Auf dem Erstflug von Amsterdam nach Kapstadt testeten wir die nagelneue KLM World Business Class in der Boeing 777-300
Die Airline aus den Niederlanden bedient vom Flughafen Amsterdam Schiphol aus 174 Ziele in 69 Ländern. KLM fliegt ab Deutschland von 10 Flughäfen nach Schiphol. Dieser Flughafen wächst seit Jahren und auch aktuell wird gebaut. Meine Umsteigezeit beträgt 95 Minuten, das sollte doch problemlos klappen.
Über Self-Service-Automaten zum Non-Schengen-Bereich
Da ich von Amsterdam eine Destination außerhalb des Schengen-Raumes als Ziel habe, muss ich durch die Passkontrolle. Die Warteschlange ist erheblich, aber mit biometrischem Pass komme ich über die Self-Service-Automaten innerhalb von 10 Minuten zum Intercontinentalbereich. Check!
Die verbleibende Transferzeit bis zum Flug in der KLM World Business Class nutze ich für einen Besuch in der hervorragenden KLM Crown Lounge (firmiert auf Plänen gelegentlich nur als „Lounge 52“!).
Zugang zur KLM Crown Lounge 52
Für KLM World Business Class-FliegerInnen ist der Zugang selbstverständlich inkludiert, genauso wie für Flying Blue Platinum- und Gold-Mitglieder sowie SkyTeam Elite Plus-Passagiere. Für alle anderen kostet der vorab online reservierte Lounge-Zugang 55 Euro, vor Ort 65 Euro, außerdem ist ein Kauf mit Meilen möglich. Mehr persönliche Eindrücke aus der Lounge finden sich im Test zur KLM Premium Comfort Class.
Ab zum Erstflug in der neuen Business Class
Nach einem entspannten Espresso und einem langem Blick vom Lounge-Balkon auf das Vorfeld ist es Zeit für meinen Flug KL597 nach Kapstadt. Als Gast der KLM World Business Class kann ich zwei Handgepäckstücke (max. 18 kg) und eine Handtasche mitnehmen. Mit einem Standard- oder Flexticket sind zwei Check-in-Gepäckstücke à 32 kg möglich, nutze ich ein „Light Ticket“ ist ein Check-in-Gepäckstück à 23 kg erlaubt.
Preboarding in die KLM World Business Class
Etwa 45 Minuten vor Abflug beginnt das Preboarding für unseren Tagflug, und wenige Minuten später betrete ich die Boeing 777-300 „Orange Pride“ Zwei Reihen der Business liegen vom Zustieg und der Galley nach rechts, der Rest der KLM World Business Class erstreckt sich nach vorne.
Bestuhlung an Bord
35 nagelneue Sitze sind in der Bestuhlung 1-2-1 in neun Reihen angeordnet. Bis Mitte 2024 wird KLM alle Boeing 777-Flugzeugtypen in einem Multimillionen-Euro-Investitionsprogramm mit der neuen World Business Class ausgerüstet haben.
KLM hat bereits die Dreamlinerflotte mit neuen Business Class-Sitzen ausgestattet und dazu umfangreiche Kundenbefragungen zum Komfort unternommen. Auf Basis der Kundenmeinungen wurden die schon sehr guten Sitze noch einmal an 14 Punkten verbessert. Einiges betrifft die Materialien und die Haptik, anderes weitere, sinnvolle Features. Also: Rein in den Sitz!
Die brandneuen Sitze in der KLM World Business Class
Erster Eindruck: Die dunkelblauen Sitze sind straff gepolstert und unterstützen an den richtigen Stellen, u.a. gibt es eine justierbare Polsterung für den Lendenwirbelbereich. Für Start und Landung legt man einen Dreipunktgurt an. Die Kopfstütze mit angenehmem Ledertouch ist höhenverstellbar, die Seitenteile klappbar, und die gesamte Kopfstütze kann nach vorne geneigt werden.
In einer Armlehne hat KLM Touch-Tasten integriert, sodass man ohne Armverrenkung den Sitz verstellen kann. Neun Bedienelemente stehen dafür zur Verfügung, der Sitz kann über drei vorgegebene Positionen, aber auch komplett individuell eingestellt werden.
Full-Flat-Sitz mit viel Beinfreiheit
Der neue Business Class Sitz ist full flat ausfahrbar, die Liegelänge misst hervorragende 198 Zentimeter, Breite 53 Zentimter, das reicht auch für große Personen. Eine Neuerung floss u.a. in den Fußraum: Durch eine Versetzung von Motoren und die Nutzung einer etwas dünneren Auflage haben sich die Fläche und die Höhe des Fußraums verbessert.
