Namibia ist für Naturliebhaber ein wahres Sehnsuchtsziel. Was es auch ist: riesig. Daher die Frage, insbesondere bei der Premiere: Welche Highlights sollten auf keinen Fall fehlen? Wir finden, diese neun …
Klar, auch Südafrika, Botswana, Tansania, Kenia und ihre Nachbarn bieten Wildlife vom Feinsten, doch Namibia sticht nochmal heraus. Was es auch anderen Reisefaktoren verdankt: Das nordwestlich von Südafrika gelegene Land, das den Naturschutz sogar in seiner Verfassung verankert hat, ist politisch stabil, relativ sicher, vergleichsweise günstig, so gut wie malariafrei, touristisch gut erschlossen und vor allem landschaftlich wunderschön.
Weitere Pluspunkte: attraktive Unterkünfte in allen Preisklassen und so gut wie jeder spricht Englisch, einige sogar etwas Deutsch, dank der kurzen, aber prägenden Kolonialphase als Deutsch-Südwestafrika. Allerdings ist Namibia auch mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Wer also nicht ständig im Auto sitzen will, muss sich seine Route, ob nun von einem Veranstalter organisiert oder selbst zusammengestellt, gut überlegen – insbesondere wenn möglichst viele Top-Sehenswürdigkeiten berücksichtigt werden sollen. Welche wirklich lohnenswert sind, ist für Namibia-Neulinge oft gar nicht so leicht zu erkennen. Da hilft objektive Orientierung, kurz und prägnant. Und jetzt kommen wir ins Spiel. Here we go!
#1: Kalahari
Müsste man Namibia eine Farbwelt zuordnen, wäre es vermutlich ein Mix aus dunklem Gelb, Orange und hellem Rot, versetzt mit gelegentlichem Grün. Diese Kombi herrscht jedenfalls in der Kalahari vor und somit fast im gesamten (Süd-)Osten des Landes. Eigentlich beginnt die ebenso karge wie faszinierende Savanne gleich hinter Windhoek, wo sich der einzige international bedeutende Flughafen befindet und somit der Start fast jeder Namibiareise.
Während die 480.000-Einwohner-Hauptstadt selbst nicht als touristisches Highlight einzustufen ist (eher als Ziel für Fortgeschrittene und/oder Shoppingfans, die sich vor der Abreise noch mit Souvenirs eindecken wollen), sorgt die mal dichter, mal lockerer bestandene Buschlandschaft allerseits für Ahs und Ohs.
Vor allem deren Tierwelt. In den zahlreichen (oft privaten) Schutzgebieten tummeln sich hunderttausende Impalas, Oryx- und andere Antilopen, Zebras, Giraffen und viele, viele mehr. Tipp: Mancherorts finden Tierbeobachtungen nicht nur von der oft exponiert gelegenen Lodgeterrasse und im offenen ATV, sprich: dem jeepähnlichen All Terrain Vehicle, statt, sondern auch zu Fuß. Der Münchner Wanderspezialist Hauser Exkursionen achtet bei seinen Reisen auf besonders viele Wanderelemente. Bestes Beispiel ist der zweitägige Trans Kalahari Walk, bei dem Gäste mit einem Guide – vorbei an Giraffen, Zebras, Gnus und anderen – in das gerade einmal für vier Personen ausgelegte Außencamp der „Kalahari Red Dunes Lodge“ wandern. Stark!
#2: Namib
Richtung Westen wird es deutlich karger, gebirgiger, sandiger, kurz: wüstenhafter. Willkommen in der Namib! Allein die Größe der ältesten lebenden Wüste der Welt fasziniert. Der bis an die Skelettküste reichende Namib-Naukluft-Park ist mit 50.000 Quadratkilometern gar der größte Nationalpark Afrikas. Und alles andere als eintönig! Mal überwiegt Fels, mal Schotter, mal Sand. Mal kreuzen Strauße die Straße, mal die wilden Namibpferde, Nachkommen entlaufener Trakehner der deutschen Schutztruppe. Großes Naturkino!
