Auf der Suche nach „Japan off the beaten track“? Wie wäre es mit der Präfektur Fukushima? Die „Glückliche Insel“ verwöhnt Besucher mit traumhaften Onsen, kunstvollen Tempeln und Samurai-Burgen, mit Japans besten Ramen und Kugelfisch-Sashimi. Wir sahen uns vor Ort um, auch nahe der Unglücks-Reaktoren
Takashi Yamada war viele Jahre Reisbauer in der Stadt Kitakata. Dann beschloss er, in Japans Ramen-Hauptstadt eines der vielen historischen Kura-Lagerhäuser zu einem Restaurant umzubauen: „Wenige Plätze, beste Ramen und Zutaten aus regionalem Anbau, das war die Idee.“ Klingt nach einem Erfolgskonzept. Auch für eine Stadt mit rekordverdächtigen 95 konkurrierenden Ramen-Restaurants.
Die Eröffnung seines „Shiokawa-ya“ feiert Takashi am 10. März 2011, keine 200 Meter vom einzigen der Ramen-Nudel geweihten Schrein Japans entfernt. Am Tag danach lassen der verheerende Tsunami und das Reaktorunglück von Fukushima Daiichi Takashis Zukunftspläne in Rauch aufgehen. „Zwei Jahre dauerte es, bis die ersten Gäste zurückkehrten. Noch lange zuckten Menschen zusammen, wenn sie das Wort Fukushima hörten.“
Japans Ramen-Hauptstadt? Liegt in Fukushima
Die Ramen, die Takashis Team in der kleinen, dampfenden Küche in die Schüsseln zaubert, sind Geschmacksbomben voller Umami. „Wie macht ihr das?“, wollen wir wissen. „Na, das ist ein Geheimnis und soll es auch bleiben!“, schmunzelt Takashi.
„Aber so viel kann ich verraten: Viel liegt am Egoma Pork, das schmeckt mild und enthält viel gesunde Alpha-Linolensäure, denn die Schweine werden mit wildem Sesam gefüttert. Die Brühe für die Shiyo-Ramen kochen wir aus Shijimi, das sind kleine Süßwassermuscheln, die hier auf der Hochebene von Aizu seit Jahrhunderten gezüchtet werden. Und wir würzen mit feinem Yawa-Shio-Bergsalz.“ Das sei zudem extrem mineralreich, weil es aus einer Thermalquelle in den Bergen von Aizu gewonnen wird.
In Japan wird die Frage, welche Ramen-Art denn nun die landesweit beste sei, mit Feuereifer diskutiert. Soll es schnörkellos sein mit Shoyu, also Sojasoße? Oder eine kräftige Tonkotsu-Ramen mit einer Brühe aus Schweineknochen, die dank des Marks reich an Kollagen, Kalzium und Magnesium ist und entzündungshemmendes Glycin enthält? Oder doch lieber Miso-Ramen? Die ist aufgrund der Fermentation reich an gesunden Probiotika und Vitamin K, Kupfer, Zink und Mangan. Und sie weiß mit viel Umami zu überzeugen.
Fukushimas Kitakata Ramen zählt zu den Top 3 Japans
Kitakata Ramen gilt vielen als eine der drei wichtigsten Ramen-Versionen Japans, neben Sapporo Ramen von der Insel Hokkaido und Hakata Ramen aus Fukuoka ganz im Süden. Wichtig und typisch für Kitakata Ramen sind die flachen, breiten und gewellten Nudeln. Und eine Brühe, die mit dem Mark von Schweineknochen und Niboshi, getrockneten Babysardellen, zubereitet wird. Kitakata Ramen kommt in der Regel immer mit einer Scheibe Narutomaki (rot-weißes Fisch-Surimi) auf den Tisch.
Für jede Art von Ramen gilt: Man schlürft sie genüsslich, denn mit der inhalierten Luft verstärkt sich der Geschmack, da der Duft von Brühe und Nudeln direkt über die Riechzellen jagt.
Sojasoße und Miso-Paste für Kitakata-Ramen stammen aus lokaler Produktion, ebenso der Sake für den süßen Reiswein Mirin. Kitakata war jahrhundertelang eine Hochburg der Shoyu- und Miso-Produktion, davon zeugen die unglaublich vielen massiven Kura-Lagerhäuser. Sie erinnern an Tresore. Charakteristisch sind die schwarz-weiß gemusterten, regen- und feuerfesten Namako-Fassaden aus Lehm und Schiefer.
