Die Five-Star-Airline aus Taiwan erfand 1992 die Premium Economy Class. Auf der neuen Strecke von München nach Taipei bietet sie diese nicht mehr an. Der Dreamliner 787-9 ist stattdessen mit 26 Business- und 278 Eco-Sitzen unterwegs. Das haben wir getestet. Hier unser Review
EVA Air Business Class im 11.517 Kilometer-Test. Seit dem 5. November fliegt die taiwanesische Boutique-Airline EVA Air, die zur Evergreen Group gehört, einem der größten Konzerne Asiens, mit dem 787-9 Dreamliner nonstop von München zum Taoyuan International Airport bei Taipei.
Von dort bringt die Airline, die in Sachen Sicherheit immer wieder Bestnoten bekommt, Asienreisende weiter zu touristisch spannenden und attraktiven Zielen in Asien wie Bangkok, Phuket, Chiang Mai, Danang, Bali, Tokio, Osaka, Okinawa, Sapporo, Seoul, Koh Samui, Krabi oder Phnom Penh.
Bestnoten in Sachen Sicherheit
Da EVA Air Mitglied der Star Alliance ist, steht ihren Kunden ein Netz von 1.300 Reisezielen in über 185 Staaten offen. EVA Air erhält seit 2005 das IATA Operational Safety Audit mit dem herausragenden Ergebnis „kein Befund“. Zudem zähle die Airline, so das Jet Airliner Crash Data Evaluation Center, als eine der 20 sichersten Fluggesellschaften der Welt.
Bestuhlung und Passagierzahl der EVA Air 787-9
26 Sitze der Royal Laurel Class, so heißt die EVA Air Business Class, und 278 Economy-Class-Sitze bieten auf der Boeing 787-9 insgesamt 304 Passagiere Platz. Das sind mehr als beim Mitbewerber ANA aus Japan, der zu den ersten Abnehmern der Boeing 787 zählt.
ANA verteilt 246 Passagiere auf 40 Plätze in der Business Class, 14 in der Premium Economy Class und 192 in der Economy. Auch Qatar Airways begnügt sich mit 254 Passagieren (22 Business Class, 232 Economy). Der nationale Mitbewerber China Airlines wird die ersten Dreamliner im übrigen erst 2025 einsetzen.
Business Class: Der erste Eindruck
Die Kabine der EVA Air Business Class im 787-9 ist ausgesprochen hoch, obwohl auch im Mittelbereich Gepäckfächer angebracht wurden. Diese Overhead Compartments sind so groß, dass jeder EVA Air Business Class-Kunde locker zwei Trolley verstauen könnte.
Die moderne Belüftungs- und Klimaanlage des Dreamliners sorgt für spürbar gute, also vor allem weniger trockene Kabinenluft. Laut Hersteller weist sie bis zu 15 Prozent Luftfeuchtigkeit auf, während an Bord von anderen Maschinen – abgesehen vom A350 – zum Schutz vor Korrosion maximal fünf Prozent üblich und erlaubt sind.
Das hat einen schönen Nebeneffekt: Bei höherer Luftfeuchtigkeit schmecken Wein, Fleisch, Gemüse und Fisch aromatischer. Das soll sich für uns als wahrer Glücksfall erweisen.
Auf Zapfluft aus den Triebwerken wird verzichtet, damit entfällt das Risiko aerotoxischer Beschwerden. Der Kabinendruck ist, wie beim A 350, so hoch wie der Luftdruck auf 1.600 Meter (6.000 Fuß) Höhe, was Müdigkeit und Jetlag vorsorgen soll. Das verspielte „Moodlighting“ lässt nachts am Kabinenhimmel die Sterne funkeln und soll ebenfalls die Anfälligkeit für Jetlag reduzieren. Bei mir hat das geklappt!
EVA Air Business Class: So sitzt und liegt man
Die 26 Sitze der EVA Air Business Class sind über 58 Zentimeter breit, das ganze „Abteil“ misst von Gangseite bis Sichtblende gut 75 Zentimeter. Die Sitze haben einen Abstand von über 1,90 Meter und werden auf Knopfdruck zu einem 1,93 Meter langen, flachen Bett.
Dort lassen sich die Beine gerade ausstrecken, was für Langstreckenflüge wunderbar, aber nicht bei allen Airlines möglich ist. Sitzt man aufrecht, sind zwischen Knie und Unterkante des Bildschirms gut 20 Zentimeter Platz. Angenehm ist die Massagefunktion. Design und Dessin der Sitze von Thomson Vantage stammen übrigens von Designworks, einem Unternehmen der BMW-Gruppe.
Die 1-2-1 Anordnung der Sitze in der EVA Air Business Class ermöglicht jedem direkten Zutritt zum Gang.