In der Nachtvorstellung wartet dann ein galaktischer Sternenhimmel. Eine solche Bewertung ist weder auf den Genuss von zu viel Amarula-Likör noch von zu viel namibischem Wein (der zwar nicht mit dem südafrikanischen mithalten kann, aber dennoch aufhorchen lässt) zurückzuführen, sondern wissenschaftlich belegt. Wegen seiner klaren Luft und der geringen Lichtverschmutzung gilt Namibia als führende Destination für professionelle wie freizeitmäßige Sternengucker. Tipp: In der „andBeyond Sossusvlei Desert Lodge“ wird All inklusive wörtlich genommen. Gästen steht neben einem Teleskop rund um gemütliche Open-Air-Sofas auch ein Profi-Astrologe für Fragen rund ums Weltall zur Verfügung. Wobei man angesichts der tausenden Sterne und der enorm klaren Milchstraße manchmal nur noch sprachlos ist …
#3: Sossusvlei und Deadvlei
Den Höhepunkt der Namib stellen die Dünen von Sossusvlei dar, im wahrsten Sinn. Bis zu 380 Meter ragen sie empor, womit sie als höchste Dünen der Welt gelten (wenngleich auch China diesen Rekord beansprucht). Diese zu besteigen ist bei brütender Hitze echter Sport und, klar, deutlich anstrengender als ein von umliegenden Lodges angebotener Helikopterflug. Die Aussicht vom Dünenkamm entschädigt jedoch für die Mühe – der Blick über die Wüste ist schlicht fantastisch. Ohne Aufstieg gelangt man indessen ins Deadvlei, eine bizarre Marslandschaft, aus deren weißer Salzkruste tote, schwarze Baumstümpfe in den fast immer wolkenlosen, blauen Himmel ragen, und das vor roter Sandkulisse. Ikonisch!
#4: Swakopmund
Nach so viel Weite, Natur und Ruhe wünscht man sich mitunter etwas Stadt. Diese Sehnsucht erfüllt das am Atlantik gelegene und allein aufgrund der Seeluft deutlich weniger heiße Swakopmund. Es hat zwar „nur“ 40.000 Einwohner, gilt aber als Aktivitätenhauptstadt Namibias und eignet sich für Touristen deutlich besser als Citybasis als etwa Windhoek. In „Swakop“ das wie kein anderer Ort in Namibia den Stempel der Kolonialzeit trägt und mit seinem Baustil und vielen Hotelnamen (etwa „Hansa“, „Zum Kaiser“ und andere) an eine deutsche Kleinstadt erinnert, locken Ausritte, Quadfahrten in den Dünen, Rundflüge, Kajaktouren und Einkaufsbummel durch das von etlichen Souvenirgeschäften geprägte Zentrum.
Wer will, probiert im Brauhaus oder in einem „Biergarten“ aus, wie deutsche Küche so fern der Heimat schmeckt. Spätzle, Sauerkraut und Schwarzwälder Kirschtorte unter Palmen? Schräg. Tipp: Von Swakopmund ist es nur ein Raubkatzensprung nach Walvis Bay mit seinen zigtausenden Robben. Bei einer Katamaran- und mehr noch einer Seakayingtour kommt man den quirligen Schwimmern recht nahe. Zum maritimen Wildlife zählen zudem Pelikane, Delfine und – der Name der Bucht kommt nicht von ungefähr – (Buckel-)Wale!
#5: Fish River Canyon
Die weltgrößte Schlucht? Klar, der Grand Canyon in den USA. Doch wie lautet die Nummer zwei? Da setzt es bei den meisten aus. Lösung: Es ist der Fish River Canyon in … genau: Namibia. Auf einer Länge von 160 Kilometern und einer Breite von mehr als 20 Kilometern hat sich der Fluss in aufregenden Windungen rund 550 Meter in die eher flache Halbwüste eingeschnitten. Stark.
Es gibt nur einen Nachteil: Das geologische Naturwunder liegt weit im Süden des Landes. Wer „nur“ zwei Wochen Zeit hat, muss sich da gut überlegen, ob man entweder viele Kilometer abspult oder sich entscheidet: für den Süden oder den Norden, sprich Etosha und Co.
Gut zu wissen: Wanderungen im XXL-Canyon sind nur zwischen Mai und August sowie mit Anmeldung erlaubt, insbesondere dessen viertägige Durchquerung. Rund ums Jahr möglich ist hingegen ein Spaziergang im Wald der Köcherbäume bei Keetmanshoop, zwei Autostunden vom Canyon-Südrand entfernt. Nirgends finden sich auf engem Raum so viele, nämlich etwa 5000 der bizarren, teils jahrhundertealten Gewächse, die streng genommen Aloen sind. Was die Szenerie zusätzlich zum Insta-Paradies macht: Die feingliedrigen Pflanzen wachsen hier inmitten riesiger Basalthaufen.