Kitakatas Karriere als Ramen-Kapitale begann, als 1927 der chinesischstämmige Ban Kinsei sein „Genraiken“ eröffnete, heißt es vor Ort. Noch heute gibt es in diesem Lokal Ramen mit dicken, bissfesten Chuka-Soba-Eiernudeln in Shoyu-Brühe mit Muscheln.
Ein paar Straßen vom „Shiokawa-ya“ entfernt steht Tetsoya Sato inmitten moderner Kunst in einer der alten Hallen der Yamatogawa Sake Brewery. Sie wird seit zehn Generationen von seiner Familie betrieben. Tetsoya und sein Vater gehen neue Wege: „Wir verwenden nur lokal angebauten Reis von unseren Feldern und nutzen fast ausschließlich Energie aus Solar- und Wasserkraft sowie Biomasse. Die Reisfelder unserer Farm umfassen 60 Hektar, das sind rund 100 Fußballfelder. Beim Anbau haben wir den Einsatz von Pestiziden halbiert, statt chemischem Dünger nehmen wir Trester und Reiskleie vom Brauen.“
Namie, in Sichtweite von Fukushima Daiichi
Gut zwei Autostunden von den Reisfeldern auf der Hochebene von Aizu liegt die Stadt Namie. Dort lebte Ishikawa Shiori, nur zehn Kilometer vom Atomkraftwerk Daiichi entfernt. Sie hatte, erzählt sie, am Vortag die Abschlussprüfung der Elementary School bestanden. Sie und ihre Freundinnen, alle elf oder zwölf Jahre alt, übten am 11. März 2011 für die Aufführung zur Abschlussfeier, als um 14.46 Uhr buchstäblich die Uhren stehen blieben.
Zwei lange Minuten tobte das Beben der Stärke der 9. Eine 15 Meter hohe Wasserwand rollte 50 Minuten später über die Nordostküste Japans hinweg. Sie riss Häuser, Schiffe, Lastwagen und Menschen mit sich. Und sie zerstörte die Reaktoren von Fukushima Daiichi. Es kam zu Kernschmelzen und drei Wasserstoffexplosionen. Allein in Fukushima starben über 1.600 Menschen.
Die Kinder an Ishikawas Schule wurden rechtzeitig in höhere gelegene Bereiche evakuiert. Knapp 24 Stunden später war die Strahlenbelastung nach der Wasserstoffexplosion so stark, dass die Bewohner in weit entfernte Regionen gebracht wurden.
Unter den Vertriebenen: Ishikawa. „Es dauerte fünf Jahre, bis ich meine Heimat im Alter von 16 das erste Mal wieder besuchen konnte, nur kurz. Erst fünf Jahre später durfte ich dauerhaft zurück.“ Der Job im Hotel habe sie gelockt. Ob sie je an ihrer Entscheidung zweifelte? „Nein, niemals. Hier gehöre ich her. Und hier in Namie will ich irgendwann meine Kinder groß werden sehen.“
Futaba, eine Art Ground Zero von Fukushima
Wakana Yokoyama treffe ich im Great East Japan Earthquake and Nuclear Desaster Memorial Museum in Futaba: „Ich war am Tag des Unglücks in der Schule hier in Futaba und hatte erst am Vortrag die Abschlussprüfung geschafft.“
Dann tobte die Erde unter den Füßen, 15 Minuten später kam der Tsunami-Alarm: „Kinder, bringt euch in Sicherheit, ein Tsunami kommt!“ Die Kinder wurden ins Rathaus und am nächsten Tag weit weggebracht.
Drei Jahre später betrat Wakana für wenige Stunden erstmals wieder Futaba, mit Geigerzähler und Schutzkleidung. „Mein Elternhaus war einfach weg, zermalmt von der Wucht der Wellen.“
Seit April 2021 lebt sie wieder an der Küste, im Städtchen Minamisoma. „Ich wünsche mir, dass mehr Menschen als die bisher 170 nach Futaba zurückkehren. Aber viele Menschen haben sich anderswo ein neues, zweites Leben aufgebaut. Sie tun sich schwer, das alles hinter sich zu lassen.“
Vom Tsunami betroffen war nicht nur Fukushima, sondern ein über 670 Kilometer langer Küstenstreifen von Oarai, 100 Kilometer nördlich von Tokio, bis zur Südspitze der Insel Hokkaido. Er kostete 22.000 Menschen das Leben und zerstörte mehr als 122.000 Häuser. Die Zerstörungen infolge der Monsterwelle galten und gelten den Japanern als eigentliche Katastrophe, mehr als die Reaktorhavarien.
