15 Minuten von Monemvassia wartet inmitten von Olivenhainen das „Kinsterna“, ein Herrenhaus mit byzantinischen, venezianischen und osmanischen Wurzeln. Das Retreat im Südosten des Peloponnes feiert lokale Traditionen auch in Küche und Spa
Das „Kinsterna Hotel“ liegt auf dem östlichen der drei Finger des Peloponnes. Lakonien, so heißt die Region, ist in erster Linie bekannt für die Stadt Monemvassia. Die klammert sich dramatisch-schön an die Südost-Flanke eines kargen, 100 Meter hohen Felsbuckels und lockt mit engen Gassen, Festungsmauern und viel byzantinischem Flair mehr und mehr Besucher an.
Die Insel, auch als „The Rock“ bekannt, ist erst seit den 1970ern durch eine schmale Brücke mit dem Festland verbunden. Im Sommer ankern vor dem Eiland präpotente Millionärsyachten neben den vielen kleinen Segelyachten. Monemvassias Bars wie „Enetiko“ und „Emvasis“ sind bei Athenern sehr populär.
Besuchermagnet Monemvassia
An den massiven Befestigungsanlagen von Monemvassia bissen sich seit dem 10. Jahrhundert Generationen von Belagerern wie Araber, Normannen und später die Osmanen die Zähne aus, teilweise über Jahre hinweg. Heute stört in der Oberstadt wie in der Unterstadt kein einziger Neubau, dafür sieht man alte Kirchen, eine frühere Moschee und Reste eines osmanischen Hammam.
Immer wieder öffnen sich aus den hakenschlagenden engen Gassen schöne Ausblicke auf das tiefblaue Meer. In den turmähnlichen Häusern leben nur noch wenige Monemvassier dauerhaft. Die meisten Wohnhäuser wurden zu Hotels, Restaurants, Bars und Shops umgewidmet. Reich und berühmt wurde Monemvassia, das „Gibraltar des Ostens“, übrigens durch den Export des Malvasier-Weins.
Wein, viel Wein, wächst auch rund um das „Kinsterna Hotel“. Ambelakia heißt diese Ecke, was soviel wie kleine Weingärten bedeutet. Auf 30 Hektar gedeihen zehn Rebsorten, darunter Assyrtiko, Asproudes und Kydonitsa sowie die uralte Rebsorte Malvasia, aus der die Resortbetreiber von George Tsimbidis in Monemvassia einen wunderbaren, eigenen Dessertwein keltern lassen.
„Kinsterna Hotel“: Wein? Gut!
Nur Tsimbidis’ Monemvasia Winery und „Kinsterna“ füllen POD-geschützen „Monemvasia Malvasia Wine“ ab. Der hauseigene Weiße wird aus sieben Rebsorten gemacht. Fruchtig und etwas süßer ist der Rosé aus Mavroudi und Kydonitsa. Sehr erdig-schwer kommt der Kisterna-Rotwein aus Agiorgitiko-Trauben daher. Aus dem Trester wird kräftiger Tsipouro gebrannt.
Die Anfahrt zum „Kinsterna Hotel“ ist vielversprechend anders. Schmal schlängelt sich die Straße durch Olivenhaine den Berg hinauf. Hinter der Agios-Stefanos-Kirche wird sie richtig schmal und schlaglöchrig. Unvermittelt kommte der Wagen dann vor dem Eisentor des Anwesens zum Stehen, das sich bis zuletzt hinter Olivenhainen und jahrhundertalten Eukalyptusbäumen versteckt.
Die Lage des „Kinsterna Hotel“
Die Zisterne, das Herz der byzantinischen Anlage, wurde hypermodern mit Stahl und Glas überbaut und so zum Openair-Restaurant „sterna“. Geht das Gebäude mit der charakteristischen Fassaden, in deren Putz Tonbrocken eingelassen sind, aufs 14. oder 15. Jahrhundert zurück? Oder ist es älter. Urkundlich erwähnt wird es erstmals im 17. Jahrhundert.
Sicher ist, dass das Anwesen zwischen den 1980ern und 2010 zur Ruine verfiel, ohne Dach und mit teilweise kollabierten Seitenwänden ein Bild des Elends bot.
