Das Ende 2022 eröffnete „Falkensteiner Hotel Montafon“ wirft spannende Fragen auf. Kann ein Luxus-Hotel klimaneutral sein? Wie verbindet man Fünf-Sterne-Standard mit einem Kinderhotel? Bekommt man Top-Küche und Büffet unter einen Hut?
Unvereinbares zu vereinbaren, das scheint sich die Falkensteiner Michaeler Tourism Group bei diesem Hotelprojekt im Montafon in den Kopf gesetzt zu haben. Fünf-Sterne-Luxus plus konsequente Nachhaltigkeit plus kompromisslose Familienfreundlichkeit unter einem Dach? Das klingt nach Realitätsverlust oder grenzenlosem Glauben an eierlegende Wollmilchsäue.
Und doch ist dieses Amalgam Realität geworden. Zu besichtigen und zu erleben im Vorarlberger Montafon. Das „Falkensteiner Hotel Montafon“ ist zudem das weltweit erste Family-Resort, das Aufnahme in den Kreis der „Leading Hotels of the World“ fand.
Nur wenige Schritte vom knalltürkisen Latschauer Staubecken hat die FTMG, die neue Hotelprojekte mittels Crowdinvesting umsetzt, zusammen mit dem Energieerzeuger Illwerke auf dessen Terrain ein Vorzeigestück in Sachen ökologisch progressiver Hotellerie errichtet.
Nahwärme und Wasserkälte
Auch hier gilt das Immobilien-Kredo „Lage, Lage und nochmals Lage“. Den Strom für das „Falkensteiner Montafon“ liefern die Turbinen des Lünersee Kraftwerks gleich nebenan. „Geheizt wird mit Nahwärme“, verrät Resident Manager Benjamin Dittmer. „Dafür nutzen wir die Abwärme der Turbinen“.
Sollte dies an grimmig kalten Wintertagen nicht genügen, springt die Biomasse-Heizanlage ein. Die Kälte des gestauten Wassers, das aus dem Lünersee über fast 1.000 Höhenmeter in die Tiefe stürzt, wiederum wird für die Kühlung der Räume in der warmen Jahreszeit genutzt.
Sollte trotz aller Bemühungen noch ein Kohlendioxid-Fußabdruck zurückbleiben, wird dieser in Zusammenarbeit mit Turn2Zero kompensiert, in dem man Mittel in ausgewählte Klimaschutzprojekt stecke.
Ecotainment im „Falkensteiner Montafon“
Der Nachwuchs der Gäste, die sich Zimmerraten ab 500 Euro (mit Halbpension plus in der günstigsten Kategorie) leisten, wird im Rahmen des Programms „Falky Rangers“ für unterschiedliche Altersgruppen in Sachen Naturschutz und Bewahrung von Ökosystemen sensibilisiert.
Das hoteleigene „Science Lab“ vermittelt spielerisch und animativ naturwissenschaftliches Know-how. Ecotainment nennt man das in dem Haus, das sich selbst als „5* Kinderhotel“ versteht.
Zum Eco-Modus im „Falkensteiner Montafon“ gehört, dass in der riesigen Tiefgarage zehn Ladestellen auf Stromer warten. Die sind bei unserem Besuch Anfang Juli in der absoluten Minderheit, schwere SUV dominieren das Bild.
Gäste, die mit Bahn und Bus anreisen, bekommen eine Gutschrift von 30 Euro pro Zimmer. Wer die Green.Rate (unter anderem Wechsel der Handtücher und Bettwäsche alle vier Tage) bucht, spart nochmals zehn Prozent.
Die Zimmer im „Falkensteiner Montafon“
Alle 123 Räume und Suiten des „Falkensteiner Montafon“ kommen auf 40 bis 70 Quadratmeter. Und alle verfügen über ein helles, separates Zimmer, das in Bunk Beds Platz für drei Kinder bietet. Dem Nachwuchs steht außerdem eine eigene Dusche zur Verfügung.