Ganz nah am Katastrophen-Reaktor von Fukushima Daiichi
Die Präfektur Fukushima ist etwa so groß wie Montenegro. Nach dem Unglück wurden wegen der hohen Strahlenbelastung 12 Prozent der Fläche zum Sperrgebiet (Exclusion Zone). 470.000 Menschen, ein Fünftel der Gesamtbevölkerung der Präfektur, mussten teilweise für Jahre evakuiert werden.
Nach jahrelanger, gründlicher Dekontamination wurden schrittweise immer mehr Sperrzonen wieder freigegeben. Futaba ist die jüngste Ex-Sperrzone in Fukushima: 170 von einst 7.000 Bürgern kehrten zurück in die Küstenstadt. An den Zufahrten und im Ort stehen Messgeräte mit aktuellen Strahlenwerten auf Displays.
Das sehen wir uns am 11. Dezember 2024 genauer an: 0,042 Mikrosievert pro Stunde vor dem Convenience Story „Family Mart“, was 0,367 Millisievert pro Jahr entspricht. 0,060 Mikrosievert pro Stunde oder 0,526 Millisievert pro Jahr werden vor dem Great East Japan Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum gemessen. An einem Parkplatz unweit der Town Hall sind es 0,129 Mikrosievert, was 1,13 Millisievert pro Jahr entspricht.
Nach dem Unglück 2011 lag der mittlere Wert in Futaba bei über 50 Millisievert pro Jahr. Zum Vergleich: Die natürliche Strahlendosis in Deutschland beträgt laut deutschem Bundesamt für Strahlenschutz zwei bis drei Millisievert pro Jahr. In radonreichen Gebieten liegt der Wert bei bis zu acht Millisievert.)
250 Meter vom Museum sind die ersten Graffiti des Futaba Art District zu sehen, unter anderem ein 40 Meter langes Mammutwerk, das dem bekannten Samurai-Festival Soma Nomaoi gewidmet ist, das in Fukushima seit über 1.000 Jahren gefeiert wird.
Aktuell zieren insgesamt 13 Murals des Tokioter Streetart-Kollektivs Overalls Fassaden von Ruinen und Neubauten in Futaba. Die Wandgemälde zwischen dem 2020 neu eröffneten Bahnhof und dem Museum thematisieren den früheren Alltag in der Stadt. Ein riesiger Daruma-Glücksbringer grinst als jüngstes Mural von der Fassade der Stadtbibliothek.
Der Glücksbringer? Fugu aus Fukushima
Etwas ironisch mutet es an, dass ausgerechnet diese Unglückspräfektur das japanische Wort für Glück im Namen trägt: Fuku. Fukushima bedeutet Glückliche Insel. Mit dem Wort Fuku spielt auch der Kugelfisch-Experte und Gastwirt Koji Suzuki, der in Soma das Fugu-Lokal „Kappo Yamashita“ betreibt.
Kojis Restaurant hat seit 40 Jahren die Lizenz, den bei falscher Zubereitung (durch das hochgiftige Tetrodotoxin) absolut tödlichen Kugelfisch zu verarbeiten. „Bis vor sechs Jahren mussten wir den Fugu aus dem Süden liefern lassen. Dann hat sich was geändert. Seit 2019 ziehen unsere Fischer Fugu in großen Mengen aus dem Wasser.“ Der Fugu werde nun in großer Zahl per Leine gefangen und seit 2021 unter der Marke „Fukutora“ (Glücklicher Tiger) vermarktet.
Koji ist federführend dabei: „Mit dem Fukutora gleichen wir die Verluste aus, die unsere Fischer nach 3/11 erlitten hatten.“ Dann serviert er uns rohen Wild-Fugu als Sashimi. „Fugu aus Wildfang ist viel besser als der von Zuchtfarmen! Das liegt am Futter: Muscheln, Krebse, Seesterne. Und er bewegt sich viel.“
Der Wildfang-Fugu aus den Gewässern vor Fukushima hat eine feste Textur und will zehn, fünfzehn Mal gekaut werden. Dann kommt ein buttrig-cremiger Geschmack zu tragen und das Umami kommt voll zur Geltung. Kojis Frau Tomomi serviert außerdem gedämpfte Hokki-gai mit Nori-Algen-Dip. Diese Trogmuscheln esse man nur im Winter, eine beliebte Spezialität aus Somas Lagune Matsukawa-ura, erzählt sie.
Kann man Gemüse und Fisch aus Fukushima essen?
„Ja, das kann man!“, beschwört nicht nur Fugu-Experte und Chef Koji Suzuki. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Japans Grenzwerte für Strahlenbelastung von Essen seien sehr streng, lobt das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).