Nun ist so viel Platz, dass die Füße beim Schlafen auch in verschiedenen Schlafpositionen nirgendwo mehr anstoßen. Gut gefällt mir auch das bläuliche Licht im Fußraum, ich finde, es sorgt für eine sehr heimelige Atmosphäre. Für erholsamen Schlaf, egal, ob in Rücken-, Bauch- oder Seitposition, ist dieser Sitz sehr gut geeignet. Check.
Massage gefällig?
Ein sehr positiver Nebeneffekt des neuen Sitzes der KLM World Business Class ist die eingebaute Massagefunktion. Genutzt habe ich sie auf dem 10 Stunden und 32 Minuten langen Flug nach Kapstadt etwa sechs Stunden, genau genommen die gesamte Zeit, in der ich in meiner „Kabine“ am Laptop gearbeitet habe. Mein Rücken war anschließend entspannt, die Arbeit erledigt.
Mitgedacht: Ergonomisch sinnvolles Detail bei den Armstützen
Sehr positiv ist mir auch die auf einer Sitzseite komplett versenkbare Armstütze aufgefallen. Das schafft automatisch mehr Platz beim Schlafen. Wird sie hochgefahren, hat sie die gleiche Höhe wie die fest verbaute Armstütze auf der anderen Sitzseite. Das ist v.a. beim längeren Arbeiten am Laptop sehr angenehm.
Cocooning-Effekt in der neuen KLM World Business Class
Was den Business Class-Platz quasi zum First Class-Gefühl aufwertet, ist der Cocooning-Effekt. Die Sitzschalen vom eigenen und dem Vordersitz sind so weit hochgezogen, dass man im Sitzen keinen anderen Gast sieht. Noch mehr Privatsphäre hat man in den zum Fenster gedrehten Seiten-Abteilen. Dort ist das Cocooning-Feeling perfekt.
Besonderer Bonus: die zuziehbare und mit einem Magnetschlussmechanismus versehene Tür an jedem Sitz. Weiteres Detail: Die Führung der Tür wurde so konstruiert, dass beim magnetischen Einschnappen kaum ein Geräusch zu hören ist. Das Schnappen der Türen bei anderen Business Class-Sitzen kann beim Arbeiten und Schlafen durchaus nerven. In der KLM World Business Class schließt die Tür beinahe geräuschlos.
Ablageflächen satt
Wer länger fliegt, will einiges griffbereit haben, ohne aufstehen zu müssen. Deshalb steht ein mit einem Druckknopf versehenes Schränkchen an jedem Platz zur Verfügung.
In der Tür ist ein etwa DIN A4-großer Spiegel angebracht, praktisch für einen Routineblick. Ins Schränkchen passen Tablet, Wasserflasche, Amenity Kit, Noise-Reduction-Kopfhörer und ein Smartphone. Ein Gummi gibt den Dingen Halt, zusätzlich hat das Fach eine erhöhte Bodenkante, damit das Handy nicht rausflutscht.
Verrutschen schwer gemacht
Übrigens ist auch an allen anderen Ablageflächen eine Kante angebracht und die Oberflächen sind aus rutschfestem Material – clever, aber auch haptisch hochwertig. In der großen Ablagefläche neben dem Sitz gibt es auch eine etwa 3 Zentimeter tiefe Versenkung für Glas oder Flasche. Auf meinem Flug hatten wir über längere Zeit Turbulenzen, aber die Wasserflasche stand fest.
Induktives Laden des Smartphones möglich
Natürlich gibt es in der neuen KLM World Business Class verschiedene Lademöglichkeiten über einen 110-Volt-Anschluss, über USB- und USB-C. Aber nicht in der Sitzlehne, in Bodennähe oder in Kopfhöhe, wie sonst bei den allermeisten Sitzen üblich, sondern bequem neben dem 18 Zoll großen Monitor zu erreichen. On top spendiert KLM ihren Gästen induktives Laden auf der Ablagefläche neben dem Sitz!
Praktische Kleinigkeiten in der KLM World Business Class
Regelmäßig fallen Smartphones in jede Art von Sitzritzen. Oft darf der Sitz dann nicht mehr verstellt werden, um das Telefon nicht zu zerquetschen. KLM hat selbst die schmalsten Öffnungen rund um die Sitzfläche und hinter dem Sitz verschlossen. Damit kann jeder Gegenstand problemlos geborgen werden.
