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Japan Fukushima Krähenburg Aizu Wakamatsu Castle
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Fukushima. Japan pur!

  • Peter Pfänder

Themen / Contents

Toggle
  • Japans Ramen-Hauptstadt? Liegt in Fukushima
  • Fukushimas Kitakata Ramen zählt zu den Top 3 Japans
  • Namie, in Sichtweite von Fukushima Daiichi
  • Futaba, eine Art Ground Zero von Fukushima
  • Ganz nah am Katastrophen-Reaktor von Fukushima Daiichi
  • Der Glücksbringer? Fugu aus Fukushima
  • Kann man Gemüse und Fisch aus Fukushima essen?
  • Rundreise-Tipps Fukushima: Das muss man sehen!
  • Muss ich mich in Fukushima um meine Gesundheit sorgen?
  • Info Fukushima
    • Anreise
 nach Fukushima
    • Unterkunft in Fukushima – unsere zwei Tipps
    • Web-Infos

Auf der Suche nach „Japan off the beaten track“? Wie wäre es mit der Präfektur Fukushima? Die „Glückliche Insel“ verwöhnt Besucher mit traumhaften Onsen, kunstvollen Tempeln und Samurai-Burgen, mit Japans besten Ramen und Kugelfisch-Sashimi. Wir sahen uns vor Ort um, auch nahe der Unglücks-Reaktoren

Takashi Yamada war viele Jahre Reisbauer in der Stadt Kitakata. Dann beschloss er, in Japans Ramen-Hauptstadt eines der vielen historischen Kura-Lagerhäuser zu einem Restaurant umzubauen: „Wenige Plätze, beste Ramen und Zutaten aus regionalem Anbau, das war die Idee.“ Klingt nach einem Erfolgskonzept. Auch für eine Stadt mit rekordverdächtigen 95 konkurrierenden Ramen-Restaurants.

Reise Tipp für Fukushima: Mr. Takashi Yamada Koch aus Kitakata
Takashi Yamada vor seinem „Shiokawa-ya“. Es ist eines von aktuell fast 100 Ramen-Restaurants in Kitakata, Fukushima

Die Eröffnung seines „Shiokawa-ya“ feiert Takashi am 10. März 2011, keine 200 Meter vom einzigen der Ramen-Nudel geweihten Schrein Japans entfernt. Am Tag danach lassen der verheerende Tsunami und das Reaktorunglück von Fukushima Daiichi Takashis Zukunftspläne in Rauch aufgehen. „Zwei Jahre dauerte es, bis die ersten Gäste zurückkehrten. Noch lange zuckten Menschen zusammen, wenn sie das Wort Fukushima hörten.“

Reise Tipp Fukushima: Küche im Shiokawa-ya Kueche in Kitakata
Blick in die Küche des „Shiokawa-ya“: Was hier gekocht wird, ist voller umami

Japans Ramen-Hauptstadt? Liegt in Fukushima

Die Ramen, die Takashis Team in der kleinen, dampfenden Küche in die Schüsseln zaubert, sind Geschmacksbomben voller Umami. „Wie macht ihr das?“, wollen wir wissen. „Na, das ist ein Geheimnis und soll es auch bleiben!“, schmunzelt Takashi.

„Aber so viel kann ich verraten: Viel liegt am Egoma Pork, das schmeckt mild und enthält viel gesunde Alpha-Linolensäure, denn die Schweine werden mit wildem Sesam gefüttert. Die Brühe für die Shiyo-Ramen kochen wir aus Shijimi, das sind kleine Süßwassermuscheln, die hier auf der Hochebene von Aizu seit Jahrhunderten gezüchtet werden. Und wir würzen mit feinem Yawa-Shio-Bergsalz.“ Das sei zudem extrem mineralreich, weil es aus einer Thermalquelle in den Bergen von Aizu gewonnen wird.