Zieht Japan bei 100 Becquerel Cäsium 137 pro Kilogramm die rote Linie, sind in Deutschland 600 Becquerel erlaubt, für Milchprodukte und Babynahrung 370 Becquerel. Belastete Produkte, so lobt das deutsche BfS, „werden rigoros aus dem Verkehr gezogen.“
Gut 80 Prozent der bei den Wasserstoffexplosionen 2011 freigesetzten Radionuklide wurden durch ablandigen Wind aufs offene Meer hinausgetragen. Dort verteilten sie sich schnell. Das sei „mit Abstand das Beste, was der Menschheit passieren konnte“, so Georg Steinhauser, unterdessen Professor für physikalische Radioökologie an der TU Wien, im Deutschlandfunk zum zehnten Jahrestag.
Die Reaktoren müssen noch auf Jahrzehnte gekühlt werden, dadurch fallen monatlich 5.000 Tonnen Abwasser an. Im August 2023 begann man mit dessen Einleitung ins Meer. Erst entzieht man dem Wasser durch das innovative Advanced Liquid Processing System 62 Radionuklide, so dass nur Tritium verbleibe. Dann werde das Wasser so stark verdünnt, dass die Tritium-Konzentration mit 1500 Bequerel pro Liter ein Siebtel des von der WHO festgelegten Grenzwerts für Trinkwasser betrage, so das Umweltministerium.
Die Freisetzung, die sich über Jahrzehnte erstrecken wird, stieß auf Widerstand von heimischen Fischern und Nachbarstaaten. Die Empörung verwundert: Atomkraftwerke oder Wiederaufarbeitungsanlagen wie La Hague, Sellafield, Yangjiang in China oder Kori in Korea leiten seit Jahrzehnten tritiumhaltiges Kühlwasser ins Meer, in Konzentrationen, die deutlich über dem liegen, was für Fukushima genehmigt ist.
Rundreise-Tipps Fukushima: Das muss man sehen!
Eine ideale Rundreise durch die Präfektur Fukushima könnte folgendermaßen aussehen: Sie beginnt in der Stadt Shirakawa, 100 Minuten im Schnellzug Shinkansen von Tokio. Shirakawas Samurai-Burg Shirakawa Komine litt durch das Beben. Der aus Holz originalgetreu wiederaufgebaute Bergfried wurde stark beschädigt, auch die mächtigen Außenmauern stürzten ein und wurden mühsam rekonstruiert. Der Bau ist kleiner als die Kranich-Burg Tsuru-ga-jo in Aizu-Wakamatsu, aber deutlich authentischer.
50 Kilometer weiter in den Bergen liegt das Dorf Ouchi-juku. Dort säumen bis zu 300 Jahre alte Reetdachhäuser die Hauptstraße, an deren Ende steht der sehenswerte kleine Schrein Takakura. Von dort hat man einen tollen Blick über den ganzen Ort. Das Gasthaus „Misawaya“ ist beliebt für Negi Soba, die mit einer Lauchzwiebel statt Chopsticks gegessen wird.
Sechs Kilometer weiter steht Japans einziger Bahnhof mit Reetdach und heißem Fußbadebecken, die Yunokami Onsen Station an den Gleisen der über und über mit Katzen-Comics geschmückten Aizu Railway.
Übernachtung im Ryokan „Ookawaso“ in Ahinomaki Onsen. Hoch über dem Fluss Aga warten exzellente Kaiseki-Küche. Schöne und große Zimmer im japanischen Stil und privat zu mietende Onsen-Bäder.
15 Kilometer weiter im Norden erreicht man Aizu-Wakamatsu. Dort steht der Tempel Sazae-do am Berg Iimori, seit 250 Jahren im Besitz der Familie von Masanori Iimori, den wir vor Ort kennenlernen. Japans einziger hölzerner Doppelhelix-Bau ist raffiniert: Besucher, die zum Beten kommen, begegnen keinem, der auf dem Rückweg ist.
90 Kilometer weiter im Nordosten, bei Fukushima City, liegt der Nakano Fudoson: Der Zen-Tempel ist seit fast 850 Jahren ein Ort für die Anbetung der Gottheit Fudo Myoo. Diese gilt als sehr mächtig, soll die Fähigkeit besitzen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und böse Geister zu besiegen sowie wohltätig gegenüber Menschen mit reinem Herzen sein.
Das Tempel-Ensemble aus rotem Holz, einem Wasserfall, mächtigen Zedern und einem langen Höhlengang durch den Berg mit Dutzenden Buddhastatuen bezaubert mit seiner einzigartigen Atmosphäre und ist im Winter besonders verträumt.
