Gerät der Eco-Flug im Dreamliner von Turkish Airlines zum Traum. Oder zum Albtraum? Das wollten wir wissen und machten zwischen Osaka und Istanbul den 9.590-Kilometer-Test. Lest unseren Review …
Warum mit Turkish Airlines Economy Class nach Asien fliegen? Der große Vorteil von Turkish Airlines liegt darin, dass die Gesellschaft bequem von elf deutschen Flughäfen nach Tokio oder Osaka fliegt, mit einem Zwischenstopp im modernen und freundlichen Flughafen Istanbul. Die oft nervenzermürbende Anreise mit der Bahn oder Pkw zu den Flughäfen München und Frankfurt erübrigt sich so – man startet quasi um’s Eck.
Keine Bahn, kein Bus, sondern gleich abheben
Aktuell geht es von Bremen, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Nürnberg, München, Berlin, Leipzig und Stuttgart via Istanbul zu über 300 Flughäfen in über 120 Ländern, unter anderem auch nach Tokio und Osaka.
Fällt der Zwischenstopp in Istanbul länger aus, kann man eine kostenlose halb- oder ganztägige „Touristanbul“-Stadtrundfahrt machen.
Inhaber der Miles & Smiles Elite Karte nutzen auch als Economykunden die hervorragende Lounge am 2019 eröffneten Flughafen Istanbul, der sich durch etwas längere Wege, aber viel Raum, Platz und wenig Gedränge auszeichnet, ein wirklich sehr guter Umsteige-Hub ist. Der iGA Istanbul Airport ist vielfach preisgekrönt, unter anderem gab es 2024 von Skytrax einen Award für die beste Flughafengastronomie.
Und die Preise für Turkish Airlines Economy Class?
Das oben Gesagte sind gute Gründe, bei dieser Airline zu buchen. Turkish Airlines zählt auf den Strecken nach Ostasien allerdings nicht mehr zu den günstigsten Anbietern.
Flüge mit Turkish Airlines von Deutschland nach Tokio oder Osaka erreichen mit 980 bis 1.100 Euro das Preisniveau von ANA und Lufthansa, die von München und Frankfurt aus Direktflüge ab 1.050 Euro anbieten.
Turkish Airlines‘ Preise liegen auch deutlich über den 750 Euro, die etwa Finnair und KLM für ihre Umsteigeflüge nach Japan aufrufen.
Sitzprobe in der Turkish Airlines Economy Class
Turkish Airlines setzt auf den Fernflügen, auch nach Japan, einen seiner insgesamt 40 neuen Dreamliner 787-9 ein. Schön sind die großen Fenster, die sich auf Knopfdruck verdunkeln lassen. Sie sorgen für ein Gefühl von Freiheit. Und die Bordillumination für eine chillige Atmosphäre. Mein Klapptisch ist etwas wackelig, muss mit einem Kissen stabilisiert werden.
Der Sitzabstand wird mit 31 Inches, also 79 Zentimetern, angegeben. Das ist nicht übertrieben großzügig: Wenn ich (1,85 Meter Körpergröße) aufrecht sitze, bleiben zwischen Kniescheibe und Vordersitz noch vier Zentimeter.
15 Zentimeter Recline: Fluch und Segen
Opulent ist der Recline der Sitze in der Turkish Airlines Economy Class. Das verspricht Schlafkomfort. Die schlanken Epianka-Sitze (zu 100 Prozent made in Turkey) lassen sich bis zu 15 Zentimeter weit nach hinten kippen, was einem Winkel von etwas über 35 Grad entspricht. Das ist sehr bequem, wenn man schlafen will. Und schafft aber in Kombination mit dem relativ bescheidenen Sitzabstand einige Probleme.
