Das im Sommer eröffnete Hideaway „Aeon“ auf dem Südtiroler Ritten spielt in einer eigenen Liga. Drei Gründe von vielen: Die herrlich schräge Architektur! Der 1a-Infinity-Pool mit Bergblick! Das superästhetische Ambiente!
Aeon ist Griechisch und bedeutet Lebenszeit. Diese lässt sich im gleichnamigen Hotel hoch über Bozen extraentspannt verbringen. Dabei herrschte noch im ersten Halbjahr 2021 auf dem Areal rund um den familieneigenen „Lobishof“ eine ganz andere Stimmung. Da wurde gebaggert, gehämmert und gepinselt, was das Zeug hält. Auch um den Eröffnungstermin Anfang Juli zu halten. Was gelang!
Ein solches Expresstempo muss man erstmal schaffen. Zumal die beiden über einen Gang verbundenen Häuser alles andere als von der Stange sind. Was von den Machern des preisgekrönten Architektur- und Designstudio noa – network of architecture auch nicht zu erwarten war.
„Wir haben überall Schrägen drin, damit die Gebäude nicht so suburban wirken und gut in den ländlichen Raum passen“, erklärt Max Ramoser, der „Aeon“-Chef. Daher auch das viele Holz, die dunkle Farbe, die verträgliche Geschosshöhe und die an Südtiroler Stadel erinnernden Elemente.
Generell gilt: Traditionelles wird modern interpretiert, ohne zu verkünstelt zu wirken. Was anderswo schon mal nach hinten losgeht, geht im „Aeon“ voll auf: die elegant-lässige Bestuhlung nebst weißem Kamin in der Lobby, die (nicht allzu) schrägen XL-Badspiegel im Zimmer, der angenehm-offene Barbereich.
Was sofort auffällt, sobald man durch das (etwas zu wuchtige) Tor auf das Areal gerollt ist und den Wagen in der angenehm-abseitigen Garage geparkt hat, ist die familiäre, relaxte, fast schon meditative Stimmung. Auch das ist Luxus à la „Aeon“: kaum Geräusche, kaum Leute, von Gewusel oder gar Reizüberflutung ganz zu schweigen.
Es gibt auch kaum Personal. Neben wenigen Helfern kümmert sich Max Ramoser, gerade einmal 27 Jahre alt, um fast alles selbst. Begrüßt die Gäste, führt sie zu den Liegestühlen im Terrassensand, serviert sagenhaft-fruchtigen Aperol Spritz, erledigt am Mini-Check-In um die Formalitäten, präsentiert danach das Zimmer.
Kurz: Max Ramoser ist „Mr. Aeon“. Wobei der mit besten Umgangsformen vertraute Visionär gewiss Support von den Eltern bekommt. Die führen nebenan mit dem „Lobishof“ einen landwirtschaftlichen Betrieb, zudem Ferienwohnungen sowie ein beliebtes Ausflugscafé samt Restaurant.
So wohnt und schläft man im „Aeon“
„Wir haben uns entschieden, klein anzufangen“, sagt Ramoser. Fast möchte man erwidern: Hoffentlich bleibt es so. Denn auch wenn ein größeres Angebot wirtschaftlicher wäre, sorgt allein die geringe Zahl von 15 Zimmern und Suiten für Intimität. Das „Adults only“-Konzept unterstreicht das freilich. Ebenso die gelungene Gesamtästhetik, die zwei Grundfarben kennt: Weiß und Dunkelblau.
So ist etwa das „Garden Retreat mit privatem Hot Tub“ (einfach Haube runter und loswhirlen!), eine von fünf Zimmerkategorien, farblich zweigeteilt. Rein räumlich betrachtet. Hier die blaue Duschecke und das blaue Hängesofa, dort die weißen Möbel und der weiße Hocker.
Der Farbäquator geht sogar durch den kleinen Teppich. Das Bicolor-System gilt auch für die Vorhänge, wobei sich einige gar an der Decke, neben dem Bett und – wohltuend – vor dem Fernseher befinden. Apropos Bett: selten auf einer solch angenehmen Matratze geschlafen…
Sauna, Pool, Spa?
Der Infinitypool im Haupthaus ist eine Wucht: groß genug, um einige Züge zu schwimmen. Mehreckig genug, um verschiedene Aussichten (Richtung Berge im Süden, aber auch in den benachbarten Hof) zu genießen. Und vor allem mit 34 Grad warm genug, um das Top-Panorama auch über längere Zeit zu betrachten. Bei ähnlich angenehmer Temperatur relaxt es sich im Whirlpool ein paar Stufen höher ebenfalls sehr angenehm. Wer es noch heißer will, wechselt ins Dampfbad oder in die 90-Grad-Sauna.