Nur sieben Kilometer sind es vom Nakano Fudoson zum historischen Holz-Badehaus Sabako-yu (bedeutet wörtlich Makrelen-See-Onsen) im Thermalort Iizaka Onsen. Für unter drei Euro Eintritt entspannt man in diesem schönen, authentischen Holzbau im 47 Grad heißen Thermalwasser. Nach dem entspannenden Bad empfiehlt sich ein Besuch des Herrenhauses Kyu Horikiri-tei vis-à-vis: klassische Holzarchitektur, schöne Tatami-Zimmer, trutzige Lager- und Schatzhäuser mit dicken Türen, kunstvolle Gartenanlagen und ein Thermal-Handbadebecken bilden ein kleines Gesamtkunstwerk.
Etwas abseits am Rand des Bandai-Gebirges liegt knapp 18 Kilometer westlich von Fukushima City Takayu Onsen. Der Badeort wurde schon mehrmals zu Japans beliebtestem Onsen gewählt. Ohne Getöse und Schnickschnack wir hier die traditionelle, ruhige und achtsame Badekultur Japans zelebriert. Auch wurden die Badehäuser und Becken an die Topografie angepasst und nicht andersrum.
Gut 90 Kilometer entfernt vom absolut sehenswerten Fukushima City wartet die eingangs schon vorgestellte Küstenstadt Futaba mit dem Great East Japan Earthquake and Nuclear Disaster Memorial Museum nahe der Reaktorruinen von Fukushima Daiichi. Das Museum sei, so Vizedirektor Ichirou Shimizu bei unserem Gespräch, ein Denkmal, das zeigen wolle, was für Fehler gemacht wurden und was man für die Zukunft dringend lernen müsse.
Zur Erinnerung an die vielen Opfer der Flutwelle legte man an der Küste zwischen Soma und Hachinohe einen Gedenkpfad entlang von Schul- und Häuser-Ruinen an. Der rund 1.000 Kilometer lange Michinoku Coastal Trail, die nördliche Fortsetzung des neu ins Leben gerufenen Fukushima Coastal Trail, ist die längste Gedenkstätte der Welt. Ein denkwürdiger Rekord der „Glücklichen Insel“.
Muss ich mich in Fukushima um meine Gesundheit sorgen?
Nein. Wer 24 Stunden in der reaktornahen Kleinstadt Futaba verbringt, bekommt eine Strahlendosis von 1,45 bis maximal 3 Mikrosievert. Das ist harmlos: Auf 100 bis 120 Mikrosievert Höhenstrahlung kommt allein der 13-Stunden-Flug von Frankfurt nach Tokio und zurück.
Bei unserer Vorort-Recherche im Dezember 2024 zeigten die Mess-Stationen Werte von 0,386 bis 1,13 Millisievert pro Jahr. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz BfS nennt 2020 zur Strahlungsbelastung in Okumas noch gesperrter Wiederaufbau- und Regenerationszone SRRB Messwerte von 0,23 bis 0,38 μSv/h. Das entspreche 2,01 bis 3,33 Millisievert pro Jahr gegenüber 50 Millisievert pro Jahr direkt nach dem 3/11- Disaster. Laut BfS liegt der entsprechende Wert in Deutschland bei zwei bis drei Millisievert pro Jahr natürlicher Strahlung. Hinzu kommt noch die zivilisatorische Strahlung in einer Höhe von im Schnitt 1,7 Millisievert pro Jahr.
Info Fukushima
Anreise nach Fukushima
Flug nach Tokio ohne Stopp mit Lufthansa oder ANA ab 1.200 Euro, mit Zwischenstopp in Helsinki fliegt Finnair ab 795 Euro in der Economy, ab 1.680 in der Premium Economy Class. Von Tokyo Station aus im Tohoku Shinkansen in 90 Minuten nach Shirakawa, Ticket ab 42 Euro
Unterkunft in Fukushima
Hot Spring Resort Hotel Ookawaso
Großes Haus hoch über dem Fluss Ara mit öffentlichen und privaten Onsenbecken im Freien. Große, elegante Zimmer im japanischen Stil und eine exzellente Kaiseki-Küche.
DZ/HP ab 110 Euro
ookawaso.co.jp
Icoinomura Namie
Acht Jahre blieb dieses Hotel in Namie mit Sauna und Onsen nach dem Unglück geschlossen. Stilistisch eher späte 1980er mit vielen schweren Brauntönen. Große Zimmer, zum Teil mit schönem Tatamibereich. Sehr gute Fischgerichte aus lokalem Fang. DZ/HP ab 80 Euro
ikoi-namie.com
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