Die Weite des Wadi Rum, die Pracht von Petra, Wüstenschlösser im Nirgendwo, Zelten unter Sternen – das und noch einiges mehr bietet Jordanien. Unsere persönlichen Top-10-Tipps sorgen für einen unvergesslichen Trip
Beinahe jede Jordanienreise beginnt in der Hauptstadt Amman, die ursprünglich ähnlich wie Rom auf sieben Hügeln erbaut wurde. Archäologische Funde deuten auf eine erste Besiedlung um etwa 8.000 vor Christus hin – damit gehört Amman zu den ältesten Siedlungsgebieten der Menschheit. Jordan – here we come!
Tipp 1: Die Zitadelle von Amman
Der Hügel, auf dem die Zitadelle von Amman steht, gehört zu den ältesten durchgehend besiedelten Orten der Menschheit. Schon allein um der oft drückenden Hitze in den engen Gassen von Ammans Altstadt zu entkommen, lohnt sich der Weg auf den höchsten Punkt der Stadt.
Von hier hat man, umgeben von etwas Wind, einen beeindruckenden Blick auf das Häusermeer der 4-Millionen-City. In der Zitadelle kann man aber auch die Säulen des Herkulestempels aus der Römerzeit, die Ruinen einer byzantinischen Kirche und den Umayyaden-Palastkomplex aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. mit einer imposanten, kuppelgekrönten Moschee ansehen.
Tipp 2: Sandwich essen in der Bäckerei Salahadin
Seid ihr in Amman, dann müsst ihr die Bäckerei Salahadin in der King Hussein Street besuchen. Seit 1960 wird dort rund um die Uhr Brot gebacken. Ja, es gibt Pfefferminztee, aber der Clou bei Salahadin ist das selbstgemachte Sandwich.
Während die Bäcker Teig rollen, kneten und ihn schließlich in den Ofen schieben, macht ein ununterbrochener Strom Hungriger Halt, kauft ein warmes Fladenbrötchen und belegt es mit gekochtem Ei, Käse, Salat und Tomaten. Dazu ein Schuss scharfer Soße, und um alles fein abzustimmen schmeckt man das Sandwich am Ende mit Satar und Thymian ab. Frischer geht nicht, besser auch nicht, also ran an den Amman-Sandwich-Klassiker. Sandwich ab 1 Euro.
Tipp 3: Shaumari Wildlife Reserve
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, als wir das Shaumari Wildlife Reserve erreichen. Ranger Laifh begrüßt uns, dann rumpeln wir in seinem Safari-Toyota los. Bei Sonnenaufgang erreichen wir das Reservatstor.
Die Luft ist frisch, der Himmel wölbt sich sattblau über das 1975 gegründete und damit älteste Naturschutzgebiet Jordaniens. Wir wollen arabische Oryx-Antilopen beobachten, für deren Aufzucht und Schutz das Reservat geschaffen wurde. Oryx waren in den 1970er-Jahren auf der Arabischen Halbinsel beinahe ausgestorben. Um sie in ihrem natürlichen Habitat wieder anzusiedeln, brachte man 1978 acht Oryx vom Zoo in San Diego nach Shaumari.
Zwei Stunden rumpeln wir über staubige Pisten, einmal glauben wir, die Oryx zu sehen, aber es sind nur Silhouetten von Wildeseln, die durch das Wadi Shaumari ziehen.
Auf Safari in Jordanien
Unterwegs sammeln wir Artemisia, mit dem wir später Tee aufbrühen, als die Sonne schon sticht und der Himmel nur noch ein verwaschenes Hellblau ist. Rund um unser kleines Lagerfeuer wachsen Kapernsträucher und Steppenraute, Wind treibt Sandhosen vor sich her, und Laifh erzählt, dass im Naturreservat über 200 endemische Pflanzen wachsen.
Neben etwa 120 Oryx streifen arabische Wölfe, Schakale und Wüstenfüchse durch das Gebiet. Kaiseradler und Schmutzgeier leben hier ebenso wie Kropfgazellen und Strauße.
Wo sind nur die Oryx?
Aber es sei schwierig, die Tiere zu sehen, es gehöre Glück und Geduld dazu, immerhin sei das Reservat 21 Quadratkilometer groß. Nach einer weiteren Tasse Tee machen wir uns wieder auf die Suche nach den Oryx.