Reise Tipp für Fukushima: Kitakata Ramen im Shirokawa-ya mit lokalen Erdnüssen
Kitakata-Ramen mit lokal angebauten Aizu Peanuts. Die erdnüsse aus fukushima werden auch als Eis geschätzt

In Japan wird die Frage, welche Ramen-Art denn nun die landesweit beste sei, mit Feuereifer diskutiert. Soll es schnörkellos sein mit Shoyu, also Sojasoße? Oder eine kräftige Tonkotsu-Ramen mit einer Brühe aus Schweineknochen, die dank des Marks reich an Kollagen, Kalzium und Magnesium ist und entzündungshemmendes Glycin enthält? Oder doch lieber Miso-Ramen? Die ist aufgrund der Fermentation reich an gesunden Probiotika und Vitamin K, Kupfer, Zink und Mangan. Und sie weiß mit viel Umami zu überzeugen.

Fukushimas Kitakata Ramen zählt zu den Top 3 Japans

Kitakata Ramen gilt vielen als eine der drei wichtigsten Ramen-Versionen Japans, neben Sapporo Ramen von der Insel Hokkaido und Hakata Ramen aus Fukuoka ganz im Süden. Wichtig und typisch für Kitakata Ramen sind die flachen, breiten und gewellten Nudeln. Und eine Brühe, die mit dem Mark von Schweineknochen und Niboshi, getrockneten Babysardellen, zubereitet wird. Kitakata Ramen kommt in der Regel immer mit einer Scheibe Narutomaki (rot-weißes Fisch-Surimi) auf den Tisch.

Reise Tipp für Fukushima: Kitakata Ramen im Shirokawa-ya
Kitakata Shio Ramen mit dicken nudeln, Yawa-Shio-Bergsalz und echtem wasabi ist einer der delikatessen in fukushima

Für jede Art von Ramen gilt: Man schlürft sie genüsslich, denn mit der inhalierten Luft verstärkt sich der Geschmack, da der Duft von Brühe und Nudeln direkt über die Riechzellen jagt.

Fukushima Tipp Kitakatas Ramen Shrine
Dieser Schrein mit chopstick-Tor ist der Ramen-Nudel gewidmet – einzigartig in ganz Japan

Sojasoße und Miso-Paste für Kitakata-Ramen stammen aus lokaler Produktion, ebenso der Sake für den süßen Reiswein Mirin. Kitakata war jahrhundertelang eine Hochburg der Shoyu- und Miso-Produktion, davon zeugen die unglaublich vielen massiven Kura-Lagerhäuser. Sie erinnern an Tresore. Charakteristisch sind die schwarz-weiß gemusterten, regen- und feuerfesten Namako-Fassaden aus Lehm und Schiefer.

Fukushima Japan Kitakata Kura Fassade
Massiv sind nicht nur die fensterläden der kura-Häuser

Kitakatas Karriere als Ramen-Kapitale begann, als 1927 der chinesischstämmige Ban Kinsei sein „Genraiken“ eröffnete, heißt es vor Ort. Noch heute gibt es in diesem Lokal Ramen mit dicken, bissfesten Chuka-Soba-Eiernudeln in Shoyu-Brühe mit Muscheln.

Fukushioma Reise Tipp Altes Haus in Iizaka Onsen
Händlerhaus mit historischer Namakofassade
Reise Tipp Fukushima: Kura-Lagerhäuser in der Stadt Kitakata
Typisches Kura-Lagerhaus mit massiven Fensterläden in kitakata

Ein paar Straßen vom „Shiokawa-ya“ entfernt steht Tetsuya Sato inmitten moderner Kunst in einer der alten Hallen der Yamatogawa Sake Brewery. Sie wird seit neun Generationen von seiner Familie betrieben.

