Davos ist bekannt für seine Berge, das Weltwirtschaftsforum und natürlich als Ort der Handlung im „Zauberberg“ von Thomas Mann. Davos ist aber auch eine spannende Winterdestination und perfekt für Aktivitäten zwischen Schnee und Eis.
Was gibt es Gemütlicheres, als kuschelig warm im Bett zu liegen, während draußen ein Schneesturm tobt? Wie wäre es zum Beispiel im Iglu-Hotel oberhalb von Davos, in einem Schlafsack auf 2.750 Metern Meereshöhe?
Während draußen der Sturm heult, entspannt man dort geschützt von dickem Eis und bis zur Nasenspitze von flauschigen Daunen umgeben und lauscht dem Toben und Brausen.
Im Schlafsack in eisigen Höhen
Iglu-Hotel, alter Hut, höre ich da einige abwinken. Aber ich meine, dass für alle, die nicht schon alles überall erlebt haben, eine Übernachtung unter den Eisdomen des Iglu-Hotels ein besonderes Abenteuer in eisigen Höhen sein könnte. Und weil ich gerade schon mal in Davos bin, suche ich mir für die nächsten Tage gleich noch mehr Winterabenteuer. Also los!
Golfen auf Eis
Zum Beispiel zu einer Runde Eis-Minigolf. Wirklich mit Eishockeyschläger und Puck? Warum nicht. In Davos gilt: anything goes. Mit Pelzmütze und Designerjackett, Stilettos und pinkem Skioverall. Fellmütze und Skater-Cap.
Seit diesem Winter also Minigolf auf dem Arkadenplatz in der Mitte von Davos Platz. Nachdem dieses Eck einige Jahre etwas stiefmütterlich behandelt wurde, führten Umbaumaßnahmen zu einer Neugestaltung und Wiederbelebung. Heute sitzen in den Cafés unter den vor dem Ersten Weltkrieg erbauten Arkaden Reisende aus der ganzen Welt und blinzeln in die winterliche Sonne, zu den Majolikas an der Wand oder den Kugelleuchten im Jugendstil.
Davos mondän
Aus einer Gucci-Tasche lugt der Kopf eines Pekinesen, leuchtende Apéros wetteifern mit bunten Skiklamotten, in den Geschäften und Boutiquen rund um den Platz werden Einkaufstaschen gefüllt.
Zwischen den Minigolfbahnen wuseln Kinder, Pärchen in Moonboots schießen Selfies mit den Eishockeyschlägern in der Hand. So richtig um sportlichen Wettbewerb scheint es aber niemandem zu gehen. Die schmalen Eisbahnen, die dick mit Schaffell gepolsterten Sitzgelegenheiten aus Europaletten und dampfenden Getränke dienen eher als Entspannungskulisse für einen perfekten Urlaubsnachmittag in den Schweizer Bergen.
Traum auf Eis
Fast in Sichtweite zu den Eisminigolfern geht es auf dem „Eistraum Davos“, einer 4.500 Quadratmeter großen Eisbahn neben dem Eisstadion Davos, etwas aktiver zu. Natürlich gibt es auch hier eine Bar und rustikale Holztische, aber vor allem kommen Einheimische und Touristinnen und Touristen zum Eislaufen und Eisstockschießen.
In der Mitte der Eisbahn ist ein Areal zum Eishockeyspielen abgegrenzt, außen herum flitzen und pirouettieren große und kleine Eisprinzessinnen und -prinzen zu chilligem Sound. Wenn es dunkel wird, ziehen farbige Lichtreflexe über das Eis, und von den umstehenden Häusern schimmert es gemütlich warm aus den Fenstern. Auf den Skihängen rund um Davos bewegen sich Lichtpunkte, satellitengestützte Pistenbullys, die in perfekter Choreografie den nächsten Skitag vorbereiten.
Knirschender Schnee und eisige Wasserfälle
Der Schnee knirscht, als ich am nächsten Morgen vor das Hotel trete. Räumfahrzeuge schieben den über Nacht gefallenen Schnee auf weiße Haufen, Eiszapfen hängen von Dachrinnen. Mit dem ersten Licht schälen sich die Davos östlich überragenden Gipfel Jakobshorn und Rinerhorn aus dem Dunkel.