Dieser schließt sich an den über zwei Etagen reichenden und lichtdurchfluteten Ruheraum samt Sonnenbalkon an. Toll: Aus einem Kühlschrank können sich die Gäste Obst holen, es gibt zudem Tee und Trockenfrüchte und auf telefonischen Zuruf werden Drinks serviert. Via Whatsapp kann ebenfalls geordert werden. Das geht im Übrigen auch für andere (Trink-)Anliegen nach 20 Uhr, wenn die eine Etage tiefer liegende Bar offiziell schließt.
Geschmackssachen
Langschläfers‘ Paradise: Während um halb zehn andernorts die Sorge aufkommt, bald nur noch Restposten am Büfett zu ergattern, kann man sich im „Aeon“ nochmal entspannt im Bett umdrehen. Ach was, mehrmals! Denn Frühstück aka Brunch wird hier bis 12 Uhr serviert. Aber nicht nur der extralange Zeitraum begeistert, auch das extraleckere Angebot. Das reicht vom selbst gemachten Smoothie über Lachsröllchen, Humus und Co. bis zu wunderbaren Eierspeisen. Die Krönung: ein (Terrassen-)Platz an der Sonne.
Auf ein „echtes“ Restaurant wurde hingegen bewusst verzichtet. „Wir bieten gar keine Halbpension an“, sagt Ramoser. Zum einen will er die Gäste rausschicken in die Umgebung (etwa ins edle „1908“, das neue „Gloriette Guesthouse“ oder das „Restaurant am Gleis“).
Zum anderen in den elterlichen „Lobishof“ nebenan. Hof? Klingt nach einfacher Gastro, aber hallo, wir sind in Südtirol! Die liebevoll zubereiteten und hochwertigen, superregionalen Gerichte (Hoffokus: die eigene Rinderzucht) sind derart gut, dass nicht wenige „Aeon“-Gäste zu Wiederholungsbesuchern mutieren.
Das „Aeon“ ist ideal für …
… eh klar: Paare. Und zwar aller Art. Als da wären Frisch- oder Langzeitverliebte inklusive Eltern, die mal ohne Kinder verreisen wollen (und sich vermutlich viel weniger über die „no kids policy“ aufregen als so manch Einheimischer). Freundinnen. Geschwister. Erwachsene Kinder mit ihren Eltern.
Für alle gilt: Wer es nicht nur gehoben und stilvoll, sondern auch ruhig, mehr noch: sehr ruhig mag (es dudelt nicht mal sanfte Musik in der Lobby), ist hier richtig.
Ramoser beobachtet: „Manche Gäste kommen zum Frühstück und sind danach nicht mehr gesehen.“ Fast schade, gibt es doch auf dem Ritten viel zu sehen, von den Erdpyramiden über die Belle-Epoque-Häuser in Oberbozen bis zum Panoramaberg Rittner Horn. Tipp: Für das ständige Auf und Ab durch Wälder und über Wiesen eignen sich die im Hotel ausleihbaren E-Bikes bestens. Plus: Dank Ritten Card kann man die im 4- bis 10-Minutentakt nach Bozen hinabschwebende Gondel umsonst benutzen – klasse. Bergfeeling meets Cityfeeling.
Kleine Haken
Vorab großer Respekt: Es ist erstaunlich, wie reibungslos alles bereits wenige Wochen nach Eröffnung funktioniert. Und man ahnt, dass auch der noch etwas darbende Gartenbereich an Attraktivität gewinnen wird. Nämlich wenn die neuen Pflanzen blühen und die beiden Mähroboter nicht mehr tagsüber, sondern nachts ihre Runden drehen.
Apropos nachts: Auch nach 22 Uhr in den privaten Hot Tub zu steigen, um mit einem „Aeon“-gebrandeten Gin (natürlich in einer blauen Flasche und wie alle Minibargetränke im Preis inbegriffen) nach Sternschuppen Ausschau zu halten, wäre vermutlich zu viel des Schönen. Ok, geht auch nicht. Denn man wird gebeten, dies aufgrund des lauten Blubbergeräuschs zu unterlassen. In der Nacht ist es nämlich, eigentlich schwer vorstellbar, nochmal leiser als tagsüber …
Lust auf weitere Hotel-Inspirationen? Bitte sehr: Auf nach München, New York oder Kreta!
Fotos: © Aeon/Hannes Niederkofler, Christian Haas
„Aeon“
INFO „AEON“
Die Preise werden bewusst nicht offensichtlich auf der Website kommuniziert. Dazu variieren sie zu stark – abhängig von Saison, Zimmerkategorie und Verfügbarkeit. Als Richtpreis gilt: rund 400 Euro pro Doppelzimmer inklusive Frühstück. aeon.it
Infos zum Ritten: ritten.com, Infos zu Südtirol: suedtirol.info