Tetsuya und sein Vater gehen neue Wege: „Wir verwenden nur lokal angebauten Reis von unseren Feldern und nutzen fast ausschließlich Energie aus Solar- und Wasserkraft sowie Biomasse. Die Reisfelder unserer Farm umfassen 60 Hektar, das sind rund 100 Fußballfelder. Beim Anbau haben wir den Einsatz von Pestiziden halbiert, statt chemischem Dünger nehmen wir Trester und Reiskleie vom Brauen.“

Yamagota Sake Brewery Mister Tetsoya Sato in Japan Reise Tipps für Fukushima
Fukushima ist bekannt für seine exzellenten Sakebrauereien wie die Yamagota Sake Brewery von Tetsuya Sato

Namie, in Sichtweite von Fukushima Daiichi

Gut zwei Autostunden von den Reisfeldern auf der Hochebene von Aizu liegt die Stadt Namie. Dort lebte Ishikawa Shiori, nur zehn Kilometer vom Atomkraftwerk Daiichi entfernt. Sie hatte, erzählt sie, am Vortag die Abschlussprüfung der Elementary School bestanden. Sie und ihre Freundinnen, alle elf oder zwölf Jahre alt, übten am 11. März 2011 für die Aufführung zur Abschlussfeier, als um 14.46 Uhr buchstäblich die Uhren stehen blieben.

Reise Tipp Fukushima Mrs. Ishikawa Shiori vom Hotel Icoinomura
3/11-Zeitzeugin Ishikawa Shiori arbeitet im hotel „Icoi no mura “in Namie

Zwei lange Minuten tobte das Beben der Stärke der 9. Eine 15 Meter hohe Wasserwand rollte 50 Minuten später über die Nordostküste Japans hinweg. Sie riss Häuser, Schiffe, Lastwagen und Menschen mit sich. Und sie zerstörte die Reaktoren von Fukushima Daiichi. Es kam zu Kernschmelzen und drei Wasserstoffexplosionen. Allein in Fukushima starben über 1.600 Menschen.

Reise Tipp Fukushima: Futaba als die Uhren stehen blieben und die Zeit
11. März 2011: auch an der fassade des Futaba Town Fire Department blieb wegen des bebens die uhr stehen

Die Kinder an Ishikawas Schule wurden rechtzeitig in höhere gelegene Bereiche evakuiert. Knapp 24 Stunden später war die Strahlenbelastung nach der Wasserstoffexplosion so stark, dass die Bewohner in weit entfernte Regionen gebracht wurden.

Unter den Vertriebenen: Ishikawa. „Es dauerte fünf Jahre, bis ich meine Heimat im Alter von 16 das erste Mal wieder besuchen konnte, nur kurz. Erst fünf Jahre später durfte ich dauerhaft zurück.“ Der Job im Hotel habe sie gelockt. Ob sie je an ihrer Entscheidung zweifelte? „Nein, niemals. Hier gehöre ich her. Und hier in Namie will ich irgendwann meine Kinder groß werden sehen.“

Futaba, eine Art Ground Zero von Fukushima

Wakana Yokoyama treffe ich im Great East Japan Earthquake and Nuclear Desaster Memorial Museum in Futaba: „Ich war am Tag des Unglücks in der Schule hier in Futaba und hatte erst am Vortrag die Abschlussprüfung geschafft.“

Zeitzeugin 3/11 in Futaba Mrs. Wakana Yokoyama Japan Reise Tipps für Fukushima
3/11-Zeitzeugin Wakana Yokoyama arbeitet jetzt in Futabas Great East Japan Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum

Dann tobte die Erde unter den Füßen, 15 Minuten später kam der Tsunami-Alarm: „Kinder, bringt euch in Sicherheit, ein Tsunami kommt!“ Die Kinder wurden ins Rathaus und am nächsten Tag weit weggebracht.