Wir sind bereits auf dem Rückweg, als wir sie doch noch sehen: erst zwei, dann drei Oryx, schließlich die ganze Herde, die aus der flirrenden Mittagshitze auftaucht und ganz gemächlich an uns vorüberzieht. Das Fell am Körper ist fast weiß, die Beine schwarz, ihre langen Hörner leicht gebogen. Nach ein paar Minuten ist die Herde wieder in der Weite des Wadis Shaumari verschwunden, zurück bleiben die Hufabdrücke, die der Wind bald mitnehmen wird.
Tipp 4: Petra – Einmal im Leben
Je tiefer wir in die Schlucht al-Siq hineinwandern, desto höher ragen die Felswände, bis wir schließlich nur noch einen winzigen Streifen Himmel sehen und in orange-gelbes Zwielicht getaucht sind. An einem Felsen sind Kamele und zwei Karawanenführer perfekt aus dem Stein gemeißelt. Wie beeindruckend muss das auf Reisende vor 2.000 Jahren nach hunderten Kilometern in der arabischen Wüste gewirkt haben!
Petra: UNESCO-Welterbe in Jordanien
Aber das ist nur die Vorbereitung auf das Wunder, das sich wenig später bietet: die Öffnung der Schlucht hin zur prachtvollen Grabstätte Khazne al-Firaun. Die Fassade ist etwa 40 Meter hoch und 25 Meter breit, Säulen und Giebel, Relieffiguren und Rundungen wurden von den Nabatäern vor etwa 2.000 Jahren kunstvoll aus dem Sandstein geschlagen, um den Toten eine würdige Stätte zu geben, denn das Leben danach war den Nabatäern wichtiger als die Gegenwart.
Die Szenerie ist so beeindruckend, dass wir uns an die gegenüberliegende Felswand setzen und einfach nur staunen. Der Blick auf den letzten Metern in der Schlucht auf die gewaltige Grabstätte im Herzen Petras brennt sich ins Gedächtnis ein – es ist ein von Menschenhand gemachtes Wunder.
Tipp 5: Totes Meer – Untergehen ist nicht
Das Tote Meer muss man erlebt haben, wenn man Jordanien bereist. Am besten tut man das nach einer Wanderung in einem der vielen Wadis, die von den Hängen des Jordan Rift Valleys zum Toten Meer hin abfallen. Mit 400 Metern unter dem Meeresspiegel ist das Tote Meer der tiefste Landpunkt der Erde, sein Wasser ist etwa zehnmal salziger als Meerwasser.
Nach zwei Tagen Wanderung im spektakulären Wadi al Hasa können wir es kaum erwarten, im Toten Meer einzutauchen. Aber so richtig erfrischend ist das nicht und eintauchen geht ja auch nicht, denn man liegt oder sitzt quasi auf dem 26 Grad Celsius warmen Wasser. Dafür ist die Schwerelosigkeit umso angenehmer, und auch im dritten Badegang glaubt das Hirn immer noch nicht, dass man einfach regungslos auf dem Wasser schweben kann. Das Tote Meer erweitert einfach die Sinne!
Tipp 6: Wadi Zarqa Maain – Adrenalinkick
Lust auf Nervenkitzel? Dann auf zur Canyoningtour durch das Wadi Zarqa Maain. Der Abstieg zum Grund des Wadis ist steil, unten führt der Weg zwischen blühenden Oleandern und raschelndem Schilf vorbei bis zum Einstieg.
Dort legen wir unsere Canyoning-Ausrüstung an und stiefeln schon kurz danach durch kniehohes Wasser. Die erste Felsenwasserrutsche macht Lust auf mehr, dann folgt auch schon ein Sprung in einen Felspool. Danach strömt unser Adrenalin mindestens genauso schnell wie der Fluss, und der Adrenalinrausch steigert sich noch, als wir uns von einem etwa 25 Meter hohen Wasserfall abseilen.
Als Belohnung gibt’s Müsliriegel und einen Pfefferminztee, bevor wir über mehrere Wasserrutschen zu einer Engstelle kommen, hinter der sich das Wadi Zarqa Maain schwindelerregend nach unten hin öffnet. Wir werden angeseilt, um uns über einen Felsvorsprung ins Nichts abzuseilen.
