Warmes Meer, palmengesäumte Lagunen, samtweicher Strand und Südsee im Fototapeten-Look. Dazu gewähren die Einwohner überraschende Einblicke in ihre Kochtöpfe
Was meint ihr, wie sollen wir den hier kochen?“ Captain Moko schaut uns fragend an und zieht dem frisch geangelten Großaugen-Thun die silbrige Haut vom Leib. Dann gibt sich der sonnengebräunte Fischer lachend selbst die Antwort: „Am besten gar nicht!“ Der stämmige Insulaner zückt das Filetiermesser und löst das lilafarbene Filet vom Knochen. Säbelt eine Scheibe ab, tunkt sie in ein Schälchen mit Soja-Wasabi-Soße und streckt sie mir entgegen. Probier mal! Ich probiere mal.
Das Gourmetstück zerschmilzt auf der Zunge. Für Sashimi-Liebhaber ist Mokos Fischstation im Ngatangiia Harbour ein Paradies auf Erden. Was hier nicht direkt verkauft wird, wandert ins „The Mooring Fish Cafe“ nebenan, ein cooles Bistro in einem ausrangierten Seefrachtcontainer.
Fast Food mit Mahi-Mahi
Dort serviert Miss Mata, eine hübsche Insulanerin mit schwarzen Augen und weißer Perle im Ohr, nicht nur Thunfisch-Leckereien, sondern auch paniertes Mahi-Mahi-Filet auf Sandwich und Salat. Fast Food auf Polynesisch!
Sag Ja zum No-No-Eiland
Der Archipel der Cook Islands liegt im Südpazifik, 3.000 Kilometer nordöstlich von Neuseeland. Die Hauptinsel Rarotonga, ein Fünftel so groß wie München, lässt sich in knapp einer Stunde auf dem Motorroller umrunden. Dabei passiert man jede Menge hübsche Häuser mit grünen Gärten, die den Eindruck recht gleichmäßig verteilten Wohlstands suggerieren. Luxusvillen, Blechhütten, Bürokomplexe oder andere zivilisatorische Extreme entdeckt man keine. Es gibt sie auf der ganzen Insel nicht.
Wohl deswegen behaupten manche Zeitgenossen auch, Rarotonga sei das No-No-Eiland: no Starbucks und no McDonald’s. Dafür rennen Ziegen, Schweine und Hühner frei herum. Wer es schafft, ein wildes Huhn zu fangen, darf es essen, heißt es. Da der typische Cook-Islander aber sein Huhn lieber verzehrfertig im Supermarkt kauft, dürfte es weit mehr frei laufende Hühner als Menschen auf der Insel geben.
Rund um die Insel
Auf der Vespa geht es vorbei an Palmen, Papayaplantagen, leuchtenden Bananenstauden und aquamarin gestrichenen Wartehäuschen für den Inselbus. Auf hölzernen Ständen am Straßenrand stapeln sich exotische Früchte zum Verkauf. Mitunter eröffnet sich während der Fahrt ein vielversprechender Blick auf die blaue Lagune, die Rarotonga wie ein Ring umschließt. Herrliche Strände wie der von Muri und Aroa sind der Stoff, aus dem Südsee-Träume sind.
Haufenweise liegen Hibiskusblüten auf dem Boden, weicher Korallensand kitzelt unter den Fußsohlen. Palmen und Kasuarien rauschen sanft im warmen Wind. Die Luft 30 Grad, das Wasser 27 Grad. Es braucht keinen Liegestuhl um den Rest der Welt zu vergessen.
Lady Papaya mit Kunstsinn
Tags darauf hängen Wolken vor den grünen Hügeln des Hinterlandes. Die Luft ist voll vom Duft exotischer Blüten, die Straße feucht vom nächtlichen Regen. Versteckt in einem tropischen Garten lebt und arbeitet Minar Henderson. Hinter einer aus recycelten Bootsplanken gezimmerten Ladentheke strahlt die groß gewachsene Köchin und Künstlerin unter einem Blütenkranz wilder Orchideen hervor.
Aus verschiedenen Materialien, die allesamt von den Cook Islands stammen, kreiert sie stilvolle Accessoires: mit Blütenmotiven bedruckte Tücher, bunt geflochtene Körbe und Lampenschirme aus Federn. Doch ihr Garten bleibt Minars ehrgeizigstes Projekt. „Alles hier wächst organisch, also ohne Kunstdünger und Pestizide. Mit unwiderstehlichem Lächeln bietet Minar mir als Beweis eine orange leuchtende Papaya an. Der süße Saft, der im Insel-Slang Paw Paw genannten Frucht, schmeckt einfach köstlich.
Dinner-Hopping im Minivan
Abends kosten wir bei einem Progressive Dinner auf der Terrasse von Jane und Dan Kelly den südpazifischen Rohfischsalat Ika Mata. Die in Limettensaft und Kokosmilch sanft marinierten, mit roten Zwiebeln, Koriander und Chili verfeinerten rohen Fischwürfel schmecken erfrischend würzig und gar nicht fischig. Dazu lauschen wir den Klängen von Dans Ukulele im goldenen Licht der untergehenden Sonne. Zuvor hatte Dan unsere Gruppe durch seinen Garten geführt, uns die Gräber seiner Vorfahren gezeigt und uns dann in der Kunst des Kokosnuss-Öffnens unterwiesen.