Gut gefallen hat mir auch der herausziehbare, große Tisch. Er ist einfach zu verschieben, hat aber zusätzlich Positionen, in denen er leicht einrastet und so beim Essen oder Arbeiten nicht mehr verrutschen kann.
Wie schmeckt es in der KLM World Business Class?
Bereits vorab besteht die Möglichkeit, das eigene Menü online auszuwählen. Drei Hauptgerichte werden angeboten, davon eine vegetarische Variante, in diesem Fall Quiche mit Trüffel, für die ich mich entschieden habe. Daneben standen ein Rotbarsch in Pfeffersauce und mit Trüffelpüree sowie ein Rindergulasch mit Kartoffelpüree, Bratkartoffeln und französischem Senf zur Auswahl.
Als kalte Vorspeisen sind eine mit Lachs gefüllte und mit Estragon-Dressing garnierte Nudelschale, dazu Bohnensalat, Kürbis-Salat und ein Orzo-Nudelsalat mit Pinienkernen im Angebot. Highlight ist der feine Geschmack der Lachspaste in Kombi mit der Schärfe des Dressings. Dazu passt der spritzige Riff Pinot Grigio mit Blumennoten und angenehmer Säure.
Zum Hauptgericht, das mir von den während des gesamten Fluges sehr aufmerksamen und freundlichen FlugbegleiterInnen gereicht wird, nehme ich einen Boschendal Chardonnay von 2021. Neben den beiden Weißweinen stehen auch drei Rotweine, ein Pinot Noir von der Loire, ein nach dunklen, reifen Früchten schmeckender Nero d`Avola und ein kräftiger Rioja auf der Getränkekarte.
Die Quiche mit Artischocken, Spargel und Frühlingszwiebeln ist fluffig leicht und wunderbar fein im Geschmack, wird aber leider von der Sauce Béarnaise fast ertränkt. Da sorgt der kräftige, etwas nussig schmeckende Chardonnay für Ausgleich.
Der Dessertteller lässt hingegen zumindest bei mir keine Wünsche offen. Der kleine Schokokuchen strotzt vor Schoko, das Petit Four bringt tropische Fruchtideen auf die Zunge, und das Zitronenquark-Tartelette bewegt mich dazu, das Dessert ein zweites Mal zu bestellen. Bevor ich mich anschließend wieder ans Weiterarbeiten machte, musste ich unbedingt noch den herrlich weichen Taylor´s Late Bottled Vintage Port von 2016 probieren.
Kleiner Snack vor der Landung
Glücklich war ich auch mit dem etwa 80 Minuten vor der Landung servierten Mini-Burger mit scharfer Sauce, dazu gab es einen Mozarella-Tomaten-Salat und als Nachspeise Pastel de Nata.
Alles Notwendige im Amenity Kit
Im als bestickten Täschchen kommenden Amenity Kit verstecken sich eine Bambuszahnbürste, Zahnpasta, Socken, Schlafmaske, Ohrenstöpsel, Stift sowie Gesichtscreme und Lippenbalsam von Origins.
Inflight-Entertainment in der KLM World Business Class
Wer weder Arbeiten noch Schlafen will, dem steht auf dem großen Touch-Screen ein mehr als ausreichendes Programm mit Spielfilmen, Hörbüchern, Podcasts und Dokumentationen zur Verfügung. Besonders hervorheben will ich die eigene Kinderrubrik, mit altersgerechten Spielfilmen wie „Madagascar“, der Muppet-Show und „Dschungelbuch“. Dazu gibt es eine eigene Rubrik für Spiele, bei denen Eltern keine Sorge haben müssen, dass Digitalblut den Bildschirm tränkt.
Fazit
Die neue KLM World Business Class bietet ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis und fliegt im Moment vom Komfort her an der Airline-Spitze. Der Cocooning-Effekt durch die zuziehbare Schiebetür ist groß, die Qualität und die Haptik der Materialien sowie die vielen, sinnvollen Details lassen First-Class-Feeling aufkommen. Wer während des Fluges arbeiten muss, wird die Privatsphäre schätzen – genauso wie beim Schlafen. Bei dieser Business Class braucht es keine First Class.
Weitere Infos zu Streckennetz und Sondertarifen unter KLM.
Interessiert an weiteren Airline-Reviews? Hier geht es zu den Tests der neuen KLM Premium Comfort Class, Singapore Airlines´Premium Economy, der First Class von Swiss, der Business Class von Turkish Airlines oder der Business Class von Air France.
Fotos: Thomas Linkel (27), (KLM 3)