Yamabushi sind Anhänger der synkretistischen „Bergreligion“. Wir wandern zu deren heiligen Bergen, den „Dewa Sanzan“. Und wir geraten auf den Yamabushi Downhill Trails mit Halfpipes aus dem 17. Jahrhundert in einen Adrenalin-Rausch
Hunger? Wie wäre es mit Bambus, Beifuß, Pestwurz, Straußenfarn, Staudenknöterich, wildem Shiso-Sesam und Akamizu-Nesseln? Dieses sogenannte Berggemüse“ (Japanisch: Sansai) bildet die Basis von „Dewa Sanzan Shojin Ryori“, der asketischen Küche der Yamabushi.
Der Name der Anhänger des Shugendo-Glaubens bedeutet wörtlich „die, die in den Bergen liegen“. Diese Yamabushi streben mit Hilfe magischer und religiöser Rituale danach, „in diesem Leben Buddha zu werden“.
Yamabushi: Die Bergmönche
Shugendo ist eine synkretistische Mischung aus Buddhismus, Schamanismus, Shintoismus und Daoismus. Zentrum des Shugendo sind die „Drei Berge von Dewa“ im Bandai Asahi National Park. Den Haguro-san (414 Meter), den 1.948 Meter hohen Gassan und den Yudono-san (1.500 Meter) verbindet die „Reise der Wiedergeburt“, eine landschaftlich betörende Pilgerroute auf den Spuren der Yamabushi.
Japans längste Treppe und schönste Pagode
Hinter der Koganedo-Halle des Tempels Shozen-in treten wir durch das Tor Zuishin-mon und nehmen die mit 2.446 Stufen und zwei Kilometern längste Treppe Japans in Angriff. Hunderte bis zu 500 Jahre alte Zedern säumen den Treppenweg.
Bald stehen wir vor der fünfstöckigen Pagode Gojunotu. Nur wenige Schritte davon ragt die auf gut 1.000 Jahre geschätzte „Opa-Zeder“ Jiji-sugi in die Höhe. Auf dem Gipfel erwarten uns der Schrein Sanjin-Gosaiden und der „Saikan“. Der frühere Tempel versorgte Generationen von Pilgern mit Shojin-Ryori-Küche und Schlafplätzen. Heute steht der Saikan auch Touristen in Form eines „Temple Stay“ offen.
Zeit für den Abstieg, vorbei an einigen Yamabushi in ihren weißen Gewändern. Nach insgesamt vier Stunden und 4.892 Stufen stehen wir wieder vor dem Koganedo. Damit ist unsere „Reise der Wiedergeburt“ noch lange nicht zu Ende …
Yamabushi Hiking: Gassan und Yudono-san
Symbolisiert der Haguro-san Geburt und Gegenwart, steht die nächste Station unserer Pilgerreise auf den Spuren der Yamabushi für den Tod. Der sechs Kilometer lange Weg hoch zum der Gassan, teils über Bohlenwege, fordert mit 600 Höhenmetern etwas Kondition.
Letzte Station ist der Yudono-san. Er steht in der Überzeugung der Yamabushi für die Wiedergeburt und wurde vom Gründer des Shingon-Buddhismus zum heiligen Berg erkoren. Dort ist kein Schrein das Ziel der Pilger, sondern der heilige Felsen Goshintai, aus dem Thermalwasser fließt.
Für die Übernachtung haben wir uns in der „Sanrojo Mountain Lodge“ eingebucht, deren stilvoller, hölzerner Onsen mit heiligem Thermalwasser gefüllt ist. Die Nacht im großen Tatami-Zimmer mit Gemeinschaftsbad, Shojin-Ryori-Dinner und Nutzung des Onsen kostet rund 65 Euro, ein ebenso authentisches wie überraschend günstiges Erlebnis.
Halbinsel Izu: Downhill-Dorado Yamabushi Trails
Einen Tag später und 580 Kilometer weiter im Süden: Was für ein Setting! Du stehst auf dem bewaldeten Bergrücken, unter dir die Felsküste der Suruga Bay. Helm auf, Protektoren festgezogen, Handschuhe an und runter den Hang, den Guides von Yamabushi Trail Tour hinterher.
Downhill, acht Kilometer, 800 Höhenmeter. Ein Rausch, der erst am Pazifischen Ozean endet. Oder du trittst noch etwas in die Pedale, um dich am Iwachi Beach in den warmen Pazifik und danach ins Thermalwasser des „Heiroku Jizou Rotenburo“ zu stürzen. Ein Hoch auf die Yamabushi Trails!
Jahrhundertealte Halfpipes
Die uralten, dichten Wälder auf der Halbinsel Izu sind bekannt für die wilden Bergkirschbäume („Yamazakura“). Diese Bergwälder lieferten seit dem 8. Jahrhundert den Rohstoff für die Köhlerei-Wirtschaft, deren Blütezeit vom 17. bis ins 19. Jahrhundert dauerte, als Izu den Brennstoffbedarf der damaligen Hauptstadt Edo (das heutige Tokio) deckte.