Das Besondere sei, so der Resident Manager: „Egal, ob man mit einem oder drei Kids anreist, der Preis bleibt gleich.“ Mit wie viel Kind man in der Hochsaison rechnen müsse, will ich von Dittmer wissen. „Bei einer Auslastung von 95 bis 100 Prozent sind 160 bis 180 Kinder im Haus unterwegs“.
Spa, Bar & Lobby
Das Herzstück des „Falkensteiner Montafon“ reicht über zwei Etagen: Oben liegt die Lobby mit Front Desks, Kinderbetreuung sowie Zugang zu Skiverleih und dem fast 1.500 Quadratmeter großen Gym- und SPA-Bereich. Zu den Highlights des SPA zählen die Panoramasauna und der extrem chillige Ruhebereich mit famosem Bergblick.
Eine großzügige Freitreppe führt ins untere Geschoss, in dem die Bar, das Restaurant sowie der „embedded“ Kidsbereich mit Softplay-Bereich, die lange Boulderwand und das Kinder-Kino ineinander übergehen.
Der Style
Das Innendesign der Mailänder Tiziano Vudafieri und Claudio Saverino zitiert lokale Materialien und Baustile wie die des schindelverkleideten „Montafonerhaus“ in Stein-Holz-Mischbau.
Zweites Sujet beim Interior Design sind die Jahreszeiten. Die Mailänder wählten eine Farbpalette, die sich auf den Altweibersommer konzentriert, „der normalerweise nur im Nordosten der USA vorkommt. Diese Jahreszeit, in der das Wetter für kurze Zeit viel weicher ist als im Sommer und in dem die Bäume in feurigen Rot- und Orangetönen leuchten. Das ist selten, so haben wir uns entschieden, ihn zu einem Schwerpunkt der Raumgestaltung zu machen.“
Folglich geben in den Zimmern glanzlackiertes Holz und viel warmes Braun, Gelb und Orange den Ton an. Das geht fast ein wenig zurück in die frühen 1980er. Der Zeitgeist klopft aktuell ja eher auf gehackte und gebürstete Fichte mit Mattlack.
Schindelreminiszenzen findet man auch im SPA des „Falkensteiner Montafon“. Allein die schmutzigbraunen Makroaufnahmen von Sisalteppichen über den Kopfbereichen aller Betten brachten mich und unsere Tochter schwer ins Grübeln.
Spontan tippten wir auf eine Platzhalter-Tapete für spätere Kunstdrucke oder historische Schwarz-Weiß-Abzüge, die noch in Arbeit sind. Aber sie spielen auf traditionelle Teppiche aus der Wolle des Montafoner Steinschafs an: „Die Muster sind recht lebhaft und komplex, was einen schönen Kontrast zu den schlichten und zurückhaltenden Holz- und Gipswänden bildet… “, so Vudafieri und Saverino im Corporate Blog.
Via Alpina: Fein essen!
Die mit „Via Alpina“ gebrandete, regional und nachhaltig konzipierte Küche ist sehr gut. Den eigentlich für ein Leading Hotel of the World obligatorischen Tischservice gibt es nur auf Wunsch. Der Regelfall aber ist der Gang zum Büffet. Mit eigenen Augen gesehen statt gelesen fällt die Auswahl angesichts des immens großen Angebots leichter.
Das Schöne: Zu keinem Moment und an keiner der vielen weiträumig platzierten Stationen herrscht die an Büffets zu Land oder zu Wasser oft spürbare, ungeduldige Gier. Dafür ist das Publikum natürlich zu soigniert und die Kinderschar erfreulicherweise viel zu gut erzogen. Das Restaurantkonzept „orientiert sich mit den vielen Stationen an einem Markt“, so Benjamin Dittmer,
Beim ersten Dinner schon begeisterte, was zu erwarten war: Am Wareneinsatz wird kein Heller gespart. Egal, ob butterzarte Tranchen vom T-Bone, Lammrücken, Filet vom Zander oder Steinbeißer. Alles schmeckte sehr gut, war von bester Qualität und superfrisch. Das galt für das knackige, aromatische Obst und den Käse aus der Region wie auch für das Tee-Portfolio (ja, es gibt offenen Darjeeling).