Drei Jahre später betrat Wakana für wenige Stunden erstmals wieder Futaba, mit Geigerzähler und Schutzkleidung. „Mein Elternhaus war einfach weg, zermalmt von der Wucht der Wellen.“

Reise Tipp Fukushima Futabas Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum
Vortragsraum des Great East Japan Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum

Seit April 2021 lebt sie wieder an der Küste, im Städtchen Minamisoma. „Ich wünsche mir, dass mehr Menschen als die bisher 170 nach Futaba zurückkehren. Aber viele Menschen haben sich anderswo ein neues, zweites Leben aufgebaut. Sie tun sich schwer, das alles hinter sich zu lassen.“

Reise Tipp für Fukushima: Futaba Strahlenmessgerät vor dem Family Mart am 11.12.
Strahlungs-Mess-station vor dem „Family Mart“-Store in Futaba am 11. Dezember 2024

Vom Tsunami betroffen war nicht nur Fukushima, sondern ein über 670 Kilometer langer Küstenstreifen von Oarai, 100 Kilometer nördlich von Tokio, bis zur Südspitze der Insel Hokkaido. Er kostete 22.000 Menschen das Leben und zerstörte mehr als 122.000 Häuser. Die Zerstörungen infolge der Monsterwelle galten und gelten den Japanern als eigentliche Katastrophe, mehr als die Reaktorhavarien.

Ganz nah am Katastrophen-Reaktor von Fukushima Daiichi

Die Präfektur Fukushima ist etwa so groß wie Montenegro. Nach dem Unglück wurden wegen der hohen Strahlenbelastung 12 Prozent der Fläche zum Sperrgebiet (Exclusion Zone). 470.000 Menschen, ein Fünftel der Gesamtbevölkerung der Präfektur, mussten teilweise für Jahre evakuiert werden.

Futaba Art District Reise Tipp Fukushima
Futaba Art District: Mural an der ruine der feuerwache

Nach jahrelanger, gründlicher Dekontamination wurden schrittweise immer mehr Sperrzonen wieder freigegeben. Futaba ist die jüngste Ex-Sperrzone in Fukushima: 170 von einst 7.000 Bürgern kehrten zurück in die Küstenstadt. An den Zufahrten und im Ort stehen Messgeräte mit aktuellen Strahlenwerten auf Displays.

Futaba Art District V 1
Der Futuba art district umfasst 13 Murals des tokioter Kunstkollektivs OVERALLS
Fukushima Futaba Art District Vol. 8
Fukushima im Dezember 2024: Dieses Mural gehört zur Reihe Volume 8 „Human Power!“

Das sehen wir uns am 11. Dezember 2024 genauer an: 0,042 Mikrosievert pro Stunde vor dem Convenience Story „Family Mart“, was 0,367 Millisievert pro Jahr entspricht. 0,060 Mikrosievert pro Stunde oder 0,526 Millisievert pro Jahr werden vor dem Great East Japan Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum gemessen. An einem Parkplatz unweit der Town Hall sind es 0,129 Mikrosievert, was 1,13 Millisievert pro Jahr entspricht.

Nach dem Unglück 2011 lag der mittlere Wert in Futaba bei über 50 Millisievert pro Jahr. Zum Vergleich: Die natürliche Strahlendosis in Deutschland beträgt laut deutschem Bundesamt für Strahlenschutz zwei bis drei Millisievert pro Jahr. In radonreichen Gebieten liegt der Wert bei bis zu acht Millisievert.)

Reise Tipp Fukushima neues Mural im Futaba Art District
Das Mural „Here we are“ feiert Futabas frühere Leidenschaft für Tauzieh-Wettbewerbe

250 Meter vom Museum sind die ersten Graffiti des Futaba Art District zu sehen, unter anderem ein 40 Meter langes Mammutwerk, das dem bekannten Samurai-Festival Soma Nomaoi gewidmet ist, das in Fukushima seit über 1.000 Jahren gefeiert wird.

Reise Tipp Fukushima: Futaba Art District Reporter Peter Pfänder
das 200 quadratmeter grosse mural „Normal“ wurde im oktober 2021 nur 200 meter vom museum fertiggestellt

Aktuell zieren insgesamt 13 Murals des Tokioter Streetart-Kollektivs Overalls Fassaden von Ruinen und Neubauten in Futaba. Die Wandgemälde zwischen dem 2020 neu eröffneten Bahnhof und dem Museum thematisieren den früheren Alltag in der Stadt. Ein riesiger Daruma-Glücksbringer grinst als jüngstes Mural von der Fassade der Stadtbibliothek.

