Im November startet in Katar die Fußball-WM. Ein Volltreffer ist Doha auch so. Coole Architektur, klasse Museen und arabisches Kulturerbe schaffen den Hattrick. Was man bei einem Stopover erleben muss
Herrlich entspannt empfängt Doha seine Gäste. Rollt man die paar Kilometer vom Airport Richtung Stadtzentrum, ist alles ganz einfach: Straßen, die wie frisch gebügelt aussehen, ziehen sich neben gesprengten Rasenflächen dahin. Fein säuberlich aufgereihte Dattelpalmen addieren sich zur sieben Kilometer langen Corniche.
Irgendwie hat man das Gefühl: Es ist eine Stadt, die wie eine grundsolides Unternehmen mit Triple AAA Rating geführt wird. Dazu gehört nicht zuletzt die spannende Auswahl an Boutique-Hotels und Spitzenrestaurants …
Tipp 1: Hotel „Mondrian“ oder „Banyan Tree“?
Das ist die Frage vor der Buchung. Kurze Orientierung: Das vom Niederländer Marcel Wanders gestaltete Mondrian Doha Hotel sorgt für latent psychedelische Fairytale Atmosphäre: Alice in Arabien trifft es ganz gut. Zu den Highlights zählen der Rooftop-Pool mit der größten Tiffany-Glaskuppel weltweit, sowie die ikonische Spiraltreppe der Lobby: Sie führt ins Nichts.
Doch die Konkurrenz schläft nicht: Ähnlich außergewöhnlich fällt das zentral im Stadtteil Mushaireb gelegene Banyan Tree Doha aus: der international bekannte Innenarchitekt Jacques Garcia schuf hier organische Strukturen und ließ in der Lobby silbrige Bäume aus dem Boden wachsen. Zur spektakulären „Vertigo Bar“ im 28. Stockwerk kommen wir später – pünktlich zum Sundowner.
Tipp 2: Education City Mosque
Altehrwürdige Moscheen finden sich im ganzen arabischen Raum. Die hochkarätigen Bauten der am nordwestlichen Stadtrand und nach Plänen des japanischen Architekten Arata Isozaki entstandenen Education City schlagen in eine andere Kerbe.
Doha verheißt dort einen architektonischen Augenschmaus der Superlative. Zu diesem gehört eine Moschee, die wie ein gestrandeter Wal aus einem weit entfernten Universum neben einem Park gelandet ist, der den spannenden Namen Oxygen Park trägt, die Education City Mosque.
Tipp 3: Qatar National Library
Ebenfalls im Stadtteil Education City schufen die Rotterdamer OMA Architekten eine öffentliche Bibliothek, die wie ein weit aufgeschlagenes, von Licht geflutetes Buch statt Amusement lieber Bildungsangebot überdacht.
Alt und neu besetzen innerhalb der Qatar National Library unterschiedliche Ebenen. Denn die historischen Buchbestände werden wie archäologische Ausgrabungen im Boden versenkt präsentiert, neuere Werke lagern indessen in Form einer begehbaren Bücher-Treppe. Internationale Universitäten beleben das offene, neue Viertel und zeigen: Doha ist eine junge Stadt.
Tipp 4: National Museum
Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Doha geisterte bei der Eröffnung durch alle Medien: Zeit sollte man sich für den Besuch das etwas südlich der Corniche angesiedelten Nationalmuseum von Katar – ein Werk des weltberühmten Pritzker-Preisträgers Jean Nouvel – auf jeden Fall nehmen, auch für die Außenbetrachtung. Die filigrane Sandrose mit den komplex ineinander verschnittenen Scheiben ist ein Augenschmaus und kombiniert Heritage und HiTech.
Spaziert man durch das abwechslungsreich illuminierte Innere, beleben Oryxe, Wale und Wüstengräser die sanften Raumkrümmungen und höhlenähnliche Zonen des poetischen Entwurfs, während giftgrün lackierte Pipelineventile und -rohre von der jüngeren, in Öl gepinselten Geschichte erzählen.
Weil für Katar das Beste prinzipiell gerade gut genug ist, hat auch das Museumsrestaurant einen klingenden Namen: das Jiwan gehört zum Emporium des legendären französischen Drei-Sterne-Kochs Alain Ducasse.