Mit Beginn des Erdölzeitalters verschwanden die Köhlereien. Die jahrhundertalten Pfade und Schlittenwege wucherten zu und verfielen. Bis eine Handvoll Radverrückter um Junichiro Matsumoto 2013 das Potenzial entdeckte und die Wege wieder instand setzte. Die Biker tauften ihr Projekt Yamabushi Trails, in Anlehnung an die Bergmönche, die früher auch hier durch die Wälder pilgerten.
40 Kilometer Yamabushi MTB Trails
Aktuell gibt es 40 Kilometer mit Halfpipes, kurvigen Hohlwegen, die zu Wallrides einladen, und scharfen Switchbacks. Diese Rides erlebt man auf den begehrten geführten Touren. Die Single Trails an steilen Hängen erfordern gute Fahrtechnik. Für Tomomi Nishikubo, einen bekannten Biker, sind es „Japans beste Trails“, wegen der vielen Dirt Jumps und Switchbacks.
Wer die Berge von Matsuzaki länger erfahren will, mietet sich in der „Mondo Lodge“ ein. Cooles Design, nachhaltige Bauweise und sieben Zimmer, die alle mit unterschiedlichen lokalen Holzarten ausgekleidet sind. Leihbikes gibt es ab 5.000 Yen, für eine geführte Tagestour auf den Epic Rides sind 10.000 Yen fällig.
Heißes Finale im Onsen
Die Stadt Nishi Izu hat viele Schreine und Tempel zu bieten – und Häuser mit den extravaganten Namako-Mauern. Dieses „Seegurken“-Design aus Dachziegeln und Gips ist feuerbeständig, regenfest und haltbar. Für Onsen-Fans ist der „Sawada Koen Park Rotenburo“ auf einem Kliff hoch über dem Pazifik ein Pflichtstopp – mit einem Meerblick, der seinesgleichen sucht.
Zeit für die letzte Station unserer Outdoor-Reise. 135 Kilometer Luftlinie (rund vier Stunden im Auto) nordwestlich von Izu beginnt unsere Wanderung auf dem legendären Nakasendo Trail mit gnädigen 400 Höhenmetern…
Nakasendo Trail: Zurück in die Zeit der Samurai
Zur Zeit der Shogune und Samurai führten mehrere Handelsrouten von der Kaiserstadt Kyoto zur Residenz des Shogun in Edo, dem heutigen Tokio. Dem landschaftlich schönsten dieser Handelswege, dem Nakasendo, können Wanderer passageweise folgen, etwa in den zentraljapanischen Bergen auf dem Teilstück von Magome nach Tsumago. Das führt durch alte Kiefernwälder vorbei an kleinen Teehäusern und durch verträumte Dörfer.
Nakasendo: Von Magome nach Tsumago
Der Nakasendo-Trail hat nichts mit den Yamabushi zu tun. Start ist in Magome-juku: Der Ort mit seinen alten Holzhäusern und steilen, gepflasterten Wegen wirkt wie aus der Zeit gefallen. Am Ortseingang ordern wir Soba-Nudeln, um uns für die knapp dreistündige Wanderung zu stärken. Die Atmosphäre des alten Restaurants „Sakanoie“ stimmt uns perfekt ein. Danach geht es in der warmen Mittagssonne durch den kleinen Ort, bis wir schließlich in dichten Wald gelangen.
Antibären-Glöckchen für Wanderer
Immer wieder stehen am Wegrand kleine Pfosten mit einer Glocke – die Berge sind Bärengebiet und das Läuten der Glocken soll die Tiere vor uns Wanderern warnen. Die Orientierung fällt nicht schwer: Der Nakasendo ist hervorragend ausgeschildert, sodass auch Wanderer ohne Japanischkenntnisse die Route problemlos absolvieren können.
Unterwegs halten wir an einem kleinen Teehaus, wo uns eine ältere einheimische Frau kostenlos Tee ausschenkt. Der Endpunkt unserer Wanderung, die kleine Ortschaft Tsumago, ist sogar noch authentisch-historischer und gemütlicher als Magome.
Die engen Gassen werden von alten Geschäften und Lokalen in traditioneller Holzbauweise gesäumt und geben uns einen lebendigen Eindruck vom früheren Leben in dieser Gegend. In Tsumago steht noch eines der historischen Gästehäuser entlang des Nakasendo, „Waku-Honjin“ genannt. Ein Besuch des Museums lohnt sich.
Hakuba: Alpines Downhill-Mekka
270 Kilometer nordwestlich von Tokio, im Herzen der Japanischen Alpen, wartet seit 2015 der Hakuba Iwatake Mountainbike Park auf Downhill-Fans. Vom 1.272 Meter hohen Gipfel des Iwatake geht‘s über 520 Höhenmeter bergab. Unten angekommen besteigt man die Seilbahn und der Spaß beginnt erneut. Anfänger fahren den 6.900 Meter langen Alps Downhill Course. Ein paar Runs ist auch der 70 Meter lange Pump Track wert. Für mehr Adrenalin sorgt der anspruchsvolle Kamikaze Downhill Course. Miet-Fully ab 9.500 Yen, Tagespass 4.500 Yen.
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Outdoor in Japan
Web-Tipps zu unseren Yamabushi Outdoor-Abenteuern
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Großes Foto ganz oben: © yamabushi-trail-tour.com