Der Glücksbringer? Fugu aus Fukushima

Etwas ironisch mutet es an, dass ausgerechnet diese Unglückspräfektur das japanische Wort für Glück im Namen trägt: Fuku. Fukushima bedeutet Glückliche Insel. Mit dem Wort Fuku spielt auch der Kugelfisch-Experte und Gastwirt Koji Suzuki, der in Soma das Fugu-Lokal „Kappo Yamashita“ betreibt.

Reise Tipp Fukushima Mr. Kochi Suzuki aus Soma ist Fugu-Experte
Fugu-Experte Koji Suzuki und seine frau Tomomi vor ihrem „Kappo Yamashita“ in soma

Kojis Restaurant hat seit 40 Jahren die Lizenz, den bei falscher Zubereitung (durch das hochgiftige Tetrodotoxin) absolut tödlichen Kugelfisch zu verarbeiten. „Bis vor sechs Jahren mussten wir den Fugu aus dem Süden liefern lassen. Dann hat sich was geändert. Seit 2019 ziehen unsere Fischer Fugu in großen Mengen aus dem Wasser.“ Der Fugu werde nun in großer Zahl per Leine gefangen und seit 2021 unter der Marke „Fukutora“ (Glücklicher Tiger) vermarktet.

Reise Tipp Fukushima Mr. Kochi Suzuki aus Soma serviert Fugu Sashimi
Sashimi vom wildfang-Kugelfisch aus Fukushima – eine begehrte Delikatesse

Koji ist federführend dabei: „Mit dem Fukutora gleichen wir die Verluste aus, die unsere Fischer nach 3/11 erlitten hatten.“ Dann serviert er uns rohen Wild-Fugu als Sashimi. „Fugu aus Wildfang ist viel besser als der von Zuchtfarmen! Das liegt am Futter: Muscheln, Krebse, Seesterne. Und er bewegt sich viel.“

Der Wildfang-Fugu aus den Gewässern vor Fukushima hat eine feste Textur und will zehn, fünfzehn Mal gekaut werden. Dann kommt ein buttrig-cremiger Geschmack zu tragen und das Umami kommt voll zur Geltung. Kojis Frau Tomomi serviert außerdem gedämpfte Hokki-gai mit Nori-Algen-Dip. Diese Trogmuscheln esse man nur im Winter, eine beliebte Spezialität aus Somas Lagune Matsukawa-ura, erzählt sie.

Reise Tipp für Fukushima: Shirakawa Ramen
Shirakawa Ramen, eine weitere delikatesse aus Fukushima. Und jetzt: Laut schlürfen!
Reise Tipp Fukushima: Ookawase Ryokan Kaiseki Dinner Shabu Shabu Beef
Feinstes Fukushima Beef: schön marmoriert, butterzart als shabu-shabu und garantiert unter 100 Becquerel

Kann man Gemüse und Fisch aus Fukushima essen?

„Ja, das kann man!“, beschwört nicht nur Fugu-Experte und Chef Koji Suzuki. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Japans Grenzwerte für Strahlenbelastung von Essen seien sehr streng, lobt das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).

Zieht Japan bei 100 Becquerel Cäsium 137 pro Kilogramm die rote Linie, sind in Deutschland 600 Becquerel erlaubt, für Milchprodukte und Babynahrung 370 Becquerel. Belastete Produkte, so lobt das deutsche BfS, „werden rigoros aus dem Verkehr gezogen.“

Reise Tipp Fukushima: Kaiseki Dinner im Ookawase
SEafood beim Kaiseki Dinner im „Hot Spring Resort Hotel Ookawaso“

Gut 80 Prozent der bei den Wasserstoffexplosionen 2011 freigesetzten Radionuklide wurden durch ablandigen Wind aufs offene Meer hinausgetragen. Dort verteilten sie sich schnell. Das sei „mit Abstand das Beste, was der Menschheit passieren konnte“, so Georg Steinhauser, unterdessen Professor für physikalische Radioökologie an der TU Wien, im Deutschlandfunk zum zehnten Jahrestag.