Während die meisten Gäste noch schlafen, gondle ich zusammen mit einigen Skitourengehern im Postauto ins Sertigtal. Einige Kurven und Höhenmeter später steige ich in Sertig Dörfli aus. Eine Handvoll Walserhäuser, auf den Dächern meterdicke Schneepackungen, hellblauer Himmel und der Bergführer Silvan Stadler warten auf mich.
„Wer Eis sucht, wird auch Eis finden“, sagt er, „die Frage ist nur, was für ein Eis?“ Na gut, im normalen Leben macht man sich darüber natürlich wenig Gedanken, aber wenn man wie wir bald einen Eiswasserfall hochklettern muss, dann ist das bestimmt eine sinnvolle Frage.
Auf zum Eisklettern
Bevor wir aber in eisige Höhen aufbrechen, stattet mich Silvan mit Eispickel, Steigeisen und sonstigem Kletterzeug aus, und dann wandern wir schwer bepackt tiefer ins Sertigtal hinein. Wer zum Eisklettern geht, trägt schwer, das metallische Kling und Klong von Eisschrauben, Karabinern und Eisgeräten stimmt uns soundtechnisch auf das bevorstehende Abenteuer in der Vertikalen ein. Silvan meint dazu: „Eisklettern ist eine Materialschlacht.“
Je weiter wir ins Tal hineingehen, desto steiler ragt das Bergmassiv des Hoch Ducan mit den Nebengipfeln Mittaghorn und Plattenflue über uns auf. Die recht anspruchsvollen Skitourengipfel bilden den Hintergrund, als wir den Sertigbach queren und über einen frisch verschneiten Hang zu den gefrorenen Sertig-Wasserfällen aufsteigen.
Frischer Schnee unter gefrorenen Fällen
Froh bin ich, dass Silvan spurt, denn stellenweise liegt der Schnee hüfthoch, und nach den ersten Höhenmetern wird mir in meinen dicken Klamotten und mit dem schweren Gepäck ziemlich warm.
Das ändert sich allerdings schlagartig, als wir aus der Sonne in den Schattenbereich einer Felswand wechseln. Logo, gefrorene Wasserfälle liegen dort, wo den ganzen Tag über Schatten ist. Was wiederum zur Folge hat, dass Eisklettern nicht nur eine Materialschlacht, sondern auch eine ziemlich frische Angelegenheit ist.
Ein eisiger Hauch strömt die Felswand hinab, lange bevor wir am Fuß der Eiswasserfälle stehen. Es fühlt sich an, als ob jemand gerade einen überdimensionalen Eisschrank geöffnet hätte. Aber wer Eisklettern will, muss sich mit Kälte arrangieren können, die optimale Kletter-Temperatur liegt um -5 Grad Celsius, sagt Silvan, als wir am unteren Ende eines mehrere Meter breiten Eisvorhangs angekommen sind.
Wo genau der Eisfall oben aufhört, ist von hier nicht mehr zu sehen, wohl irgendwo hinter dem Überhang etwa 20 Meter höher. Und während ich noch über die Absurdität grüble, auf blankem Eis senkrecht in die Höhe zu steigen, hat Silvan seine Ausrüstung angelegt und dreht bereits Eisschrauben für das Sicherungsseil in den Eisfall über uns.
Senkrecht die eisige Wand hinauf
Ein paar Minuten später ist er von oben zurück und erklärt mir, wohin ich gleich steigen soll und wie die gebogenen Eisgeräte zu nutzen sind. Fünf Zentimeter tief ins Eis sollten die Spitzen getrieben werden, dann würden sie mein Gewicht in Kombination mit den speziellen Steigeisen, die über längere Frontzapfen verfügen, gut halten. Mir erscheinen fünf Zentimeter reichlich wenig und ich nehme mir vor, etwas tiefer einzuschlagen.
Und dann gibt es nur noch das türkis-blau schimmernde Eis. Ich unterdrücke meine Angst abzurutschen, ziehe und schlage, drücke und hacke mich senkrecht den Eiswasserfall hinauf.
Nach den ersten Schlägen revidiere ich meine Idee, die Eisgeräte besonders tief einzuschlagen, denn je tiefer diese extrem scharfen, mit Zacken versehenen und leicht gebogenen Teile im Eis stecken, desto schwerer sind sie wieder herauszuziehen. Und desto länger steht-hängt man an den restlichen drei Eiskontaktpunkten. Was wiederum sehr schnell sehr anstrengend wird.
