzen.
Fazit
Die neue KLM Premium Comfort Class bietet ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis. Die Details sind durchdacht und auf Nachhaltigkeit und Komfort getrimmt. Für Flüge bis 9 Stunden reicht die neue Klasse im Vergleich zur Business Class auch für Großgewachsene vollkommen aus.
Infos und Buchung
Mehr Infos zu Streckennetz und Sondertarifen unter KLM. Wer die KLM Premium Comfort Class mit den übrigen Klassen vergleichen will, wird hier fündig.
Interessiert an weiteren Airline-Reviews? Hier geht es zu den Tests von Singapore Airlines´ Premium Economy, der First Class von Swiss, der Business Class von Turkish Airlines oder der Business Class von Air France.
Bilder: KLM (8), Thomas Linkel (8)