Die Stauraumfrage
Nur ein Teil der Sitze der EVA Air Business Class bietet höhenverstellbare Sichtschutzwände zu beiden Seiten. Aber an allen Plätzen gibt es ausreichend Aufbewahrungsfächer und Stauraum. In erster Linie das „Schließfach“ mit Spiegel und Haken für Kopfhörer und einer maximalen Beladung von 1,4 Kilo. Reisepass oder Handy lassen sich während des Fluges dort sicher und gut verstauen.
Praktisch und positiv: Umständliches Gefummel und Gesuche wie im Premium Economy Sitz der Boeing 777 beim Erst-Hinflug nach Taipei bleibt uns hier erspart: Seat Control, Kopfhörerbuchse sowie 110- Volt- und USB-Anschluss sind gut sichtbar und frei zugänglich.
Das Amenity Kit von Salvatore Ferragamo kommt im schicken Minikoffer daher, dazu gibt es Pyjama und Pantoffel von Jason Wu. Sowie eine kuschelige, leichte Decke und eine weiche Sitzauflage für entspannten Schlaf.
Geschmackssache: Schlemmen in der EVA Air Business Class
Gut sortierte Weinkarte, auf der unter anderem Veuve Clicquot La Grande Dame Rose 2006 oder Veuve Clicquot La Grande Dame von 2008 auftauchen – bei allen Langstrecken außer von und nach New York und Paris.
Sehr gut war der Ockfen Bockstein Riesling Spätlese 20|7 Mosel. Wer lieber Rotweine mag, greift zum Valduero Reserva 2012 oder dem 2015er Grand Cru Saint-Emilion von Château de Ferrand.
Beim EVA Air Business Class-Menü hat man die Wahl zwischen Chinesisch, Japanisch und Western. Kreiert wurde das Japanische Kaiseki-Dinner über den Wolken vom japanischen Dreisterne-Koch Motokazu Nakamura. Er ist in sechster Generation Chef des vor 180 Jahren gegründeten Traditions-Restaurants „Isshi Souden Nakamura“ in Kyoto. Er hat es sich auch zur Aufgabe gemacht, Washoku, die originäre japanische Haute-Cuisine, weltweit zu propagieren.
Das Nakamura-Menü besteht aus wunderbaren, leichten Gaumenkitzlern wie in Reiswein marinierter Gänseleber mit geräucherter Auster in Sesamöl. Hinter dem Gang „Zensai“ verbirgt sich ein wunderbarer Tofu aus Ei und Dashi mit Sojasoße.
„Mukozuke“ entpuppt sich als Räucherlachs mit Rettich, Gurke und Lachsrogen. „Hassun“ ist Anglerfisch mit Sansho-Pfeffer, Nigiri Maguro mit Ponzu und Abalone mit Seetang.
Das Hauptgericht „Dainomono“ war ein unfassbar zarter, saftiger Wolfsbarsch mit Lotuswurzeln und roten Azuki-Bohnen. Dazu gab es Pilzreis mit Yuzu-Julienne. Das Resümée? OMG! Das war das Beste, was ich je an Bord eines Flugzeugs gegessen habe. Das Glück perfekt macht dann noch ein Glas des kräftigen, tropisch-würzig schmeckenden und auf Taiwan gebrannten Kavalan Single Malt.
The Show must go on
Das EVA Air Business Class In-Flight Entertainment System bietet 18-Zoll-HD-Touchscreen-Monitor (46 Zentimeter Bildschirmdiagonale) und gute Noice-Cancelling Kopfhörer. Die Filmauswahl könnte schon größer sein, was aktuelle europäische und amerikanische Filme sowie Hollywood-Klassiker angeht.
EVA Air Economy Class: 2 x 23 Kilo Freigepäck!
Die Economy-Kunden von EVA Air finden sich in Recaro-Sitzen wieder. Der Sitzabstand von knapp 80 Zentimeter bietet ordentlich Beinfreiheit. 12 Zoll große HD-Touchscreens. Außergewöhlich und sehr hervorzuheben ist, dass Passagiere der Economy Class zwei (!) Gepäckstücke von jeweils bis zu 23 Kilogramm aufgeben dürfen. Spannend also für Golfer, Surfer oder Radsportler auf dem Weg nach Asien.
Unser Testflug in der EVA Air Business Class
Am 11.11.2022 mit BR 71. Flugzeit: 13:47. Flugstrecke: 11.517 Kilometer
Flugpläne, Preise und Buchung sowie weitere Infos zu EVA Air
Tipps für den Stopover in Taiwans Hauptstadt gibt es hier und hier die Bucketlist Taipei, Story aus dem nahen Japan findet ihr hier. Tests der Business Class von Turkish Airlines, der Premium Economy von Singapore Airlines und der neuen Premium Comfort Class von KLM