#6: Kolmanskop
Im Südwesten Namibias liegt mit Lüderitz eine weitere Kleinstadt mit „deutschem Touch“ am (kalten) Meer. Spannender als die kleine Felsenkirche und manch Kolonialvilla gestaltet sich jedoch das nahe Kolmanskop. Während der Kolonialzeit galt die mitten in der Wüste gelegene Diamantenstadt als Synonym für Luxus und Dekadenz, heute begeistert die Ghost Town mit morbidem Charme.
Über die Jahrzehnte hat der Sand jeden Quadratzentimeter in dem vor sieben Jahrzehnten endgültig verlassenen Ort besetzt und manche der erstaunlich gut erhaltenen Gebäude – darunter Villen, eine Bäckerei und das für 250 Patienten ausgelegte Krankenhaus (mit dem ersten Röntgengerät Afrikas) – bis unter die Decke gefüllt. Tipp: Bei einer Führung zwischen Kegelbahn und Eisfabrik erfahren Besucher nicht nur, dass sämtliches Material einst aus Deutschland herbeigeschifft wurde, sondern dass Kolmanskuppe 1920 als Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt galt.
#7: Etosha
Der hessengroße Nationalpark ist der mit Abstand wichtigste und bekannteste des Landes, er zählt gar zu den bedeutendsten Wildreservaten Afrikas. Die verschiedenen Savannenlandschaften sowie die bizarr wirkende Salzpfanne im Zentrum bietet Wildnis wie im Bilderbuch – und so geballt wie nirgend sonst in Namibia. Neben Hyänen, Schakalen, Warzenschweinen, Pavianen, Gnus und mehr als 340 Vogelarten sorgen vor allem Nashörner, Elefanten, Leoparden und/oder Löwen für Furore.
In der Tat stehen die Chancen sehr gut, vier der legendären Big Five (Wasserbüffeln ist es im Etosha zu trocken) bei einer Pirschfahrt zu erspähen. Gut zu wissen: Die meisten Unterkünfte innerhalb des Parks sind zwar ordentlich in die Jahre gekommen, bieten jedoch den Vorteil, dass Gäste hier auch nachts am Wasserloch garantiert viel zu sehen bekommen. Schicker logiert man, etwa in der „Toshari Lodge“, vor den Nationalparktoren, die pünktlich bei Sonnenaufgang öffnen.
#8: Erongogebirge und Twyfelfontein
Während das benachbarte Botswana in großen Teilen brettflach daherkommt, geht es in Namibia meist rauf und runter. Im Erongogebirge zwischen Swakopmund und Etosha geht es vor allem rauf, auf über 2.000 Meter. Der im Brandbergmassiv gelegene Königstein misst gar 2.573 Meter, Landesrekord. Andere Erhebungen wie die Spitzkoppe sind zwar niedriger, aber markanter.
Vom „Matterhorn Namibias“ wird behauptet, es sei der meistfotografierte Berg des Landes. Als Fotomotive fungieren, wie auch am nahen Hohenstein, zudem jahrtausendealte Felsmalereien und -gravuren. Afrikas größte Ansammlung von Zeugnissen der Buschmannkultur findet sich jedoch zweifelsfrei in Twyfelfontein. Bei einer Wanderung durch die riesigen Gesteinsformationen zeigen einem Guides die Highlights der rund 2.000 Abbildungen.
#9: Caprivi-Streifen
Der Nordosten des Landes – ein noch aus der Kolonialzeit stammender geradezu absurd zugeschnittener 500 Kilometer langer und durchschnittlich nur 30 Kilometer breiter „Zipfel“, gestaltet sich ganz anders als der Rest des Landes: dörflicher, traditioneller, tropischer, grüner. Noch bis in dieses Jahrtausend hinein wurde die bis an den Sambesi reichende Region heftig umkämpft, doch die Zeiten sind zum Glück vorbei. Heutzutage grasen Antilopen auf den Ruinen ehemaliger Armeelager, Elefanten passieren einst schwer bewachte Grenzen.