Reise Tipp Fukushima Futabas Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum aussen
Eingang zum exzellent gemachten East Japan Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum in Futaba

Die Reaktoren müssen noch auf Jahrzehnte gekühlt werden, dadurch fallen monatlich 5.000 Tonnen Abwasser an. Im August 2023 begann man mit dessen Einleitung ins Meer. Erst entzieht man dem Wasser durch das innovative Advanced Liquid Processing System 62 Radionuklide, so dass nur Tritium verbleibe. Dann werde das Wasser so stark verdünnt, dass die Tritium-Konzentration mit 1500 Bequerel pro Liter ein Siebtel des von der WHO festgelegten Grenzwerts für Trinkwasser betrage, so das Umweltministerium.

Die Freisetzung, die sich über Jahrzehnte erstrecken wird, stieß auf Widerstand von heimischen Fischern und Nachbarstaaten. Die Empörung verwundert: Atomkraftwerke oder Wiederaufarbeitungsanlagen wie La Hague, Sellafield, Yangjiang in China oder Kori in Korea leiten seit Jahrzehnten tritiumhaltiges Kühlwasser ins Meer, in Konzentrationen, die deutlich über dem liegen, was für Fukushima genehmigt ist.

Rundreise-Tipps Fukushima: Das muss man sehen!

Eine ideale Rundreise durch die Präfektur Fukushima könnte folgendermaßen aussehen: Sie beginnt in der Stadt Shirakawa, 100 Minuten im Schnellzug Shinkansen von Tokio. Shirakawas Samurai-Burg Shirakawa Komine litt durch das Beben. Der aus Holz originalgetreu wiederaufgebaute Bergfried wurde stark beschädigt, auch die mächtigen Außenmauern stürzten ein und wurden mühsam rekonstruiert. Der Bau ist kleiner als die Kranich-Burg Tsuru-ga-jo in Aizu-Wakamatsu, aber deutlich authentischer.

Komine juin in Shirakawa Burgfried III Kopie
burgfried von Shirakawa-Komine-jō: Originalgetreu mit stein und Holz statt Beton rekonstruiert
Reise Tipps Fukushima Aizu Wakamatsus Kranich-Burg
Aizu Wakamatsu: Die Kranich-Burg Tsuru-ga-jō war bis zuletzt ein Samurai-Stronghold

50 Kilometer weiter in den Bergen liegt das Dorf Ouchi-juku. Dort säumen bis zu 300 Jahre alte Reetdachhäuser die Hauptstraße, an deren Ende steht der sehenswerte kleine Schrein Takakura. Von dort hat man einen tollen Blick über den ganzen Ort. Das Gasthaus „Misawaya“ ist beliebt für Negi Soba, die mit einer Lauchzwiebel statt Chopsticks gegessen wird.

Reise Tipp Fukushima: Ouchi-juku Main Road
Die Reetdachhäuser in Ouchi-juku sind bis zu 300 Jahre alt
Reise Tipp für Fukushima: Ouchi-juku Negi Soba
Negi Soba wird mit einer Lauchzwiebel statt mit Essstäbchen gegessen

Sechs Kilometer weiter steht Japans einziger Bahnhof mit Reetdach und heißem Fußbadebecken, die Yunokami Onsen Station an den Gleisen der über und über mit Katzen-Comics geschmückten Aizu Railway.

Japan Reise Tipps für Fukushima Yunokami Onsen Station
Fukushimas Yunokami Onsen Station ist eine von zwei reetgedeckten bahnhöfen in Japans

Übernachtung im Ryokan „Ookawaso“ in Ahinomaki Onsen. Hoch über dem Fluss Aga warten exzellente Kaiseki-Küche. Schöne und große Zimmer im japanischen Stil und privat zu mietende Onsen-Bäder.

