Wer im stylishen „New Hotel“ übernachtet, logiert nicht nur inmitten des angesagten Athener Stadtviertels Plaka und hat von der Dachterrasse einen herrlichen Blick auf die Akropolis, sondern kann sich auch als Teil einer Kunstinstallation fühlen
Von Hitze flirrender Asphalt, wenig Schatten, Baustellenlärm, fliegende Händler, TouristInnen, die in ihren Telefonen nach dem Weg zur Akropolis suchen, der berühmte Wachwechsel der Evzonen vor dem griechischen Parlament: Der Syntagma-Platz gehört zu den meistbesuchten, belebtesten Orten in Athen und ist vom Flughafen via Metro schnell und entspant zu erreichen. Außerdem liegt das Ziel der Reise, das „New Hotel“, nur fünf Gehminuten von der Metrostation Syntagma entfernt.
Modernismus trifft Mittelalter
Direkt gegenüber der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit Soteira Lykodemos, einem Sakralbau aus dem 11. Jahrhundert, steht das modernistische Gebäude des „New Hotel“ und als Erstes fallen einem die Balkone auf, die sich hervorragend für einen Sundowner eignen.
Aus Alt mach New
Das „New Hotel“ basiert im Kern auf dem 1958 erbauten „Olympic Palace Hotel“. Dakis Joannou, der griechisch-zypriotische Eigentümer, Industrielle und einer der führenden griechischen Sammler zeitgenössischer europäischer Kunst, bestand darauf, möglichst alles vom ursprünglichen Gebäude zu nutzen. So sollen das Flair und die Verwurzelung des Hauses im Viertel nachhaltig und gleichzeitig modern interpretiert fortgeführt werden.
Top-Kombi: Die Campana-Brüder und das „New Hotel“
Für dieses Vorhaben holte sich Joannou die Unterstützung der brasilianischen Innenarchitektur-und Design-Legenden Humberto und Fernando Campana. Die Brüder recyceln in ihren Arbeiten Gegenstände des alltäglichen Lebens wie Holzstücke, Lederbezüge, Stühle, Deckenverkleidungen und Tische, die sie neu kombinieren oder mit hochwertigen Materialien verbinden und so aufwerten.
Zur Designikone wurde ihr „Vermelha Chair“, bei dem sie den Stahlrahmen eines Stuhles mit purpurnen Cordseilen bespannten. In Interviews erklären die beiden regelmäßig, dass sie aus Wertlosem etwas Wertvolles schaffen wollten, und eben dieses Konzept verfolgte Dakis Joannou beim „New Hotel“ ebenfalls – Match!
Jung, enthusiastisch, verführerisch
Das „New Hotel“ gehört zu Joannous´ Luxushotelkette „Yes!“, die im Moment aus drei Häusern in Athen sowie dem im Juni 2022 eröffneten Resort Noūs Santorini auf der gleichnamigen Kykladeninsel gehört. „Yes“ steht übrigens übersetzt für “jung, enthusiastisch und verführerisch”.
Auf zur Lobby
Noch bevor man die Stufen zur Lobby hinaufsteigt, öffnen MitarbeiterInnen die Türen. Und wenn man nach dem Check-in sein Zimmer betritt, befindet das sich das Gepäck bereits hier. Wenn man die Lobby nach der Ankunft überhaupt so schnell verlässt. Denn es besteht die gute Chance, dass man dort länger verweilen will, nicht nur wegen des typisch griechischen Gebäcks und des feinen Zitronenwassers, das dort rund um die Uhr bereitsteht, sondern wegen der ungewöhnlichen Kunstinstallation an zwei Wänden.
Tischbeine und Holzbohlen als dreidimensionales Kunstwerk
In sich verkeilte und mit Patina versehene alte Stuhllehnen, Türfassungen, Holzbohlen, Tischbeine und Schranktüren, alles jahrzehntelang im alten Hotel genutzt und nun zu einem dreidimensionalen Hingucker verschmolzen.
Und während noch die Passdaten aufgenommen werden, geht der Blick von der Lobby in das angrenzende Restaurant „New Taste“, in dem gerade das Frühstück kredenzt und Kaffee von Passalaqua aus Neapel serviert wird.
Griechischer Honig neben frischem Feta, knuspriges Brot, griechischer Sandkuchen und frische Croissants aus der hoteleigenen Patisserie, Feigen vom Peloponnes und hausgemachte Marmeladen, all das steht zwischen sich nach unten verjüngenden Säulen, die ähnlich den Wänden der Lobby gestaltet sind, hier aber wie aus dem Boden emporsteigende Holzfontänen wirken.
Davor und daneben die internationalen Gäste des New Hotel unter goldenen, glockenförmigen Lampen auf Stühlen, deren Sitzfläche und Rückenlehne plüschigen Steppdecken ähneln und trotz des auffälligen Design wahnsinnig gemütlich sind.
Verwandlung im Laufe des Tages
Im New Taste wird nicht nur das Frühstück serviert: Tagsüber dient der Raum mit den Sesseln und Couches vor Panoramafenstern als erweiterte Lobby, in der Digital natives mit ihren Devices versinken. Mittags steht leichtes Mediterranes auf der Karte steht und abends wird hier gehobene, griechisch-vegan-vegetarische Küche serviert.
Spa und Fitness zwischen Kakteen und Spiegeln
Von der Lobby geht es im Lift oder über Treppen zu den 79 Zimmern, hinauf auf die Dachterrasse oder hinunter in den Keller. Wobei es Keller nicht wirklich trifft, denn diese Etage beherbergt das kleine, gemütliche und mit hellgrün-marmorierten Wänden ausgestattetem Spa inklusive Dampfbad und Sauna.