Namibias Beziehungen mit seinen Nachbarländern sind inzwischen sogar so gut, dass die Anrainerstaaten der Okavango-Sambesi-Region die gemeinsame Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (KaZa TFCA) ins Leben gerufen haben, die dank großflächig abgebauter Zäune und der dadurch entstanden Wandermöglichkeiten insbesondere für Elefanten als weltgrößtes Schutzgebiet gilt. Hier liegt am Ufer des Okawangos auch der namibische Bwabwata National Park und mit ihm der ursprünglichste Nationalpark des Landes. Was sonst nirgends in Namibia möglich ist, im Caprivi aber schon: ALLE Vertreter der Big Five vor die Kameralinse zu bekommen, inklusive Wasserbüffel …
Aber man muss klar sagen: Den seit ein paar Jahren offiziell in Sambesi Region umgetauften Caprivi-Streifen auch noch in eine Zwei-Wochen-Tour durch Namibia unterbringen zu wollen, bedeutet puren Stress. Erst recht, wenn man die im Osten angrenzenden Top-Highlights Chobe-Nationalpark und Victoriafälle, die breitesten Wasserfälle der Welt, auch noch ansteuern will (was dringend zu empfehlen ist). Um alles genießen zu können, braucht es mindestens noch eine Extrawoche. Oder besser noch eine Extrareise, um noch weitere großartige Orte in Namibia kennenzulernen, vom Waterberg über die heißen Quellen von Ai-Ais bis zu den Epopafällen.
Lust auf weitere Safari-Abenteuer in Afrika? Auf nach Südafrika und Sambia!
Fotos: © Christian Haas und Silja Falkenhagen
Namibia
Infos Namibia
Anreisen
Discover Airlines fliegt mehrmals wöchentlich von Frankfurt nach Windhoek, günstigere Preise bietet aber meist Ethiopian Airlines an, wenngleich mit Zwischenstopp in Addis Abeba. Mitunter lohnt auch der Blick auf folgende Verbindung: von verschiedenen deutschen Flughäfen nach Johannesburg und von dort weiter nach Windhoek.
Einreisen
Der Reisepass muss sechs Monate über die Aufenthaltsdauer hinaus gültig sein. Ein zusätzliches Visum ist bei Reisen bis 90 Tage nicht fällig, ebenso wenig Einreisegebühren wie etwa in Simbabwe. Impfungen sind nicht vorgeschrieben. Lediglich der Nordosten des Landes, insbesondere der Caprivi-Streifen, gilt als Malaria-Gebiet.
Rumreisen
Mietwagen bieten zum Beispiel Namibia Car Rental, ein deutschsprachiger Vermieter in
Windhoek (namibiacarrental.net), Namibia2Go (namibia2go.com/de) und Caprivi Car Hire (caprivicarhire.com/de).
Informieren
Informationen und Tipps sowie ein kostenloses Infopaket gibt es beim Namibia Tourism Board, Schillerstr. 42–44, 60313 Frankfurt, visitnamibia.com.na; eine interessante Recherchequelle ist Namib Travel Online: natron.net
Beste Reisezeit
Namibia ist rund ums Jahr zu bereisen. Als Hauptsaison gilt der Süd-Winter (Mai bis September), dann sind die Temperaturen mit 25 bis 30 Grad nicht ganz so heiß (dafür kann es morgens und abends sehr frisch werden) und es ist sehr trocken – für Europäer oft die bessere Wahl. Aufgrund der Trockenheit sind dann auch die Wasserstellen meist gut von großen Tieren besucht.
Veranstalter
Eine Reihe von Anbietern bietet deutschsprachige Gruppenreisen an. So auch der Münchner Veranstalter Hauser Exkursionen, der einen besonderen Schwerpunkt auf Wanderungen legt – eine gute Kombi angesichts der langen Fahrten. Das gilt auch für eine 13-tägige Selbstfahrer-Wanderreise, u.a. mit den oben beschriebenen Stationen Kalahari, Sossusvlei, Swakopmund, Erongogebirge und Etosha-Nationalpark, ab 2.999 Euro pro Person inklusive Mietwagen, Unterkünften, viel Verpflegung, CO2-Kompensation und einigen Aktivitäten, aber exklusive Flug, Termin frei wählbar. hauser-exkursionen.de/reisen/namibia