Tempel Sazae-do Japan Reise Tipps für Fukushima
Der Doppel-Helix-förmige Tempel Sazae-do gehört zu den top sehenswürdigkeiten in Fukushima

15 Kilometer weiter im Norden erreicht man Aizu-Wakamatsu. Dort steht der Tempel Sazae-do am Berg Iimori, seit 250 Jahren im Besitz der Familie von Masanori Iimori, den wir vor Ort kennenlernen. Japans einziger hölzerner Doppelhelix-Bau ist raffiniert: Besucher, die zum Beten kommen, begegnen keinem, der auf dem Rückweg ist.

90 Kilometer weiter im Nordosten, bei Fukushima City, liegt der Nakano Fudoson: Der Zen-Tempel ist seit fast 850 Jahren ein Ort für die Anbetung der Gottheit Fudo Myoo. Diese gilt als sehr mächtig, soll die Fähigkeit besitzen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und böse Geister zu besiegen sowie wohltätig gegenüber Menschen mit reinem Herzen sein.

Reise Tipp für Fukushima: Tempel Nakano Fudoson
Der wunderschöne Tempel Nakano Fudoson lohnt den 10-kilometer-abstecher von fukushima city aus

Das Tempel-Ensemble aus rotem Holz, einem Wasserfall, mächtigen Zedern und einem langen Höhlengang durch den Berg mit Dutzenden Buddhastatuen bezaubert mit seiner einzigartigen Atmosphäre und ist im Winter besonders verträumt.

Reise Tipp Fukushima: Nakano Fudoson in Winterstimmung
Im winter hat man den Nakano Fudoson komplett für sich allein

Nur sieben Kilometer sind es vom Nakano Fudoson zum historischen Holz-Badehaus Sabako-yu (bedeutet wörtlich Makrelen-See-Onsen) im Thermalort Iizaka Onsen. Für unter drei Euro Eintritt entspannt man in diesem schönen, authentischen Holzbau im 47 Grad heißen Thermalwasser. Nach dem entspannenden Bad empfiehlt sich ein Besuch des Herrenhauses Kyu Horikiri-tei vis-à-vis: klassische Holzarchitektur, schöne Tatami-Zimmer, trutzige Lager- und Schatzhäuser mit dicken Türen, kunstvolle Gartenanlagen und ein Thermal-Handbadebecken bilden ein kleines Gesamtkunstwerk.

Reise Tipp Fukushima: Sabako-yu in Iizaka Onsen
Badehaus Sabako-yu in Iizaka Onsen: links die frauen, rechts die männer. und so sieht es…
Reise Tipp Fukushima: Sabako-yu in Iizaka Onsen
… drinnen aus! 47 GRad heiß ist das wasser in dem kleinen becken.
Fukushima Tipp Herrenhaus Kyu Horikiri-tei in Iizaka Onsen
Tatamizimmer im historischen Herrenhaus Kyu Horikiri-tei

Etwas abseits am Rand des Bandai-Gebirges liegt knapp 18 Kilometer westlich von Fukushima City Takayu Onsen. Der Badeort wurde schon mehrmals zu Japans beliebtestem Onsen gewählt. Ohne Getöse und Schnickschnack wir hier die traditionelle, ruhige und achtsame Badekultur Japans zelebriert. Auch wurden die Badehäuser und Becken an die Topografie angepasst und nicht andersrum.

Gut 90 Kilometer entfernt vom absolut sehenswerten Fukushima City wartet die eingangs schon vorgestellte Küstenstadt Futaba mit dem Great East Japan Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum nahe der Reaktorruinen von Fukushima Daiichi. Das Museum sei, so Vizedirektor Ichirou Shimizu bei unserem Gespräch, ein Denkmal, das zeigen wolle, was für Fehler gemacht wurden und was man für die Zukunft dringend lernen müsse.