Angeboten wird alles, was frischer, jünger, schöner, straffer, aber auch entspannter macht. Vom Facial mit Multivitaminen über eine phyto-aromatische Behandlung mit ätherischen Ölen und antioxidativem Vitamin E bis hin zur Tiefenentspannungsmassage mit im Ofen erhitzten Tigerstreifenmuscheln.
Wem das zu viel Auswahl ist, der kann einfach im Gym einchecken und zwischen Spiegeln, die einerseits spiegeln, andererseits fotorealistische Kakteen eingearbeitet haben und damit eher Kunstwerken gleichen, die Muskeln stählen. Oder im „Business Corner“, dem Vorraum zu Spa und Gym, an einem langen Tisch Platz nehmen und an Rechnern seiner Arbeit nachgehen.
Typisch „New Hotel“: Kunstinstallation von Laurie Anderson
Wem während des Arbeitens nach Prokrastinieren ist, beschäftigt sich vielleicht mit einer Kunstinstallation von Laurie Anderson aus dem Jahr 1979, die ebenfalls in der „Business Corner“ zu finden ist.
„Number Runner“ ist ein Telefon in einer verführerisch ausgeleuchteten Kabine, in dem sich aufgezeichnete Kommentare der Künstlerin mit der Stimme des Telefonnutzenden vereinen und so einen neuen „Dialog“ schaffen.
Noch viel mehr Kunstwerke finden sich im gesamten Hotel verteilt. Bevor man im siebten Stock die Dachterrasse von der als Tagesbar und Restaurant genutzten „Art Lounge“ betritt, könnte man sich dort verschiedene knallig-farbene Fotoarbeiten von Jeff Koons ansehen. Aber da gibt es ja noch den atemberaubenden Blick über Athens Häusermeer auf die Akropolis und natürlich die 79 Zimmer, von denen übrigens jedes einen eigenen Balkon und, selbstverständlich, individuelle Kunstwerke hat.
Reduziertes Zimmerdesign mit Wohlfühlcharakter
Sechs Kategorien umfasst das Portfolio des „New Hotel“, und egal, welche man bucht: Überall steckt griechische Geschichte in den gemütlich-reduziert eingerichteten Zimmern mit schönen den Bambusböden, die den Füßen schmeicheln. Ähnlich den übrigen Räumlichkeiten sind alle Zimmer mit handgefertigten Möbeln bestückt, zum Beispiel dem Ladder Chair, der Interpretation eines typisch skandinavischen Stuhls mit zwei Funktionen – zum Aufhängen von Kleidung und zum Sitzen.
Die Betten sind mit kühlenden Decken und Laken versehen und überhaupt so flauschig, dass es sich durchaus lohnt, die eine oder andere Stunde länger darin zu verbringen.
Griechische Tradition von Schattenspiel bis zum bösen Blick
Die Campana-Brüder haben im Zimmerdesign aber auch drei traditionelle griechische Themen integriert. Es gibt Räume mit Collagen historischer Postkarten, die das alte Athen aufleben lassen. In anderen Zimmern wird der böse Blick – ein Zauber, der das Böse abwehren soll – mit handgefertigten Glasaugen dargestellt, die nicht nur die Wand gegenüber dem Bett zieren, sondern auch beleuchtet werden können.
Die dritte griechische Thematik nimmt das traditionelle Schattenspiel auf, insbesondere den Karagiozis, eine schelmisch-plumpe Schattenpuppe inmitten von anderen Gestalten, die als goldene Märchenfiguren an den Wänden angebracht sind.
Suite mit Bett unter Sternen
Wem das Geld gerade lockerer sitzt, der könnte sich in der einzigen Penthouse-Suite des New Hotel einmieten. Und was gibt es dafür als Gegenleistung? 65 Quadratmeter über den Dächern von Athen, ausgestattet mit internationaler Fotokunst.
Ein vollständig aus Marmor gestaltetes Badezimmer mit Regendusche, ein lichtdurchfluteter Wohnbereich und ein ebenso helles Schlafzimmersowie exklusiv designte Möbel. Panoramafenster, die so gesetzt sind, dass die Akropolis wie ein sich im Tagesverlauf änderndes Gemälde zu bewundern ist. Das Highlight und in Athener Sommernächten perfekt nutzbar ist das gemütliche Bett, vom dem sich Sternschnuppen und der Mond über der Akropolis ganz wunderbar beobachten lassen.
Sundowner auf dem Balkon
Aber auch auf den Balkonen der übrigen Zimmer des „New Hotel“ lässt es sich gut entspannen. An einem kühlen Getränk zu nippen, zu beobachten, wie die Lichter der Millionenstadt angehen und von gegenüber die Glocken der Kirche den Abend einläuten, das ist doch wahnsinnig exklusiv.
Mehr Hotel-Tipps in Griechenland gefällig? Wie wäre es mit dem Kinsterna Hotel? Zwei Tipps für Kreta haben wir auch, das Cretan Malia Park und das Blue Palace. Mehr Peloponnes erleben könnt ihr im Costa Navarino.
Infos
Das New Hotel ist Mitglied der Hotelkooperation Design Hotels. Es liegt in der Filellinon-Straße Nr. 16 und befindet sich nur wenige Gehminuten von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und zahlreichen traditionellen und neuen Bars und Restaurants entfernt. Zur Akropolis ist es nur ein kurzer Spaziergang. DZ pro Nacht ab Euro 181,– inkl. Frühstück
Seit Juni 2022 haben die Yes Hotels Nachwuchs bekommen. Das Luxus-Resort Noūs Santorini liegt auf der Kykladeninsel Santorini.
Die Anlage ist kykladischen Dörfern in Architektur und Stil nachempfunden und verfügt über neun hochwertige Zimmerkatagorien, davon zwei Bungalowtypen. DZ inkl. Frühstück ab Euro 277,–