Ist die neue Swiss First Class in der A340 ein Quantensprung gegenüber der Business? Lohnt sie sich? Zwischen Zürich und Tokio hatten wir über 11 Stunden Zeit, das herauszubekommen
An der First Class scheiden sich die Geister. Und auch die Strategien der Airlines: Zum einen rüsten Emirates (First Class Suites), Air France (La Première), Etihad (Residence) und Singapore Airlines (First Class Suites) ihre A380 und Boeing 777 auf. Zum anderen reduzieren British Airways, KLM oder Korean Air ihr First-Class-Angebot respektive verzichten vollständig darauf und begnügen sich mit der immer besseren Business Class.
Die Lücke zwischen „Vorn sitzen“ und der sogenannten Holzklasse wird immer häufiger mit einer Premium Economy geschlossen. Lufthansa verzichtet in den neuen A350-900 auf die First Class, bietet aber noch auf 40 Prozent ihrer Fernflüge eine First Class an.
Verjüngungskur für die A340-Flotte
Swiss hingegen hat auf allen Langstrecken ab Zürich in allen Flugzeugtypen First-Class-Sitze im Angebot, auch in ihren A340. Swiss ließ fünf Airbus 340, die über 15 Jahre alt sind, in den Elbe Flugzeugwerken über jeweils fünf bis sechs Wochen umbauen. Nach dem Fresh-up zu 20 Millionen Franken pro Maschine, bei dem unter anderem jeweils zwölf Kilometer neue Kabel verlegt worden sind, gibt es nun acht neue First-, 47 neue Business- und 168 neue Economy-Class-Plätze.
Swiss First Class: Was ist neu?
Die Airline spricht von einem „nose-to-tail cabin refurbishment“, das auch ein neues Bordunterhaltungssystem sowie WiFi on Board, LED-Moodlight und neue Bordküchen brachte. Die Kabinen-Hardware war nicht mehr zeitgemäß, auf Youtube gab es schon „Going retro“-Videos aus der alten FirstClass. Die Diskrepanz zur First Class der Boeing 777 war riesig.
Da schon moderne Business-Class-Sitze proStück so viel kosten wie ein 5er-BMW, kann man sich vorstellen, wie viel Geld für die penibelst verarbeiteten First-Class-Produkte mit schöner Haptik fällig wurde (von 250.000 Euro pro Stück will der „Robb Report“wissen).
Erster Eindruck und Sitzprobe
Helles, freundliches Beige bestimmt die Kabine der Swiss First Class. Gut 1,10 Meter hohe Side Panels umschließen den Gast. Die Sitze sind gut 56 Zentimeter breit, die Armlehnen lassen sich für spürbar mehr Schulterfreiheit im Liegen absenken. Stau- und Ablageraum sind aus meiner Sicht in den Business-Einzelsitzen besser und raffinierter. Die First-Class-Ottomanen mit Sicherheitsgurt bieten sich für einen Plausch mit mitreisendenFreunden an. Dank des großen Tischs sei die Ottomane gar für ein Dinner for two geeignet, erklärt uns die Purserette.
Die Sitzhärte in der Swiss First Class lässt sich dank Luftkissentechnikstufenlos regulieren, dies ist übrigens auch in der Business Class möglich.
Schmeckt’s? Swissness zum Beißen
Nur die Gerichte für die Swiss First Class aka Swiss First kommen in Aluschalen portioniert an Bord und werden erst dort vom Kabinenpersonal auf dem Geschirr angerichtet. Zarte Filets vom Balik-Räucherlachs stimmen uns auf Japan ein,auf der Vorspeisenkarte stehen außerdem Hummer mit Limette, Safrangelee und Fenchel und eine Auswahl St. Gallener Fleischspezialitäten. Zum Lachs gab es Laurent-Perrier Grand Siècle. Später orderten wir zum Rinderfilet den exklusiv für die Swiss First Class abgefüllten, wunderbaren Pinot Noir First 2017 vomThurgauer Weingut Burkhart.
Binge Watching oder Schlafen?
Der 32-Zoll-Bildschirm der Swiss First Class dürfte Branchenrekord sein. Mit über 80 Zentimeter Bilddiagonale, fast 75 ZentimeterBreite nimmt er fast die gesamte Breite der Suite ein. Die alte First Class kam über zehn Zoll (25,4 Zentimeter) nicht hinaus. Schade, dass das Noice Cancelling der Kopfhörer nicht effektiv war. Gerade weil die A340 recht laut ist, fiel dies unangenehm auf.
Stopover in der Swiss First Class Lounge
Wer will, schlüpft in den bereitgestellten Pyjama und kuschelt sich in das hochwertige Bettzeug. Am folgendenMorgen warten Pflegeprodukte des Luxusherstellers La Prairie aus dem Amenity Bag von Bally.
Swiss hält an ihrem Heimatflughafen Zürich, der seitJahren immer wieder zum führenden Airport Europas gewählt wird, Lounges für Business-, First-Class- und Senator-Gäste bereit. Warme, natürliche Farben sowie schöne Oberflächen. Man sitzt sehr bequem auf Vitra und De Sede. Zum Luftschnappen geht es auf die große, umlaufende Terrasse der Terminal-E-Lounges. Die First Class Lounge im Dock E ist 750 Quadratmeter groß, bietet ein À-la-carte-Restaurant (das Rinder-Tartar war Spitzenklasse und schön spicy) und zwei „Day Rooms“: veritable Hotelzimmer, eines behindertengerecht.
Die Lounge wurde von Skytrax zur „World’s Best First Class Lounge“ gekürt. Als First-Class-Kunde kann man einen Gast mit einem Staralliance-Ticket für diesen Tag mit in die Lounge bringen. Den Zugang zur Business Lounge kann man auch als Economy-Passagier für 42 Euro buchen.
INFO SWISS
Die Swiss fliegt mit ihren A340 unter anderem nach Tokio. Unseren Test der Swiss Business Class findet ihr hier. Preise, Routen und mehr unter swiss.com