Tosende Wellen, lange Strände: Auch das gibt es in Kanada! Vancouver Island bietet Entspannung, Top-Food und viel Surfer-Flair
Schon der Trip mit der Fähre macht durch die schnell wechselnde Szenerie klar: Vancouver Island ist eine Insel der Ruhe – und dabei gerade mal 45 Minuten per Wasserweg vom quirligen Vancouver entfernt. Hier ticken die Uhren gefühlt langsamer, herrlich.
Kein Wunder also, dass sich das knapp 460 Kilometer lange Vancouver Island zum beliebten Naherholungsgebiet für Vancouverites entwickelt hat. Die kommen je nach Geldbeutelinhalt per Fähre, Wasserflugzeug und gern auch mit dem Privatflieger am Wochenende zum Ausspannen oder Wandern in die Gegend rund um Victoria oder auch zum Surfen nach Tofino und Ucluelet.
Bevor es in den noch ruhigeren Westen geht, winkt Victoria, die Hauptstadt der Provinz British Columbia. Wer den Namen „The Garden City“ trägt, muss dem Titel auch gerecht werden – ein Klacks mit einer Bandbreite an botanischen, chinesischen und städtischen Gärten, allen voran die weitläufigen Butchart Gardens.
Die „Garden City“ macht ihrem Namen alle Ehre
Was 1904 als privater Garten von Jennie Butchart begann, nahm bald riesige Ausmaße an: Unter anderem kreierte der japanische Landschaftsgestalter Isaburo Kishida 1907–12 den Ausbau. Sein versunkener Garten ist eine Augenweide, ebenso wie der Italienische Garten. Die 22-Hektar-Anlage ist bis heute im Familienbesitz.
Abends spaziert es sich nett an der Hafenpromenade entlang, das bunt angestrahlte Parlament thront am Hang über den im Wind schwankenden Boote und Yachten. Schräg gegenüber sitzt, kein bisschen weniger majestätisch das Empress Hotel, wo man sich noch penibel an die britischen Teezeremonien hält: Eine Runde „High Tea“ gefällig?
„Mit ein bisschen ‚Glück‘ seht ihr nach der Tea Time vielleicht beim Gang vorbei an den Parliament Buildings deren Architekten, Francis Mawson Rattenbury“, sagt Kate zu unserer Gruppe und macht eine spannungsgeladene Pause. „Er wurde 1935 vom Liebhaber seiner Frau ermordet. Sein Geist wird aber immer wieder vor dem Bau gesichtet.“
Die Vorstellungskraft gerät bei den abendlichen „Ghostly Walks“ mit Kate definitiv in Wallung. Ganz nebenbei lernt man beim Gang durch die Hintergassen von Victoria aber auch eine andere, persönlichere Seite von Vancouver Island kennen und bekommt einen Blick in Stadtgeschichte, Charaktere und Schicksale.
Victorias Geister-Geschichten
Kate, die die Walking-Tour seit fünfzehn Jahren durchführt, hat sichtlich Spaß am Erzählen und Schauspielern. Unsere kleine Gruppe rückt gefühlt immer enger zusammen, vor allem als es in Richtung des Old Burying Ground geht. Der Geist von „Soap and Water Johnson“ wandle besonders oft zwischen den alten Grabsteinen umher.
„Er hatte sich 1861 das Leben genommen und wurde deshalb nicht auf dem Friedhof beerdigt“, sagt Kate und hüllt sich etwas fester in ihr schwarzes, bodenlanges Cape. Auch sie selbst habe den stattlichen Mann in historischer Kleidung bereits in finstrer Nacht hier gesehen. „Spooky“, gibt Kate zu, wir nicken und blicken nervös um uns. „Die echten Schicksale von Victoria liegen unter der Oberfläche“, sagt Kate. Und sie kriechen einem schnell unter die Haut.
Schmalste Straße des Landes: Fan Tan Alley
Victoria kann übrigens auch cool: Ein Szene-Viertel mit Bars und Boutiquen ist Fernwood Village nordöstlich von Downtown. Auch an der Grenze zu Chinatown brodelt eine hippe und kunstfreudige Szene mit Cafés, Shops und Galerien: die Fan Tan Alley, auch bekannt als „schmalste Straße des Landes“.
Hier haben sich junge Designer mit Mode-, Schmuck- und Kunst-Kreationen niedergelassen. Noch etwas schicker ist der Market Square an der nächsten Ecke – ein Bohemian-Shopping-Juwel von Vancouver Island. Das alte Backsteingebäude war in Goldrausch-Zeiten ein Marktplatz mit Saloons und Hotels. Heute findet man hier individuelle Designer-Geschäfte.