Tipp 5: Barzan Towers
Wer original erhaltene Bauten sehen möchte ist mit den gut hundert Jahre alten Barzan Towers gut bedient. Sie stammen aus dem späten 19. Jahrhundert, liegen eine halbe Stunde nördlich von Doha und wurden 2003 restauriert. Vor allem aber erinnern sie an sonnengebackene XXL-Varianten jener Sandburgen, die entspannte Familienväter für ihren Nachwuchs aus der Beach schaben: Quadratisch, uneinnehmbar (außer von der Flut!), mit ein paar feinen Zinnen, gut.
Tipp 6: Zaha Hadid Stadion
Fussballfans können in Doha einen kühlen Kopf und Körper bewahren. Die Stadien der nächsten Fussball-WM werden mit innovativer AirCon Technik für Außenbereiche temperiert. Luftdüsen sorgen dafür, dass sich über dem Spielfeld und über den Zuschauerrängen ein kühles Luftpolster legt. Ziemlich cool sind die neu errichteten Stadien auch so: Das von Zaha Hadid Architects geplante Al-Janoub-Stadion von Al Wakrah erinnert etwa an eine umgedrehte Dau.
Tipp 7: Wow! Dhow Cruise
Die Original-Vorlagen für Zaha Hadids Stadionbau finden sich an Dohas Corniche. Historische, hölzerne Daus laden zum Cruisen ein. Im Idealfall ist man am frühen Abend unterwegs, dann ist das Glitzern der aus dem Boden gestampften Downtown besonders zauberhaft.
Tipp 8: Katara Cultural Village
Katar ist ein Land, das fast wie eine Marke funktioniert, und das gegenwärtig im Rahmen eines ambitionierten Masterplans weiterentwickelt wird. Die Collage moderner und traditioneller Baustile schafft dabei eine Art Übermorgenland, das sich den Herausforderungen der Zukunft bewusst ist.
Das ebenfalls neu errichtete Katara Cultural Village verwischt solche Grenzen souverän: Ein Amphitheater, Taubentürme, moderne Recycling-Skulpturen, Street Art und eine glamouröse Goldene Moschee laden hier zum beschaulichen Bummeln ein, und eine imposante Filiale der Galeries Lafayette zum Shoppen. Die Message: Doha versteht sich als Einladung in einen Mittleren Osten, an dem sich kulturelles Erleben und hochkarätiger Konsum fein getunt die Waage halten.
Tipp 9: Inland Sea. Düne trifft Meer
Eine gute Stunde dauert die Fahrt in den äußersten Südosten Katars, zum inneren Küstengewässer des Persischen Golfs an der Grenze zu Saudi-Arabien. Die letzten Meter schafft man nur mit Allrad – und mit Reifen aus denen die Luft ausgelassen wurde.
Dann entschädigt ein romantische Naturwunder, das weltweit einzigartig ist, fürs frühe Aufstehen. Ganz zeitig am Morgen ist Chaur al-Udaid besonders zauberhaft. Eine Lagunenlandschaft breitet sich dann in der Stille des frühen Morgens aus.
Seekühe leben hier, die bedrohten Oryx-Antelopen sollen wieder angesiedelt werden, ein beliebter Nistplatz für Kormorane, Flamingos und Wattvögel ist die zauberhaft schimmernde „Inland Sea“ bereits jetzt. Die UNESCO hat das Binnenmeer als Naturreservat mit eigenem Ökosystem anerkannt: Es ist einer jener seltenen Orte, in denen das Meer bis tief in die Wüste vordringt.
Tipp 10: Beaches auf Safliya Island und The Pearl
Lust auf mehr Meer? Dann bietet Katar sehr unterschiedliche Plätze für einen spontanen Sprung ins warme Meer oder eine Tour auf dem SUP Board. Eine prinzipielle Entscheidung gilt es in diesem Zusammenhang aber zu treffen. Steuert man „man made“ Strände zwischen künstlich aufgeschütteten Inseln und Yachtclubs an oder stürzt man sich doch lieber inmitten „echter“ Natur ins Wasser? Der Stop am sandigen Safliya Island fällt in zweitere Kategorie, die beiden hufeisenförmigen Inseln von The Pearl in die erste Kategorie. Es geht aber noch etwas konsequenter …
Tipp 11: Banana Island, ein Hauch von Malediven
Wer einen Hauch von Malediven sucht, der sollte die Beaches und Overwater Bungalows des Banana Island Resort von Anantara Hotels ansteuern. Perfekt für Stand-up Paddler ist die Hotelinsel, die auch Tagesgäste willkommen heißt, auf jeden Fall!