Von oben rauscht das Wasser, Libellen schwirren durch die Luft, wer nicht aufpasst, baumelt bald in einem 45 Meter hohen Wasserfall. Aber das Wasser ist warm, und unten angekommen, ist man mit Blick nach oben wahnsinnig stolz auf seinen eigenen Mut!
Tipp 7: Quseir Amra – Wüstenfantasien
Sand und Staub in der Luft tauchen die Wüste am Wüstenschloss Quseir Amra in milchiges Licht. Erbaut im frühen 8. Jahrhundert, diente diese Anlage sowohl als Festung als auch als Residenz und Jagdschloss des Umayyaden-Kalifats. Gewölbte Dächer und eine Kuppel lassen die Architektur weich erscheinen, die sandfarbene Fassade fügt sich organisch in die umgebende Wüstenlandschaft.
Im kühlen Inneren des Schlosses müssen sich unsere Augen erst an das Dämmerlicht gewöhnen, dann erkennen wir feine Fresken mit Porträts und Jagdszenen, Tier- und Vogeldarstellungen, Badeszenen und Inschriften in griechischer und arabischer Sprache.
Die zarten Farbtöne und Motive der Fresken bezaubern auch noch 1.300 Jahre nach ihrer Entstehung und geben dem Wüstenschloss Quseir Amra eine einzigartige Aura.
Tipp 8: Qasr Burqu – Unbekannt und atmemberaubend
Die Burqu Lodge liegt etwa 250 Kilometer östlich von Amman in einem 3.000 Quadratkilometer großen Naturschutzgebiet in der Wüste zwischen Syrien und dem Irak. Von der Überlandstraße holt uns ein Jeep der Lodge ab und fährt 20 Minuten auf einer Fahrspur nach Norden.
Weite Wüsten im Nordosten von Jordanien
Die Lodge selbst ist von einer hohen Mauer umgeben, neben dem Eingang wachsen ein paar Tamarisken, ansonsten ist da nur Sand. Und das Wüstenfeeling verstärkt sich noch, als wir am Nachmittag mit den Jeeps losfahren. Zunächst zum Qasr Burqu, einer Burgruine am Rand eines kleinen Sees. Die Burg wurde von den Römern erbaut, um diese Süßwasserquelle an einer wichtigen Handelsroute zu kontrollieren.
Dann geht es mit Hamad, dem Manager der Burqu Lodge, tiefer in die Wüste. Ringsum nur gelber Sand und trockene Hitze, dann schiebt sich ein schwarzer Strich zwischen Wüste und Himmel, der immer dicker wird, bis er schließlich das Gelb des Sandes verdrängt und statt Sand schwarze Basaltbrocken die Erde bedecken.
Wir halten und besteigen einen von Basaltfelsen übersäten Hügel, von dem aus man weit über das Land blickt. Bis zum Horizont erstreckt sich Wüste, Eidechsen flitzen zwischen Steinen, und dann entdecken wir Gravierungen auf Basaltbrocken.
Hamad erzählt, dass einige bis zu 3.000 Jahre alt seien. Das dort könnte eine Raubkatze sein, daneben ist eindeutig eine Kamelgravur zu erkennen, auf anderen Brocken sind Schriftzeichen eingeritzt. Als wir zu den Jeeps zurückgehen, bittet uns Hamad, wiederzukommen, das nächste Mal würde er mit uns in der Wüste zelten, denn es gäbe hier noch viel mehr zu entdecken.
Tipp 9: Wadi Rum – Gewittersturm statt Sandhose
Wer nach Jordanien reist, kommt um einen Besuch des Wadi Rum nicht herum. Das 720 Quadratkilometer große Wadi ist berühmt für seine abwechslungsreichen Landschaften, magischen Sonnenuntergänge, jahrtausendealten Petroglyphen und reiche Beduinenkultur.
Das Wadi Rum ist also ein Must, und auch wir waren dort und begeistert. Eigentlich wollten wir tief in das Wadi hineinfahren, aber dann verdunkelte sich der Himmel innerhalb weniger Minuten. Nicht lange, und wir waren umgeben von tosendem Wind, peitschendem Sand und einem dunkelgelben Licht, das die Landschaft und uns darin verschluckte.
Dann setzte prasselnder Regen ein und Blitze zuckten um das Auto. Als der Gewittersturm uns nach einer halben Stunde wieder ausspuckte, hatten wir zwar wenig vom Wadi Rum gesehen, aber dafür umso mehr und intensiver gespürt.
