Auf dem Flug von München nach Malé testeten wir die Turkish Airlines Business Class im Airbus A330 und in der Boeing 777 sowie die Lounge im İstanbul Grand Airport
Mit Turkish Airlines fliegen? Dafür gibt es mehrere gute Gründe. Nicht zuletzt zählen dazu die niedrigen Preise – auch für die Business Class – auf der Langstrecke nach Asien, Afrika, Kanada, Südamerika, in die USA oder in den Indischen Ozean.
Nur Qatar Airways und Etihad können da mithalten. Die Preise für im Mai gebuchte September-Flüge auf die Malediven liegen beispielsweise bei 750 bis 1.000 Euro in der Economy Class und bei 2.600 bis 3.000 Euro in der in Business Class.
Ein wichtiges Argument ist das große Streckennetz von Turkish Airlines mit über 325, teils exotischen Zielen in 128 Ländern: Wie wäre es mal mit Malabo (Äquatorialguinea), Almaty (Kasachstan), Cotonou (Benin) oder Point-Noire (Kongo)?
Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass Turkish Airlines von elf deutschen Flughäfen zu fast 200 Flügen pro Woche (Stand 5.2022) abhebt. Das erspart vielen Reisenden die gern mal stressig geratende Bahnanreise.
Dreh- und Angelpunkt aller Flüge ist der supermoderne, im Oktober 2018 eröffnete İGA (İstanbul Grand Airport). Er bekam als einer von weltweit 14 Airports das Skytrax-Gütesiegel „5 Star Airport“.
Außerdem ist Turkish Airlines die einzige Airline, bei der ich bis dato auf innereuropäischen Flügen in Langstreckenmaschinen mit entsprechender Business-Class-Bestuhlung saß.
Damit beginnt mit etwas Glück der Langstreckenkomfort im Idealfall schon ab Frankfurt, München, Berlin, Stuttgart oder Köln. Weitere Abflughäfen sind Hannover, Leipzig, Köln, Bremen, Hamburg und Nürnberg.
Auch die Gepäckregelung ist gut: Turkish Airlines Business Class-Kunden nehmen 30 bzw. 40 Gepäck und zwei Handgepäck-Stücke zu je maximal 8 Kilo mit.
Übrigens: Wer nicht Turkish Airlines Business Class, sondern Economy fliegt und keinen Loungezugang hat, versüßt sich Wartezeiten von zehn oder mehr Stunden bei der von Turkish Airlines angebotenen kostenlosen Istanbul-Stadtführung mit eigenem Guide.
Werft einen 360-Grad-Rundumblick in die Turkish Airlines Business Class Kabine der Boeing 777
Die Flotte von Turkish Airlines
Ausgesprochen jung und bunt gemischt, das bringt es auf den Punkt. Im Einsatz auf der Langstrecke sind vorwiegend Dreamliner 787-9, Airbus A350-900, Boeing 777-300 und Airbus A330-300. In jedem Typ präsentieren sich die Business-Class-Kabine und das Soft-Produkt etwas anders, bis dahin, dass andere Noise-Cancelling-Kopfhörer verteilt werden.
Die hippste Kabine findet sich, keine Frage, in der neuen Business Class der Boeing 787-9 mit 1-2-1-Bestuhlung (= all aisle access). Werfen wir doch mal einen Blick darauf, bevor wir uns den Test-Produkten zuwenden…
Die Turkish Airlines Business Class im A330-300
Die Business-Class von Turkish Airlines im Airbus A330-300 hat 28 Sitze. Sie verteilen sich auf vier Reihen in 2-2-2- und eine in 2-2-Bestuhlung. Die bequemen Sitze mit Massagefunktion sind über 53 Zentimeter breit. Nur mal zum Vergleich: Im von der Lufthansa nach Istanbul eingesetzten A321 sind die Business-Class-Sitze acht Zentimeter schmaler.
Der Abstand zwischen den Sitzreihen ist geradezu verschwenderisch. Praktisch auf allen Flügen ist die „Ottomane“ mit Platz für Schuhe und Weekender. Bei fast flachem Sitz liegt man gerade, muss die Beine nicht irgendwo verdrehen oder in Aussparungen schieben.
Das gesamte Kabinendesign ist ohne Schickschnack, eher zen und kühl. Abgesehen vom neckischen Einsatz des Corporate-Rot bei den Sitzgurten und in den Ablagefächern neben den Bildschirmen.
Der Preis für so viel Platz und Freiraum ist eine eher geringere Privacy. Diese spielt bei Mitbewerbern mit fast geschlossenen, suitenähnlichen Produkten, hohen Trennwänden und tiefen Sitzschalen ebenso wie in der oben zu sehenden neuen Business Class der 787-9 eine wichtigere Rolle.
Ansonsten ist der Stauraum nicht besonders raffiniert. Wer das Handy während des Schlafens auflädt, muss aufpassen: Die einzige Ablage ist nah am Spalt zwischen Sitz und Mittelkonsole, schnell ist das Handy verschwunden.
