Swiss betrachtete die Boeing 777-300 als ihr „Flaggschiff “ und fliegt damit auch nach San Francisco, São Paulo, Los Angeles, Miami, Bangkok und Singapur. Unser Testbericht …
Swiss Business Class – der erste Eindruck beim Betreten. Geschmackvolles Understatement, schnörkellos und praktisch. Ein wenig nüchtern fast, erinnert etwas an ein Großraumbüro. Ungewöhnlich: Fensterplätze Reihe für Reihe abwechselnd mit Einzel- und Doppelsitzen – da sollte man bei der Platzreservierung schnell sein.
Wer auf einem der Doppelsitze am Fenster landet, muss auf dem Weg zum WC über die Beine des Nebenmanns klettern. Aber diese Sitzanordnung ist wohl die ökonomisch effizienteste. Swiss zeigt bereits vor dem Flug Qualität: übersichtliche, stabil laufende Website, klare Menüführung und automatischer Check-in, bei dem die Boardingpässe per SMS oder Mail aufs Smartphone flattern.
Sitzprobe Swiss Business Class
Die neuen, überschaubare 52 Zentimeter breiten Sitze der Swiss Business Class (zwei starke Mitbewerber auf den Asien-Strecken haben an Bord der 777-300 ER Business-Sitze montiert, die 20 bis 23 Zentimeter breiter sind) lassen sich zu einem zwei Meter langen Bett ausfahren. Zum Vordersitz sind es großzügige 201 Zentimeter Abstand, mehr als bei der Konzernmutter Lufthansa, die über 163 Zentimeter nicht hinauskommt.
Durch die Sitzbreite wird es im Schulterbereich für athletische Reisende beim Schlafen eventuell eng. Dafür kann man die Beine entspannt ausstrecken, ohne sie anwinkeln oder irgendwo hineinzirkeln zu müssen. Solange man sitzt, sitzt man wie auf Wolken.
Statt Polster haben die Sitze in der Swiss Business Class Luftkissen, deren Härtegrad und Einsinktiefe sich stufenlos fein justieren lassen. Geschmacksache ist die Massagefunktion der Sitze – ich persönlich finde sie angenehm, andere sprechen von Spielerei. Dazu nützliche Gadgets wie Kopfhörer- und Wasserflaschenhalterung.
Schmeckt’s? Swiss Taste of Switzerland
Das vor 15 Jahren ins Leben gerufene Gastrokonzept Swiss Taste of Switzerland hat schon viele Preise eingeheimst. Schweizer Spitzenköche bringen auf dem Flug in die Ferne mit saisonalen Gerichten aus diversen Kantonen eine geballte Portion kulinarisches Lokalkolorit auf die Teller.
Auf unserem Flug waren es Baliklachs-Tartar mit Roter Bete und Ziegenkäse nach einem Rezept des Tessiners Andreas Schwab. Danach gab es Rinderfilet mit Kräuterkruste und Rotweinsoße nach einem Rezept von Jean-Marc Soldati aus dem Jura.
Dazu einen wunderbaren Bündner Davaz Fläsch Pinot Noir. Auf dem Rückflug verwöhnten Kreationen des Schweizer Chef de Cuisine im „Peninsula Hong Kong“ die Gaumen. Florian Trento ändert das Menü alle drei Monate. Wir hatten ein delikates Vitello Tonnato und gegrillten Lachs mit Orangen-Rosmarin-Glasur.
Auf Vorbestellung gibt es für Passagiere nicht nur in der Swiss First und Swiss Business Class, sondern auch der Economy insgesamt 18 Spezialmenüs, unter anderem laktose- und glutenfrei, für Kunden mit Nussallergie so- wie für Hindus, Muslime, Juden, Jain und Veganer. Ein Highlight für alle Espresso-Liebhaber: Auf Wunsch bekommt man einen nicht nur frisch zubereiteten, sondern auch richtig guten, heißen Espresso serviert.
Ablenkung? Swiss-Entertainment
Großer, bildstarker 16-Zoll- Touchscreen und eine ordentliche, aber nicht opulente Auswahl von mehr als 140 Filmen und vielen TV-Programmen, von neuen Kinohits über Serien bis zu Dokus. Dazu kommen über 400 verschiedene CDs und Musikkanäle. Wem dies nicht genügt, der kann im Internet surfen. Dann werden für das 50-MB-Datenpaket 17 Euro fällig.
Die Business Lounge: Swissness unterm Hinterm
Swiss hält an ihrem Heimatflughafen Zürich, der seit Jahren immer wieder zum führenden Airport Europas und unter die zehn besten der Welt gewählt wird, im Terminal E drei Lounges für Business- Class-, First-Class- und Senator-Gäste bereit.
Die Business Lounge bietet auf 1.200 beidseits raumhoch und voll verglasten Quadratmetern Platz für gut und gern 200 Passagiere. Warme, natürliche Farben sowie schöne Oberflächen herrschen vor – und man sitzt sehr bequem in Möbeln der Edelhersteller Vitra und De Sede. Das sorgt für Swissness unterm Hinterteil.
Lose platziert gewähren die Sessel schon reichlich Privacy. Wer noch ungestörter ein größeres Pensum an Arbeit erledigen will, zieht sich an einen der sechs Plätze in der „Work Area“ zurück, danach locken Liegen im Ruheraum zu einem Power Nap oder Front Cooking mit einer großen Menüwahl. Die große Terrasse entlang der Längsfront sorgt für ein hautnahes Airport-Flair. Für Plane Spotter, die alles es noch genauer sehen wollen, stehen gute Ferngläser parat.
Gäste mit Senator-Status dürfen sich in der gesonderten Lounge im Whisky Club an einer wunderbaren Auswahl von mehr als 200 Whiskysorten delektieren, darunter Klassiker und Raritäten aus Schottland, Irland, Japan, den USA und Deutschland. Dazu gibt es gen Süden ein grandioses Bergpanorama – so vergeht die Wartezeit wie im Flug.
Resümee Swiss Business Class
Wie sollte es anders sein: Service, Hardware und Verpflegung sind wie die besten Positivklischees zur Schweiz – proper, sauber, sehr präzise, pünktlich, strukturiert, freundlich-unaufgeregt. Dies gilt auch für das Amenity-Kit – ein textiles Täschchen respektive eine Blechdose von Victorinox statt Kunstleder-Ramsch.
Habt ihr Interesse an unserem Air France Business Class Test? Oder an unserem Inflight Check der Premium Economy von Singapore Airlines?
Swiss Business Class
INFO SWISS
Die Swiss fliegt mit ihren Boeing 777-300 u.a. nach San Francisco, Los Angeles, Hongkong, Miami, Singapur und Bangkok. Preise, Routen und mehr findet ihr unter swiss.com, unseren Test der Swiss First hier