Im „Blue Palace“ ist der Name Programm: Der Kiesstrand besticht durch kristallklares Wasser, die am Steilhang gelegenen Zimmer durch Pools. Auch sonst dominiert Blau
Zeus, Ikarus, Ariadne: Göttersagen und Heldentaten begegnet man auf Kreta, der Wiege der europäischen Hochkultur, auf Schritt und Tritt. Das 2005 eröffnete, im Nordosten der Insel gelegene Fünf-Sterne-Resort „Blue Palace, a Luxury Collection Resort“ aber ist ganz real. Wobei man sich angesichts der sagenhaften Lage durchaus die Augen reiben muss.
Auf den ersten Blick
Umrahmt von aufsteigenden Bergen liegt es fast wie in einer Sackgasse (kein Durchgangsverkehr!) und zudem direkt an einem grobkiesigen, aber sehr attraktiven Strand. Das Beste: Die nahe und geschichtsträchtige Insel Spinalonga ist stets im Blick.
Und das von fast jedem Punkt des weitläufigen Resorts und der in dezenten Erdfarben gehaltenen, in den sanften Hang „hineingewürfelten“ und maximal zweistöckigen Gebäudekomplexe. Diese verfügen über 247 Zimmer und Suiten (und vier Villen). Mehr als die Hälfte wartet gar mit eigenem Pool auf, mit luxuriöser Einrichtung sowieso. Das führt dazu, dass sich viele Gäste nur allzu gern oft in ihrem Privatbereich aufhalten. Mit ein Grund, dass auf dem Gelände zu keinem Zeitpunkt das Gefühl von Enge aufkommt.
Was ist das Besondere?
Blingbling, Kristallleuchter und Gold sucht man vergebens. Hier ist alles auf angenehmste Weise hochwertig und komfortabel, ohne überkandidelt zu wirken. Das scheint gut anzukommen bei der griechischen Prominenz, die hier ebenso gerne (mitunter sogar mit dem Helikopter) vorbeischaut wie Popgrößen in der Liga einer Lady Gaga und Rihanna.
Deutsch vernimmt man nur selten, das Publikum ist sehr international. Unabhängig von der Nationalität: Wer hierherkommt, schätzt Stil. Guter Geschmack ist hier Standard – in den Zimmern ebenso wie im schicken Thalasso-Spa und am top gepflegten 200-Meter-Hotelstrand, an dem sich zahlreiche (aber nicht zu viele) Zwei-Liegestuhl-Holzplattformen verteilen.
Sonderservice am Strand
Praktisch: Per Knopfdruck am Sonnenschirm lassen sich Drinks und leichte Speisen ordern. Keine drei Minuten später kommt jemand aus der Beach Bar und nimmt die Bestellung auf. Wobei es sich lohnt, dort auch persönlich vorbeizuschauen, ist diese doch dank sanfter DJ-Klänge, lässiger Möblierung und abendlicher Feuerschale eine echte Wohlfühloase.
Noch mehr Komfort genießen Premiumgäste im Exklusivstrandbereich „The Haven“. Hier spannt einem das freundliche Personal auch noch die Badetücher auf die Liegen und bringt ein Basttäschchen samt Sonnencreme, Aromaspray, Wasser und Lektüre vorbei.
Über Spinalonga, die stets im Blick liegende Insel inmitten der Bucht, muss man sich aber anderweitig informieren. Das der Unesco sogar als Welterbe vorgeschlagene Eiland gilt als eines der Top-Highlights von Kreta. Nicht zuletzt, weil es Geschichte im Brennglas bietet. Bereits in der Antike diente Spinalonga als Schutzwall, später wurde es von Venezianern und Türken besetzt, alle hinterließen Spuren. Bekanntheit erlangte die Insel allerdings durch ihre Zeit als Herberge für Leprakranke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Infotafeln in den verfallenen Häusern geben Einblicke in diese Periode. Heutzutage gibt es großes touristisches Interesse daran, vor allem in den Vormittagsstunden herrscht einiger Besuchs-, ergo Bootsverkehr. Wer die rund 1.200 Meter zur Insel schwimmend zurücklegen will, muss also gut Ausschau halten! Es gibt freilich auch einfachere Möglichkeiten, vom Hotelstrand dorthin zu gelangen: per Shuttleboot, SUP-Board und ausgeliehenem Motor- oder Tretboot.
So wohnt und schläft man
Alle Zimmer, mit mediterranen Designelementen dezent und niemals überladen ausgestattet, messen mindestens 40 Quadratmeter – da kommt auch hier das Gefühl unerhört großen Raumgefühls auf. In den Suiten wird das naturgemäß noch getoppt, erst recht da hier neben dem Balkon noch eine Terrasse samt Sitzecke und eben ein Pool hinzukommen. Wenig überraschend, dass sich vom Dine-In-Service bis zu hochwertigen Kosmetikprodukten alle Annehmlichkeiten finden, die in einem Hotel dieser Kategorie zu erwarten sind.
Nicht umsonst ist das zur familiengeführten, kretischen Hotelgruppe Phaea gehörende Hotel auch Mitglied von „The Luxury Collection by Marriott““. Dazu passt auch die 2019 eröffnete Boutique „Apoella“, inklusive der Designs aufstrebender, griechischer Modemarken.
Geschmackssachen
Der Name „Blue Door“ ist ein wenig irreführend. Eine Tür gibt es in diesem großteils unbedachten Open-Air-Restaurant keine. Man spaziert vom Strand einfach so hinein. Die Aufmachung des restaurierten Fischerhäuschens mit der verwinkelten Terrasse gleicht einer besseren griechischen Taverne, inklusive Korbstühlen und Blau-Weiß-Optik vom Stuhl bis zur Tischdecke.