Tipp 12: Museums-Bustour
Die klassische Stopover-Destination Doha ist auch eine Busreise wert. Dafür sorgt vor allem der lachsfarbene Mathaf Bus. Der „Museums-Bus“ verbindet während der Öffnungszeiten kostenlos vier Kunsteinrichtungen der katarischen Hauptstadt: das Mathaf – Arabisches Museum of Modern Art, das Museum Islamischer Kunst, die Qatar National Library sowie den Event Space Fire Station, eine Bühne für temporär wechselnde Artists in Residence.
Tipp 13: Underground-Rollercoaster
Keine Frage: Doha ist nicht Dubai. Aber die eine oder andere Superlative gönnt sich das ultrareiche Emirat schon. Dazu zählt die erste Underground-Hochschaubahn der Welt: Doha Quest. Gläserne Zapfen sorgen gleich neben dem ebenfalls neuen Hotel Banyan Tree Doha für den nötigen Auslauf in Sachen vertikaler Senkrechtfahrt.
Tipp 14: Souq Waqif
Neben futuristischer Architektur, dem Bau eines neuen Cruise Terminals und einer Offensive in Richtung Sport-Destination – neben Fussball-WM, Asian Games, ATP Tennis Open und Wüstenmarathon ködert Doha soeben die Formel 1 – ist altarabische Beschaulichkeit ein wesentlicher Teil der katarischen Tourismus-DNA.
Die schlanke Spirale der gleichnamigen Spiral Mosque weist den Weg zum zentralen Souq Waqif. Dass es sich um den vielleicht traditionellsten Basar der gesamten Golfregion handelt, ist kaum zu übersehen. Bei der umfassenden Restaurierung des alten Beduinen-Markts im Jahr 2004 kamen historische Baumaterialien und traditionelle Fertigungstechniken zum Einsatz. Perfekte Basis für die Düfte des Alten Orients. Wenige Meter neben den Marktzeilen findet sich das millionenschwere Glimmen des Gold-Suk.
Tipp 15: Helipad Drink
Der schönste Blick auf Doha Downtown? Von den vielen Optionen ragt der Helipad des JW Marriott Marquis Hotel heraus. Hier werden Drinks und komplette Buffets serviert, ganz nach Geldbörse. Weil der Wolken-Kratzer perfekt am Rand des in atemberaubender Geschwindigkeit hochgezogenen Businessviertels Doha Downtown liegt, genießt man ikonische Bauten wie den Doha Tower aber auch die angrenzende West Bay aus der Poleposition.
Info Doha
INFO DOHA / KATAR
Schlafen
Das zentral im Stadtteil Mushaireb gelegenen Hotel Banyan Tree Doha sowie das Mondrian Doha Hotel sind international viel beachtete Beispiele für einen spielerischen Zugang zum Thema Boutiquehotel – und perfekte Beispiele für jenen Staycation-Trend der den Hotelaufenthalt mit hohem Erlebniswert auszeichnet. Ähnlich herausragend ist das ebenfalls im im Zentrum von Msheireb Downtown Doha gelegene Mandarin Oriental Doha.
Restaurants
Für einen kurzen Stopover ist das Angebot an kulinarischer Spitzenklasse definitiv zu groß. Einige Highlights: Mit dem Morimoto findet sich das erste Restaurant des weltberühmten „The Iron Chef“ Masaharu Morimoto im Mittleren Osten. Typischer Entree für dessen kreativen Kochstil: Austern und Foie Gras.
Ein ganz anderer Tipp in Doha ist das Parisa Souq Waqif, ein Nachbau eines berühmten Restaurants im persischen Isfahan. Zum prächtige Motto“Spiegelsaal a la Verailles meets Prinz of Persia“ passt die hervorragende persischer Kulinarik. Al Souq Str., 00974 4441 1494
Ausgehen
Ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes sind die zehn Meter hohen Nussholz-Strukturen der Bar Vertigo. Sie befindet sich im 28. Stock des neuen Hotel Banyan Tree Doha.
Anreise
Flüge mit der vielfach preisgekrönten Qatar Airways von Deutschland nach Doha in der Economy ab 490 Euro. Attraktiv sind die Flugangebot nach Thailand (ab 530 Euro), Malediven (ab 599 Euro) oder auf die Seychellen (ab 630 Euro), in deren Rahmen sich ein Stopover mit ein, zwei Übernachtungen empfiehlt
Kein Interesse an Katar? Wie wäre es mit einem Besuch von New York, von Singapur, Tokio oder Belgrad oder den Malediven