Die Natur rund ums „Kinsterna Hotel“
Über 250 Pflanzenarten neben prächtigen Zypressen, den vermutlich ältesten Eukalyptusbäumen Griechenlands und bis zu 500 Jahre alten Olivenbäumen wollen Pflanzenkundige gezählt haben.
Die großen Gärten des „Kinsterna Hotel“ liefern vieles von dem, was in der Küche des „All Day Dining“-Restaurants „Mouries“ verarbeitet wird. Laut Ismini, der PR-Managerin, deckt das Hotel während der Saison gut zwei Drittel seines Bedarfs an Gemüse, aromatischen Tomaten, Oliven, Olivenöl sowie Salat und Kräuter aus eigenem Anbau. Außerdem wachsen in den Hainen Zitronen, Bananen, Orangen, Quitten, Pomeranzen, Maulbeeren Granatäpfel.
Aus dem Öl der gut 1.000 eigenen Olivenbäume lässt das „Kinsterna Hotel“ scharf-duftiges Extra-Vergine-Speiseöl pressen und stellt daraus Seifen und eigene Natur-Kosmetika her.
Die Küche
Auf der Terrassen des im Neubau untergebrachten „Mouries“ unter Ägide von Chef George Hapsas genießt man elegante, leichte griechische Küche auf der Basis bester Zutaten. Und nicht, wie in vielen Tavernen des Landes, in Riesenportionen mit meist zu viel Öl.
Das Kalbsfilet in Rotweinsoße war butterzart und aromatisch, der Catch of the Day immer hervorragend. Auch Bodenständiges wie Erbsensalat mit Walnüssen, Minitomaten, Ziegenkäse und Smoked Siglino Pork aus Monemvassia oder die simple Fava mit Zwiebeln schmeckte uns wunderbar. Und Desserts wie Orangenkuchen oder Chocolate Flexi waren jede Extrakalorien-Sünde wert. Den Soundtrack zum Lunch und Dinner liefern Zikaden und die blökenden Schafe des Resorts.
Auf der Speisekarte ist auch eine Reihe von lokalen Produzenten aufgeführt, die etwa das Fleisch, Milchprodukte, Eier und Wurst liefern.
Das Fine-Dining-Restaurant „sterna“ Hapsas öffnete leider erst eine Woche nach unserem Besuch des „Kinsterna Hotel“. Die vielen Auszeichnungen aber sprechen Bände.
Die Zimmer und Suiten
Abgesehen von den sehr unterschiedlichen Zimmern im alten Herrenhaus, darunter finden sich ein früherer Kerker und eine byzantinische Suite mit historischen Kaminen und Deckengewölben, gibt es noch die 2015 erbauten Residenzen und Villen, die sich im Stil wunderbar einpassen. Sie scharen sich um den exzentrischen Neubau des „Mouries“ und bieten Platz für vier und mehr Personen.
Die Innenausstattung ist geprägt von Holz, Leder, Leinen – und überraschend vielen Blechmöbeln. Nun kann man trefflich darüber streiten, ob Blechstühle, die sich in der Sonne aufheizen, die beste Wahl für ein mediterranes Land sind. Aber dies ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass der Besitzer sein Geld mit Aluminiumprodukten gemacht hat.
Sehr schön sind auch die mit regionalem Naturstein ausgekleideten, großen Bäder der Residenzen und der offene Dachstuhl, der die traditionelle Bautechnik mit Holz und Bambusrohr zeigt.
Der Pool
Es gibt zwei, den langgezogenen Pool mit Bar, der den Lauf des Quellwasserbächleins nachahmt und einen tollen Blick über Bananenstauden, Palmen und Zitrusbäume hinweg aufs Meer eröffnet. Frühschwimmer werden enttäuscht sein – der Pool ist erst ab 10 Uhr geöffnet.
Der neue Pool unterhalb des „Mouries“ ist speziell für Familien mit Kindern gedacht ist. Befüllt werden beide Pools mit dem Wasser aus der eigenen Quelle, die auch die Zisterne speist, die vor Jahrhunderten zum Bau des Herrenhauses geführt hatte.