Aber, bei allen Göttern: Das Essen ist sagenhaft! Das geht beim selbstgebackenen Pitabrot los, zu dem acht Aufstriche serviert werden, und gipfelt in köstlichen Muschel-, Salat- und Lobsterspeisen. Tipp: das Rinderkebap vom Holzofengrill! Und noch ein Tipp: Wenn es geht, freitags kommen (rechtzeitig reservieren!). Dann steigt das wöchentliche Cretan feast, mit Live-Musik, Tanz, Kochen am offenen Feuer.
Wenn nur die Weingläser nicht so winzig wären! Das hält die stets aufmerksame Bedienung auf Trab und sorgt für gelegentliche leichte Unruhe am Tisch! Allerdings kommt man so immer wieder ins Gespräch, sei es über die hohe Bedeutung des nicht nur im „Blue Door“, sondern in ganz Kreta stets großzügig spendierten Raki (das Grappa-artige Getränk bloß nicht mit dem türkischen Raki verwechseln!) oder über den hohen Anteil regionaler Produkte.
Diese kommen, wenn nicht aus dem hoteleigenen Garten, von lokalen Unternehmen aus der Umgebung. Und natürlich auch in den anderen Hotelrestaurants zum Einsatz: in dem italienischen Restaurant am XXL-Hauptpool sowie im superedlen „Anthòs“, das zumindest beim Frühstück wiederum den Premiumgästen vorenthalten ist.
Was uns besonders gefällt
Jede Menge! Etwa die beiden, hoch über dem Resort gelegenen Tennisplätze. Selten gesellt sich zum Ballspiel ein solch grandioser Ausblick. Weiteres Plus: Die Benutzung kostet wie die Ausleihe von Schlägern und Bällen keinen Cent extra. Das gilt für die vielen Schischas in der großen Lobby schon (Einstiegspreis: 55 Euro pro Rauch-Session), aber dafür berauscht die kunstvolle Sammlung selbst ohne Tabak.
Stark auch die Open-Air-Kino-Idee: Jeden Sommermittwoch kommen bei der Beach Bar Kinoklassiker mit Griechenlandbezug auf die Outdoorleinwand, darunter „Mamma Mia“ oder „My Big Fat Greek Wedding“. Passen würde auch das kykladenaffine Apnoe-Tauchspektakel „The Big Blue“.
Unterwasserfreuden
Wobei wir empfehlen, in puncto Unterwassererlebnis lieber sein eigenes Drehbuch anzugehen. Möglich macht das die Tauchschule „Creta’s Happy Divers“. Egal, ob Schnupperkurs am Strand oder Tages- respektive Nachttrip per Boot: Eigentümer Ron und seine sympathischen Kollegen widerlegen das Vorurteil, dass es in griechischen Gewässern nichts zu sehen gibt.
Bei unserem Einsteigertauchgang am Ponton staunen wir über kleine Oktopusse, überraschend viele Fische und wie sich Seesterne auf der Hand anfühlen. Erst recht aber staunen wir über Rons Erzählungen, dass ihm neulich sogar Mantas begegneten!
Das „Blue Palace“ ist ideal für …
… Familien mit Kindern (Kinderbetreuung! Tischtennis, Schwimmequipment etc.), Pärchen (Spa! Candlelightdinner!) und alle anderen, die sich den Luxus eines Fünf-Sterne-Deluxe-Resorts leisten können und/oder wollen. Das „Blue Palace“ bietet auf jeden Fall eine attraktive Basis für Kreta-Ausflüge. Die Lasithi-Hochebene mit der Höhle des Zeus ist ein ebenso nahes Ausflugsziel wie das nette Städtchen Agios Nikolaos.
Nicht zuletzt aufgrund der Top-Lage und der Angebotsvielfalt im Hotel kann man auch tagelang im Resort verbringen, ohne Langeweile zu fürchten. Ein Miniausflug ins fußläufige Dörfchen Plaka mit seinen netten Lädchen und Restaurants sollte aber schon drin sein …
Sauna, Pool, Spa?
Wasser marsch! Das „Blue Palace“ ist ein Dorado für Schwimmer. Die vielen Zimmer- und Suitenpools, dazu der Lobbypool und das riesige Salzwasserbecken unweit des Strandes. Dort befindet sich auch „The Elounda Spa & Thalassotherapy“, das über drei Thalasso-Pools, zwei türkische Hammams und Saunen sowie einen Fitnessbereich verfügt.
Kleine Haken
Solche Sorgen möchte man haben: Insbesondere in den heißen Mittagsstunden kann es etwas anstrengend sein, die verwinkelten Stufen vom Strand ins oberste Gemach zu gelangen. Der Preis der Weitläufigkeit sind eben gewisse Distanzen. Kein Wunder also, dass der gläserne Schräglift, der Strand und Lobby verbindet, und zumindest einen Teil der Laufstrecke abnimmt, gut ankommt – auch wenn man manchmal etwas warten muss.
Auch andere Regionen haben schöne Hotels – zum Beispiel das Salzburger Land oder Südtirol.
Blue Palace, Kreta
INFO „BLUE PALACE, A LUXURY COLLECTION RESORT“
Das günstigste Doppelzimmer mit Frühstück kostet für zwei Personen ab 250 Euro die Nacht. Ein absolut tolles Preis-Leistungs-Verhältnis. Allerdings wird es in der Hochsaison so preiswert kaum gehen. Teurer durchaus. Wer die Luxury Suite inklusive Privatpool haben will, muss mit mindestens 700 Euro die Nacht kalkulieren. bluepalaceresort.gr
Auskunft
Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, visitgreece.com.de
Fotos © Blue Palace Resort & Spa