Tofino: Stormwatching und Wellenreiten
„Storms are Welcome“ steht auf dem kleinen Holzschild, das am Chesterman Beach im Sand steckt. Wo andernorts Stürme, hohe See und peitschender Wind als gefürchtet werden, umarmt das kleine Örtchen Tofino die wilde Seite der Natur voller Begeisterung. „Stormwatching“ ist quasi ein Sport auf Vancouver Island. Selbst an einem Nachmittag mit relativ ruhigem Seegang ist das Spektakel auf dem Meer und an den Felsen unterhalb des Restaurants im „Wickaninnish Inn“ besser als jeder Film.
Knallende Wellen vor dem „Wickaninnish Inn“
Im Winter kommen ganze Stormwatching-Gruppen nach Vancouver Island, dann türmen sich die Wellen meterhoch. Sie quartieren sich in den Hotels mit Blick auf die felsigen Klippen ein, zücken Kameras oder Ferngläser und werfen sich begeisterte „Ohs“ und „Ahs“ zu sobald eine besonders große Welle auf die grauen Felsen knallt und meterhohe weiße Gicht in die Luft versprüht.
Was aus dem Hotelzimmer schon beeindruckend wirkt, ist nah dran geradezu berauschend: Das Geräusch ist ohrenbetäubend und gleichzeitig faszinierend: Mit einem lautem Krachen tritt das Wasser gegen die Felsen, unter uns tobt das Meer.
Spektakuläre Natur am Pacific Rim Trail
Die Natur um Ucluelet herum und vor allem auf den Wanderwegen des Pacific Rim Trail ist rau, aber auch malerisch. Auf dem Weg über dem kleinen Leuchtturm und den spitzen Felsen hüpft plötzlich ein Reh aus dem Dickicht. Näher kann man kaum an die kluftige Landschaft des Westens von Victoria Island herankommen.
Im Sommer wiederum ist Tofino ein Bohemian-Hot-Spot mit einem Hauch Luxus, ein Mekka der Surfer und Skateboarder. Dank lässigem Beach-Life, feinen Farm-to-Table-Restaurants wie dem „Wolf in the Fog“ und schicken kleinen Boutiquen ist Tofino längst zum Hotspot betuchter Vancouverianer geworden. Trotzdem findet man auch günstige, coole und entspannte Ecken. An der Marina parallel zur Hauptstraße beispielweise kann man den Fischern beim Zerlegen des frischen Fangs zuschauen und auch gleich einkaufen.
Tofino: Balance zwischen Natur und Kultur
Die Einsamkeit der berauschenden von Natur Vancouver Island ist in Tofino immer nur einen Schritt entfernt, die First Nations-Traditionen der früheren Inselbevölkerung auch. Wie die Eagle Aerie Gallery, untergebracht in einem Longhouse mitten im Ort, mit der Kunst von Roy Henry Vickers.
Das Leben in Tofino richtet sich – vor allem im Sommer – nach der perfekten Welle. Bereits früh am Morgen bewegen sich Auto-Karavanen mit Longboards auf dem Dach in Richtung Meer. Vor allem der malerisch weitläufige Long Beach ist der Hot Spot für Surfer, die dem kalten Wasser in Neoprenanzügen trotzen und auf „the next big one“ warten.
Freiluftbaden in den Hot Springs
Wer das Meer lieber in Badewannentemperatur mag: Von Tofino geht es per Boot oder Wasserflugzeug in den Maquinna Provincial Park. Dort warten die idyllisch von Felsen umgebenen Hot Springs, heiße Quellen.
„Twilight“-Fans erkennen romantische Strand-Spots auf Vancouver Island übrigens von der Leinwand wieder: Wie die prägnanten Felsen am South Beach des Pacific Rim National Parks, wo in „New Moon“ Bella (Kristen Stewart) vor dem melodramatischen Hintergrund auf Jacob (Taylor Lautner) trifft. In „Eclipse“ und „Breaking Dawn“ sind die Strandszenen am Wya Point Beach in Ucluelet aufgenommen.
Lust auf noch mehr Kanada? Wie wäre es mit einem Ski-Abenteuer in den Rocky Mountains? Oder einer berauschenden Reise in die grandiosen Weiten der Northwest Territories?
Vancouver Island
INFO VANCOUVER ISLAND
Anreise
Flüge z. B. täglich mit Air Canada, Lufthansa oder Condor von Frankfurt nach Vancouver.
Schön schlafen
Wickaninnish Inn, Tofino
Stylisches und gemütliches Hotel direkt am Strand, perfekt zum Stormwatching. Das Hotel bietet auch kulinarische Exkursionen und Nature-Walks an. Wickaninnish Inn
Reiseinformationen zu Kanada
Nützliche Reiseinfos und Inspirationen für eure Reise nach Kanada bekommt ihr beim Fremdenverkehrsamt Kanada
Weitere Info gibt es bei Tourism Vancouver Island
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