Der Spa des „Kinsterna Hotel“
Ehrensache, das bei den Treatments im stilvollen Spa mit Dampfbad, Rhassoul-Sauna, Hydromassage-Shower sowie Innen- und Außen-Whirlpool nur Olivenöl, Oliventrester und Kräuter aus eigenem Anbau zum Einsatz kommen. Wir hatten den Spa zunächst eine Stunde exklusiv für uns (80 Euro pro Paar) und genossen dann das 90-minütige Treatment „Secret of Olive Oil Essence“, das pro Kopf 150 Euro kostet.
Bei dieser so entspannenden wie wohltuenden Gesichts- und Körperbehandlung genießt man unter anderen eine Kopfmassage mit Olivenöl, Gesichtspeeling mit einer Paste aus Pfirsichkernen und Traubenkernöl sowie eine Gesichtsmaske aus Olivenpaste und natürlicher Tonerde.
Der ganze Körper wird mit einem duftenden Mix aus Honig, Bienenwachs und Zitrusfruchtsaft eingerieben und dann zum Detoxen in eine Folie eingeschlagen. Eine exotisch duftende Wohlfühlpackung…
Die Aktivitäten
Viele Erlebnis-Angebote des „Kinsterna“ widmen sich den lokalen Traditionen, einem großen Anliegen des Besitzers. Je nach Saison helfen interessierte Gäste bei der Traubenernte, dem Keltern von Wein, dem Pressen von Olivenöl oder sie lernen, wie man traditionelles Brot backt und bei Kochkursen die Besonderheiten der regionale Küche.
Ich zog mit Imker Kostas von Bienenstock zu Bienenstock, suchte nach Bienenköniginnen und sah zu, wie junge Bienen schlüpften und sich binnen Sekunden wie besessen an die Arbeit im Bienenstock machten. Kostas pflegt um die 350 Bienenstöcke: „Die besten meiner großen Völker, produzieren um die 40 Kilo Honig.“
Spannend ist der Besuch der Bibliothek, in der historische Fotos des „Kinsterna“ und der letzten Bewohnerin zu sehen sind. Praktischerweise liegt gleich nebenan der kleine Weinkeller…
Das Meer
Die Ambelakia-Bucht, in der auch Meerschildkröten zur Eiablage kommen, ist die nächstgelegene Option für alle, die im Meer schwimmen wollen. Es gibt eine kleine, sympathische Beachbar, Umkleidekabinen und ein halbes Dutzend großer Daybeds.
Nur 100 Meter entfernt liegt die Taverne „Ambelakia“. Sie hat uns extrem positiv überrascht. So schlicht das Ambiente an der Durchgangsstraße ist, so gut und ehrlich ist die Küche. Und so nett ist der Juniorchef. Wir hatten wunderbare gefüllte Zucchini, Souvlaki, Zucchiniblüten, Eintopf mit Schwein aus eigener Schlachtung und Grillgemüse. Alles wie früher üblich per Fingerzeig an der Vitrine geordert. Und zu wirklich erfreulichen Preisen.
Ausflüge
Wer außer denen von Monemvassia noch weitere alte Mauern sehen will, steuert die vor Elafonisos gelegene, versunkene Stadt Pavlopetri an, wo man beim Schnorcheln fast 4.000 Jahre alte mykenische Mauerreste bewundern kann. Die älteste versunkene Stadt der Welt geriet erst vor elf Jahren ins Visier der Öffentlichkeit, als die BBC einen sehenswerten Film veröffentlichte.
Wer genug Zeit hat, sollte unbedingt den mittleren Finger des Peloponnes erkundigen mit der wirldschroffen Mani, die für Wehrdörfer wie Vathia bekannt ist und wo man mit etwas Glück sogar Goldschakale sieht. Weiter im Norden lockt die sensationelle Ausgrabungsstätte Ancient Messene.
Die Preisfrage
Im byzantinischen Hauptgebäude gibt es DZ/F ab 210 Euro, Byzantine Suite ab 350 Euro, Premium Residence ab 450 Euro. Insgesamt hat das „Kinsterna Hotel“ knapp über 50 Zimmer und Suiten. Genaue Preise und Buchung unter kinsternahotel.gr
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