Allein der Espresso aus dem Vollautomaten trübten die Morgenstimmung ein wenig. Ganz anders der Cafè, den die Baristas der Bar „Infragranti“ zwischen halb elf und Mitternacht aus der Maschine lassen.
Die Lage
Die norwegischen Architekten von Snøhetta haben die beiden doch nicht kleinen Baukörper sachte in die „Berglandschaft“ unterhalb des Golm eingefügt, die vom Beton der Staubecken geprägt ist.
Nach außen dominiert Holz, passend zur Nachbarschaft. Das Hotel liegt direkt am Staubecken, drei Gehminuten von der Station der Golmerbahn II und ein paar Spitzkehren von Tschagguns entfernt.
Der Berg
Wenngleich mir persönlich die zunehmenden Verspaßung und Eventisierung der Berge nicht gefällt: Für Kleinkinder, Grundschüler und Pubertiere jeder Art ist auf und an den Flanken des Golm – als „Erlebnisberg“ vermarktet – extrem viel geboten.
Das Angebot reicht von Europas größtem Waldrutschenpark, wo es an sieben Stationen zum Teil respektschaffend steil bergab geht, über Waldseilpark und Zipline Flying Fox bis zum Alpine Coaster, der über 2,6 Kilometer runter ins Tal rast. Anreize genug, dass der Nachwuchs das Smartphone mal länger aus der Hand legt.
Der für die Abenteuer nötige „WildPass“ ist bei Buchungen ab fünf Nächten für drei Tage inklusive. Er ermöglicht zudem die kostenlose Nutzung von Freibädern sowie fast 20 Bergbahnen, Bus und Bahn in der Region.
Ski & Bike
Skifahrer werden den direkt im Hotel befindlichen Skiverleih mit Servicewerkstatt und einer Armada an mannshohen, beheizten und belüfteten Skispinden lieben. Hier kann man die Skiausrüstung für den nächsten Tag auf der Piste ganz leger im Bademantel leihen. Der wird ab und an auch beim Frühstück im Restaurant spazieren getragen – muss man mögen.
Bikern stehen top gepflegte und gewartete E-MTBs in verschiedenen Rahmengrößen zur Verfügung (79 Euro/Tag). In der Region gibt es viele offizielle MTB-Touren in allen Schwierigkeitsstufen.
Eine landschaftlich schöne Nachmittagstour führt über 700 Höhenmeter hoch zur 1553 erstmals erwähnten „Alpe Apila“, wo Molke, hausgemachter Bergkäse und kühles Bier warten. Mit E-Bike ist man in knapp 50 Minuten am Ziel, ohne Strom dauert es nach Aussage der „Bio-Biker“ am Nebentisch 30, 40 Minuten länger.
Splash-Faktor
Neben einem superflachen Kleinstkind-Becken gibt es im „Falkensteiner Montafon“ einen schönen Edelstahl-Außenpool mit Bubble-Düsen und einen gut 30 Grad warmen (Dank an die heißlaufenden Turbinen des Kraftwerks), flachen Innenpool sowie eine offene Wasserrutsche.
Das Highlight für größere Kids aber ist sicher die über 60 Meter lange, thrillig beleuchtet bzw. verdunkelte Röhrenrutsche mit digitaler Anzeige von Geschwindigkeit, Tages-, Wochen und Bahnrekord.
Das steigert den Ehrgeiz, bei jedem Durchgang die Aquadynamik zu verbessern und die Auflagefläche zu verringern, spürbar. Leider mit überschaubarem Erfolg: Trotz aller Bemühungen und ausreichend Masse blieb ich schmähliche 2:50 Sekunden unter dem Alltime-Bahnrekord.
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Alle Fotos außer © Peter Pfänder: © 360 Grad/ Falkensteiner Hotels
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