Fukushima Tipp Futaba Vizedirektor Ichirou Shimizu
Ichirou Shimizu: Vizedirektor des Great East Japan Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum
Reise Tipp Fukushima City Morgenstimmung
Morgenstimmung in Fuksuhima City …
Reise Tipp Fukushima City Nachtstimmung
… und so zeigt sich die entspannte kleine grossstadt nachts

Zur Erinnerung an die vielen Opfer der Flutwelle legte man an der Küste zwischen Soma und Hachinohe einen Gedenkpfad entlang von Schul- und Häuser-Ruinen an. Der rund 1.000 Kilometer lange Michinoku Coastal Trail, die nördliche Fortsetzung des neu ins Leben gerufenen Fukushima Coastal Trail, ist die längste Gedenkstätte der Welt. Ein denkwürdiger Rekord der „Glücklichen Insel“.

Reise Tipp Fukushima Futaba Art District Da s neuste Mural
Grafitto an der früheren Stadtbücherei von Futaba Town

Muss ich mich in Fukushima um meine Gesundheit sorgen?

Nein. Wer 24 Stunden in der reaktornahen Kleinstadt Futaba verbringt, bekommt eine Strahlendosis von 1,45 bis maximal 3 Mikrosievert. Das ist harmlos: Auf 100 bis 120 Mikrosievert Höhenstrahlung kommt allein der 13-Stunden-Flug von Frankfurt nach Tokio und zurück.

Fukushima Japan Strahlenbealstung 2024 in Futaba

Bei unserer Vorort-Recherche im Dezember 2024 zeigten die Mess-Stationen Werte von 0,386 bis 1,13 Millisievert pro Jahr. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz BfS nennt 2020 zur Strahlungsbelastung in Okumas noch gesperrter Wiederaufbau- und Regenerationszone SRRB Messwerte von 0,23 bis 0,38 μSv/h. Das entspreche 2,01 bis 3,33 Millisievert pro Jahr gegenüber 50 Millisievert pro Jahr direkt nach dem 3/11- Disaster. Laut BfS liegt der entsprechende Wert in Deutschland bei zwei bis drei Millisievert pro Jahr natürlicher Strahlung. Hinzu kommt noch die zivilisatorische Strahlung in einer Höhe von im Schnitt 1,7 Millisievert pro Jahr.


Info Fukushima

Japan Fukushima Reise Tipps Guide Tempel Nakano Fudoson

Anreise
 nach Fukushima

Flug nach Tokio ohne Stopp mit Lufthansa oder ANA ab 1.200 Euro, mit Zwischenstopp in Helsinki fliegt Finnair ab 795 Euro in der Economy, ab 1.680 in der Premium Economy Class. Von Tokyo Station aus im Tohoku Shinkansen in 90 Minuten nach Shirakawa, Ticket ab 42 Euro

Unterkunft in Fukushima – unsere zwei Tipps

Fukushima Japan Hot Spring Resort Hotel Ookawaso Becken im Freien Rotenburo
Hot Spring Resort Hotel Ookawaso

Großes Haus hoch über dem Fluss Ara mit öffentlichen und privaten Onsenbecken (Bild oben) im Freien. Große, elegante Zimmer im japanischen Stil und eine exzellente Kaiseki-Küche.
DZ/HP ab 110 Euro
ookawaso.co.jp

Fukushima Namie Hotel Icoinomura
Tatamizimmer im „Icoinomura“ in Namie
Icoinomura Namie

Acht Jahre blieb dieses Hotel in Namie mit Sauna und Onsen nach dem Unglück geschlossen. Stilistisch eher späte 1980er mit vielen schweren Brauntönen. Große Zimmer, zum Teil mit schönem Tatamibereich. Sehr gute Fischgerichte aus lokalem Fang. DZ/HP ab 80 Euro
ikoi-namie.com

Web-Infos

fukushima.travel

japan.travel/de/de

30 Spartipps für Japanreisende

Peter Pfänder
1693061043595
Der Autor aus dem bayerischen Fünfseenland lebt sein Fernweh seit seiner frühesten Jugend aus. Peter war zehn Jahre Chefredakteur eines großen deutschen Reisemagazins. Seit 2020 arbeitet er als Redaktionsleiter von Bayern Tourismus Marketing. Entspannung findet Peter beim Freiwasserschwimmen, auf dem SUP und MTB sowie in der Sauna.

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