Tipp 10: Wadi al-Hasa – Trekkingtraum im Sandsteincanyon
Wer den ultimativen Adventurekick in Jordanien sucht, der muss den Jordan Trail gehen, eine 675 Kilometer lange Trekkingtour quer durch ganz Jordanien. Wem das zu extrem ist, aber trotzdem Abenteuer schnuppern will, der wandert zwei Tage durch das Wadi al-Hasa, Campen im Wadi inklusive.
Ab in den Canyon
28 Kilometer liegen vor uns, als wir an einem heißen Vormittag über Hänge, an denen Wassermelonen angebaut werden, bis zur Talsohle absteigen. Die ersten Kilometer gehen wir noch neben dem Fluss, kämpfen uns durch Schilfwälder und Weidengebüsch, aber schließlich wird das Wadi so eng, dass wir unseren Marsch nur noch im meist knietiefen Bach fortsetzen.
Immer wieder plätschern dampfende Bäche in den Fluss, heiße Quellen, die an den Hängen entspringen. Nach ein paar Kilometern verengt sich das Wadi, der Wasserstand steigt, und wir waten bis zu den Knien durch den Fluss. Immer wieder klettern wir über Felsen, um der starken Strömung zu entkommen, tasten uns durch hüfthohe Gumpen oder schieben uns, ganz nah an die Wadiwände gepresst, durch Engstellen, in denen das Wasser schäumt.
Während wir uns auf den nächsten Schritt konzentrieren, werden die Farben der Wadiwände immer spektakulärer.
Jordanien: Farbrausch im Canyon
Jede Farbschattierung zwischen Ocker und Rot kommt in den vom Wasser glattgeschliffenen Sandsteinwänden vor, die tiefstehende Sonne sorgt für Licht- und Schattenspiele, es fühlt sich an, als ob wir durch einen überdimensionalen Wasserfarbkasten wandern, in dem sämtliche Farben ständig neu gemischt werden.
Nach sechs Stunden Fußmarsch erreichen wir unseren Lagerplatz, eine über dem Fluss liegende Sandsteinbank und einen alles überragenden Sandsteinfelsen in Form eines länglichen Raumschiffs.
Während wir unsere Zelte aufbauen – jeder muss seine gesamte Ausrüstung selbst tragen –, entfachen unsere Guides Rabat und Ali ein Lagerfeuer und bereiten das Abendessen vor.
Etwas später sitzen wir in der hereinbrechenden Dämmerung und löffeln Galeia bandora, einen arabischen Tomateneintopf, der einfach nur wunderbar schmeckt. Satt verschwinden wir dann ziemlich schnell in unseren Zelten.
Dass der nächste Tag weitere spektakuläre 14 Kilometer im Wadi al-Hasa bringt, sei erwähnt, aber die Highlights der Wadiwanderung sind die Nacht auf dem warmen Sandstein, das Rauschen des Wassers, das Knistern des Feuers und der Sternenhimmel, der sich über das Sandstein-Raumschiff wölbt.
Lust auf mehr Jordanien bekommen? Wie wäre es mit einem Outdoor-Trip durch das Wadi Rum? Oder vielleicht ein Dschungeltrekking in Kolumbien? Weite könnt ihr auf einem Roadtrip durch Saskatchewan erleben.
Infos Jordanien
Anreise
Die meisten Flugverbindungen zwischen Deutschland und Jordanien unterhält Royal Jordanian, etwa von Frankfurt nach Amman. Aber auch die Lufthansa fliegt die jordanische Hauptstadt an.
Einreise
Für die Einreise nach Jordanien ist ein Visum notwendig. Dieses kann entweder bei einer Botschaft Jordaniens in Deutschland oder als „Visa on arrival“ am Flughafen in Amman beantragt werden. Die Kosten liegen bei 40 Jordanischen Dinar, etwa 55 Euro.
Jordan Pass
Mit dem Jordan Pass erhält man Eintritt zu über 40 Sehenswürdigkeiten in Jordanien, u.a. für Petra, Quseir Amra und Wadi Rum. Zudem sind die Kosten für das Visum inkludiert. Jordan Pass Preise: 70 JD mit 1 Tag in Petra, 75 JD (mit 2 Tagen Petra), 80 JD (mit 3 Tagen Petra).