Zum zweiten Gang geht es im Minibus zur luftigen Terrasse des nächsten Gastgebers. Das Buffet dort hält Fisch mit Reis, im Bananenblatt geschmortes Huhn und Rukau, ein spinatähnliches Gemüse, bereit. Dazu wird süffiger Weißwein aus Neuseeland serviert. Mit süßem Bananenbrot runden unsere letzten Gastgeber Tom und Lorraine den familiären Cook Islands Gourmetabend ab.
Blütenrausch im Flieger
Zeit für einen Abstecher. Ein Propellerflugzeug bringt uns nach Mitiaro. Die Insel ist so klein, dass sie im Werbeprospekt des lokalen Tourismusbüros gar nicht erst erwähnt ist. Grund genug, dem Eiland einen Besuch abzustatten.
Dunkle Frauen umlagern einen windschiefen Pavillon, der das Flughafengebäude sein muss. Jemand legt mir einen feucht-schwer duftenden Blütenkranz um den Hals und stellt sich als Vivian vor. Dann holpern wir im Vintage Pick-up in die 170 Seelen große Inselgemeinde, wo ich neben Vivians Haus meine „Are Kikau“ beziehe, eine spartanische Unterkunft mit reetgedecktem Giebeldach unter hohen Palmen. Immerhin gibt es Strom, ein Bad und ein Moskitonetz.
Das Glück, keinen Traumstrand zu haben
Der Alltag auf Mitiaro ist von Gemächlichkeit geprägt. Jeder kennt jeden. Die fast klösterliche Ruhe und Ausgeglichenheit der Inselbewohner überträgt sich innerhalb kürzester Zeit auf die Besucher.
Mitiaros größtes Glück ist es, dass es keinen spektakulären Traumstrand besitzt, der typische Warmwasser-Touristen anlocken würde. Man findet zwar einige Buchten, doch zum Baden fahren wir mit Matu, einem schweigsamen Einheimischen, an eine unterirdische Süßwasser-Gumpe. In der dunklen Höhle mit Tropfsteingewölbe ist es herrlich kühl.
Garen im Erdofen
Vivians Freundin Auntie heizt unterdessen ihren Erdofen, den Umu an. Spontan haben die Gastgeberinnen beschlossen, unseren letzten Abend mit einem authentischen Südsee-Essen zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.
Bald setzt im Dorf angenehme Betriebsamkeit ein. Nachbarin Beryl wässert tiefgefrorenen Fisch. Ray und Chris, zwei Australier, die seit Monaten an Mitiaros neuem Hafenbecken bauen, kümmern sich um das Feuerholz. Zwei Jungs holen Trink-Kokosnüsse von der Palme.
Wenn der Bastrock spannt
Bald werden Barrakuda, Papageienfisch und Huhn in Bananenblätter gerollt und mit glühenden Steinen in einem in die Erde eingegrabenen Eisenfass versenkt. Zu guter Letzt wird alles mit einer Lage Blätter abgedeckt.
Als wir das duftende Gargut Stunden später bergen, ist es längst Nacht. In dem Bewusstsein, einem einmaligen Ereignis beizuwohnen, lassen wir das üppige Mahl genüsslich auf der Zunge zergehen. Und wenn danach der Bastgrock spannt, stört das hier keinen.
Lust auf weitere kulinarische Reisen? Wie wäre es mit einem kulinarischen Kurven-Trip in Slowenien?
Info Cook Islands
Anreise
Air New Zealand fliegt wöchentlich über London und Los Angeles in 29 Stunden nach Rarotonga. Da lohnt sich vielleicht das Premium-Economy-Angebot?
Veranstalter
Das “Progressive Dinner” auf Rarotonga findet montags und donnerstags statt. Zu buchen beim lokalen Veranstalter Cook Island Tours.
Schlafen
Die sympathischen Bungalows des Palm Grove im Südpazifik-Look liegen direkt an einem paradiesischen Sandstrand.
Authentische Reiseerfahrungen sammelt, wer auf der Insel Mitiaro privat absteigt . Das Homestay Paket von Cook Island Tours enthält die Unterbringung in einer einfachen Hütte, drei Mahlzeiten am Tag sowie Flughafentransfers.
Schlemmen
Frischer Fisch vom Frachtcontainer-Restaurant The Mooring Fish Cafe. Einfache und frische Inselküche ohne Allüren.
Inseltypisches Beach Barbecue Buffet mit Sunset in der Bar Shipwreck Hut . Samstags mit Seafood-Menü und dem „Elvis von Rarotonga“.
Infos
Hilfreiche Tipps und Informationen zur Reiseplanung gibt es beim Tourismusbüro Cook Islands