Der Noice-Cancelling-Effekt der Philipps-Kopfhörer ist okay, aber kein Vergleich mit der Leistung der Denon-Over-Ear-Hörer, die es in der Boeing 777 auf dem Flug nach und von Malé gibt.
Die Turkish Airlines Business Class in der Boeing 777
Was auch hier sofort auffällt, sind zwei Dinge: Unfassbar viel Platz zwischen den Sitzreihen und die mittig versetzte 2-3-2-Bestuhlung.
Die 49 Business-Class-Sitze sind über 65 Zentimeter breit. Sie lassen sich komplett flach ausfahren und bilden zusammen mit der Schlafauflage und einer Länge von 1,93 Meter ein ausgesprochen bequemes Bett, in dem man entspannt und ausgestreckt schlafen kann.
Für Privacy sorgt, wie in der Turkish Airlines Business Class im Airbus, eine rund 30 Zentimeter hoch ausfahrbare Armlehne.
Der 46 Zoll große Bildschirm ist groß, die Störlichtanfälligkeit ist aber relativ hoch. Aber die meiste Zeit des siebenstündigen Flugs habe ich ohnehin geschlafen.
Und, schmeckt’s?
Business-Class-Passagiere von Turkish Airlines stellen sich bis 48 Stunden vor dem Abflug auf ausgewählten Flügen über die Turkish Airlines-App ihr Wunsch-Menü zusammen. Angeboten wird dieser Service unter anderem auf Flügen von Istanbul nach Bangkok, Bali, Kapstadt, Los Angeles, Singapur, Phuket, San Francisco und Toronto.
Ansonsten wählt man aus der übersichtlichen Karte und lässt sich das Gewünschte servieren, wann man will – mit einer Vorlaufzeit von 20, 30 Minuten für die Zubereitung.
Ich hatte nach den guten Mezze zum Auftakt einen zarten, saftigen Wolfsbarsch mit Gemüse und als Dessert Sütlac-Pudding. Dazu wählte ich dem türkischen Sauvignon Blanc. Auf Wunsch gibt es auch koscheres Essen, vegane Gerichte, für Hindu und Jain oder glutenfreies Essen.
Beim Hinflug auf die Malediven wurde noch Cognac als Digestif ausgeschenkt. Beim komplett ausgebuchten Rückflug nicht mehr. Begründung: Die Flugzeit sei mit unter acht Stunden zu kurz… Da blieb dann nur noch der Griff zum Fenchel-Ingwer-Anis-Tee.
Die Turkish Airlines Business Class Lounge
Die zentral gelegene Lounge im neuen Istanbuler Flughafen, von der es zu keinem Gate mehr als zehn Minuten Fußmarsch sind, ist mit über 5.600 Quadratmetern nicht nur auf dem Papier, sondern auch gefühlt Extralarge. Erst ab 700 Gästen wird es sitzplatztechnisch eng, bei 765 ist Schluss.
Die schick designte Lounge verfügt über große Schließfächer fürs Gepäck. So hat man ohne Ballast beide Hände frei für das tolle Angebot an türkischen Spezialitäten wie frisch gebackenes Fladenbrot, Lahmacun oder Huhn vom Teppanayaki-Grill.
Neben Tee, Espresso oder türkischem Mokka gibt es Bier und Wein. Während des Fastenmonats Ramadan werden offenbar keine Spirituosen ausgeschenkt. Es klimpert ein Flügel, Videowände und ein Golf-Simulator sorgen für Zerstreuung.
Man kann sich als Turkish Airlines Business Class Kunde sogar in der Außenstelle des Istanbul Museum of Modern Art auf knapp 150 Quadratmetern mit rund 35 Werken zeitgenössischer Kunst aus der Türkei auseinandersetzen.
Die kostenlosen Suiten sind für Gäste reserviert, die sich fünf oder mehr Stunden aufhalten müssen. Duschmöglichkeiten aber gibt es für alle. Das alter Ego der Business Lounge ist die ebenso große Turkish Airlines Lounge Miles & Smiles für Vielflieger und Star Alliance Gold-Mitglieder.
Der Zugang zur Turkish Airlines Business Class Lounge befindet sich vis-à-vis vom Gate E1. Die Lounge Miles & Smiles betritt man gegenüber von Gate C1.
Die Qualität der Lounge-Küche ist so gut, dass sie von Skytrax als „Bestes Business Class Lounge Dining“ prämiert wurde. Wie auch die Bordküche von Turkish Airlines mit den schon legendären Flying Chefs immer wieder prämiert wurde und wird. Nach meinen bisherigen Erfahrungen auch zurecht.
Bord-Unterhaltung in der Turkish Airlines Business Class
Das Angebot neuer Filme und einiger Klassiker deckt sicher zahlreiche Geschmäcker ab. Viele meiner Mitreisenden machten eher Gebrauch von dem 1 GB freien Datenvolumen, dass jeder Businesskunde nutzen kann. Die Anmeldung für diesen Service ist angenehm einfach und intuitiv, was eher selten vorkommt.
Infos und Buchung
Weitere Infos zu Streckennetz, Sondertarifen sowie Impressionen aus der neuen, ganz anderen Business Class im Dreamliner 787 auf turkishairlines.com
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