Was muss man tun, um auf Fotos die Bewegung des Wassers zu zeigen, es fließen zu lassen und künstlerischer zu gestalten? Reisefotografie-Tipp Nummer 1: Stativ einsetzen
Das Tosen des Dettifoss auf Island ist ohrenbetäubend, eine Gischtwolke liegt in der Luft, am Himmel ziehen dicke Regenwolken vorbei. Über dem Abgrund, auf schwarzen, von Feuchtigkeit rutschigen Felsen steht eine Person und schaut in die Fluten.
Wer es bis zum mächtigsten Wasserfall Europas geschafft hat, der will in der Regel auch ein gutes Bild davon mit nach Hause nehmen. Angenommen, man ist sich bereits über das Motiv und den Motivaufbau im Klaren, dann geht es um die grundsätzlichen Fragen nach Blende und Belichtungszeit.
Fotografieren eines Wasserfalls
Die Frage, die sich stellt, lautet: Wie visualisiere ich den Wasserfall, im Besonderen das Fließen des Wassers? Ganz allgemein geht es also um das Abbilden von Bewegung im Kontrast zu einem statischen Motivpunkt.
Das Einfachste ist es, Smartphone oder Kamera auf Automatik zu stellen. Die Elektronik wird dann die kürzestmögliche Belichtungszeit einstellen, um Verwacklungsunschärfen zu vermeiden. Bei normalen Tageslichtverhältnissen wird somit die Bewegung des Wasserfalls eingefroren sein – wie im Bild oben links (Blende 5, Belichtungszeit 1/500 Sekunde, 60-Millimeter-Objektiv). Ein Standardbild, das jeder beherrscht.
Reisefotografie-Trick: Belichtungszeit verlängern
Will man aber die Bewegung des Wassers zeigen, es fließen lassen, es künstlerischer gestalten, dann gilt es, die Belichtungszeit deutlich zu verlängern. Sie sollte zwischen 1/8 und 10 Sekunden liegen. Siehe dazu Bild oben rechts, das mit Blende 29, einer Belichtungszeit von einer 1/8-Sekunde und einem 60-Millimeter-Objektiv gemacht wurde.
Auch andere Motive der Reisefotografie lassen sich so durch die Verlängerung der Belichtungszeit poetischer gestalten: Meeresbrandung, wehende Fahnen, Wolken, Menschen und Fahrzeuge in Bewegung – wie auf dem Bild oben auf dieser Seite zu sehen, das mit Blende 11, einer 1/2 Sekunde Belichtungszeit und einem 14–24-Millimeter-Objektiv gemacht wurde. Das Weitwinkelobjektiv in Verbindung mit einer größeren Blenenzahl ermöglicht einen erweiterten Schärfebereich.
Grundregel zur Belichtungszeit
Aber Achtung: Die natürlichen Bewegungen des menschlichen Körpers wie Atmen und Zittern übertragen sich auf die Kamera. Deshalb gibt es nicht nur in der Reisefotografie eine Grundregel, die besagt, dass man das Äquivalent der Objektivbrennweite in Hundertstelsekunden halten kann, ohne dass das Bild verwackelt.
Bei einem 60-Millimeter-Objektiv entspräche das einer Belichtungszeit von mindestens 1/60 Sekunde, mit einem 200-Millimeter-Teleobjektiv wäre gar eine Belichtungszeit von mindestens 1/200 Sekunde nötig. Als Faustregel gilt auch, dass Ungeübte eine längere Belichtungszeit als 1/30 Sekunde nur in den seltensten Fällen halten können.
Achtung, Verwackelungsgefahr
Folglich sind lange Belichtungszeiten ohne Hilfsmittel und Verwackelungen unmöglich, aber zum Glück gibt es ja Stative. Sie sorgen dafür, dass die Kamera auch bei einer über Sekunden oder sogar Minuten gehenden Belichtungszeit stabil bleibt und Verwackelungsunschärfe vermieden wird. Sie ermöglichen es zusätzlich, dass der Fotografierende selbst im Bild auftauchen kann. Dazu benutzt man den Selbstauslöser von Kamera oder Smartphone mit eingebautem Timer oder einer Selbstauslöser-App.
Das Stativ. Nützlicher Reisefotografie-Helfer
Stative gibt es in verschiedenen Ausstattungen, vom Mini-Stativ bis hin zu großen Studiostativen, aus Plastik, Holz oder Carbon. Am besten ist es, sich im Geschäft umzusehen und dort die Verstellmöglichkeiten, die Verarbeitung und das Gewicht zu prüfen. Am Ende steht meistens ein Kompromiss aus Gewicht, Stabilität und Preis.
Wer nur etwas für sein Smartphone oder seine Kompaktkamera sucht und es klein haben will, der ist etwa mit dem Stativ Rollei Compact Traveler Mini gut bedient. Für größere Kameras könnte es das aus Carbon gefertigte Gitzo Mountaineer oder das Befree Advanced Alu Reisestativ von Manfrotto sein.
Die passende Belichtungszeit zum gewählten Motiv probiert man vor Ort am besten aus. Wasserfälle funktionieren zwischen 1/30 Sekunde und mehreren Sekunden. Dabei spielt die Menge des Wassers eine wichtige Rolle. Anhaltspunkt: Je weniger Wasser fließt, desto länger sollte die Belichtungszeit sein. Bevor man das Stativ aufstellt, sollte man sich über das Motiv und einen geeigneten Standpunkt klar geworden sein. Erst danach wird das Stativ mit Kamera positioniert. Und dann steht einem besonderem Reisefotografie-Moment nichts mehr im Weg.
Lust auf Fotomotive in Singapur bekommen? Oder vielleicht in Tokio? Wie wäre es mit Kalabriens Küste?