Da sind von allen Reisenden in der Eco Class Umsicht und Rücksicht gefragt. Sitzt man noch über dem Dessert und der Vordermann (in meinem Fall: Vorderfrau) knallt den Sitz schon nach hinten in Schlafposition, küsst man fast den Bildschirm. Und hat in der Folge Mühe, den Löffel oder das Wasserglas in direkter Linie zum Mund zu führen. Kippt man in einer verzweifelten Ausweich-Bewegung selbst nach hinten, sorgt das wiederum für Gezeter der Hinterfrau. Da hilft nur noch, tief einatmen und laaaaaaaaang ausatmen.
Kletter- und Hängepartie zum WC: Turkish Airlines Economy Class
Sitzt man am Fenster in der Turkish Airlines Economy Class und muss nachts raus, ist man gezwungen, sich an den Vordersitzen haltend über zwei Sitzplätze hinweg (der Dreamliner von Turkish Airlines ist 3-3-3 bestuhlt) zum Gang zu hangeln.
Dieses Gewippe und Gewackle wiederum reist die bemitleidenswerten Mitreisenden in der Reihe vor einem aus dem Schlaf, was nicht gerade für gute Laune sorgt. Vor allem dann, wenn andere Fluggäste ihren Flüssigkeitshaushalt penibel auf Maximal-Pegel halten und deshalb jede Stunde „raus“ müssen.
Luft, Unterhaltung, Zahnbürste
Die Luft an Bord ist in der Turkish Airlines Economy Class nicht im eigentlichen Sinn dick. Und sie ist deutlich weniger trocken als man es sonst kennt. Die High-Efficiency Particulate Air-Filter, die laut Hersteller 99,97 Prozent aller Partikel mit einem Durchmesser von bis zu 0,3 Mikrometern aus der Luft entfernen, verrichten offenbar gute Arbeit: Obwohl gefühlt jeder zweite Passagier ausdauernd hustete, schniefte und nieste, blieben wir nach der Rückkehr gesund …
Der 11,6-Zoll-Screen von Panasonic und das vielseitige Filmprogramm sorgen für Abhilfe, wenn es mit dem Schlafen nicht so klappen will. Wer nachts noch zwei, drei Absackerbiere braucht, muss immer wieder klingeln. Nach dem Abservieren ist die Crew nicht mehr zu sehen.
Positive Überraschung: Turkish Airlines spendiert seinen Eco-Kunden ein Amenity Kit mit Schlafmaske, Ohrstöpseln, Socken, Zahnbürste, Zahnpasta und Feuchtigkeitscreme für die Lippen.
Das Essen in der Turkish Airlines Economy Class
Zum Thema Verpflegung in der Turkish Airlines Economy Class: Unsere Gerichte Rigatoni mit Tomaten-Parmesan-Soße und Auberginen oder die Inegöl-Köfte mit Butterreis des Caterers Do & Co sind für eine Economy-Verpflegung außerordentlich gut. Und auch auf den relativ kurzen Flügen von München nach Istanbul und von Istanbul nach München gibt es es ein gutes, warmes Gericht.
Wer aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen spezielle Diäten einhalten muss, kann bei Turkish Airlines unter sieben Sondermahlzeiten, darunter auch koscher, glutenfrei und rein vegan wählen. Sondermahlzeiten müssen mindestens 24 Stunden vor Abflug online oder über das Callcenter bestellt werden.
Mitte 2024 holten sich Turkish Airlines, die sich schon bei Skytrax den Titel „The Best Airlines in Europe 2024“ gesichert haben, für ihre Bordgastronomie in der Kategorie „Best Food & Beverage in Europe“ den ersten Platz bei den APEX Awards.
Mein Resümee zur Turkish Airlines Economy Class
Wer ausgeruht in Japan ankommen will oder muss, sollte sich ernsthaft überlegen, 1.500 Euro mehr zu investieren statt in der Turkish Airlines Economy Class zu reisen. Business-Class-Flüge nach Japan bekommt man bei Turkish Airlines ab 2.600 Euro. Oder man sieht sich nach einer Airline mit Premium-Economy-Bestuhlung um …
Aktuelle Preise und Infos zu den Stopover-Angeboten und Touristanbul auf turkishairlines.com
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