Die Technik machts
Besser ist es also, die Einschlagtiefe genau so anzupassen, dass man sich an den Eisgeräten hochziehen kann, ohne dass sie ausbrechen, sie aber gleichzeitig nicht besonders tief im Eis hängen. Übrigens ist man mit den vorderen Zacken der Steigeisen noch weniger tief im Eis, um aber einen besseren Halt zu haben, drücke ich auf Silvans Tipp hin die Fersen etwas nach unten.
Vielleicht rede ich es mir einfach ein, aber nach ein paar Metern verfliegt meine Sturzangst, ich vertraue dem Material und steige immer höher. Bei jedem Schlag splittert etwas Eis ab und rieselt in die Tiefe. Die Hände werden kalt, schließlich hebe ich meine Arme permanent weit über mich hinaus. Aber sonst ist mir warm und ich schiebe mich immer höher, bis ich schließlich am Seilumlenkpunkt ankomme und mich das erste Mal umblicke.
Hinter mir kommt sehr viel frische Luft und dann das in der Vormittagssonne gleißende Sertigtal mit seinen weiten Hängen oberhalb der Baumgrenze. Tiefer flirrt das Hellbraun des Lärchenwaldes, die Landstraße windet sich zum Talausgang, hinter dem Davos liegt.
Glücksrausch durch Eisklettern
Vielleicht ist es der Adrenalinkick vom Eisklettern, der mich die kommenden Tage wie im Glücksrausch erleben lässt, vielleicht ist es aber einfach die entspannte Winterstimmung von Davos.
Jedenfalls fahre ich die breiten Pisten am Jakobshorn wie auf Schienen hinunter, powdere am Berg Pischa über ungespurte Hänge und carve am Parsenn meine Spuren in den Schnee.
Mittags pausiere ich im Liegestuhl vor der Jatzhütte mit Blick auf majestätische Dreitausender.
Abends fülle ich meine Energiespeicher in mit Arvenholz getäfelten Gaststuben mit Bündner Gerstensuppe und natürlich dem obligatorischen „Capuns“, das sind mit Käse überbackene Krautwickel.
Schatzalp als Inspiration für den Zauberberg
Einen sonnendurchfluteten Nachmittag besuche ich das Hotel Schatzalp, einer Perle des Jugendstils am Berg oberhalb von Davos.
Thomas Mann hat sich die Inspiration für den „Zauberberg“ dort geholt, das über hundert Meter lange Gebäude diente viele Jahrzehnte als Sanatorium für Lungenkranke aus der ganzen Welt. Und auch heute noch atmet das sorgsam renovierte Hotel den Charme des Fin de Siècle.
Eiskunstlauf trifft Musikstars
Einen Abend verbringe ich im legendären Eisstadion von Davos und lasse mich von der Show „Art on Ice“ mitreißen. Das Programm wechselt jährlich, gleich bleibt aber immer eine spektakuläre Kombination aus den weltbesten EiskunstläuferInen und ihren beeindruckenden sportlichen Höchstleistungen, atemberaubenden Lightshows und internationalen Musikstars.
Zurück bleibt aber auch die Faszination für Eiskunstlauf, obwohl mich diese Sportart noch nie interessierte. Chapeau!
Zum Eisbaden in den Schwarzsee
Der letzte Morgen in Davos hält dann auch für mich eine persönliche Höchstleistung bereit. Zwar nicht auf, dafür aber im Eis.
Der Schweizer Abenteurer Markus Blum nimmt mich mit zum Eisbaden im Schwarzsee. Weil man aber nicht einfach so mal schnell in eiskaltes Wasser steigt, sondern nur gut vorbereitet, bringt mir Markus zunächst die richtige Atemtechnik und Meditationsübungen zum Entspannen bei.
Wenn er nicht Grönland durchquert, mit Kamelen durch Wüsten reitet oder Abenteuer wo auch immer auf dem Globus erlebt, gibt er daheim in der Schweiz u.a. Kurse im Eisbaden, um „Normalos“ wie mich aus der Komfortzone zu locken.
Und tatsächlich ist mein Bad im Eisloch bei Davos der prickelnde Höhepunkt einer sowieso schon höhepunktreichen Reise. Ja, es ist verdammt kalt, aber die Sonne scheint, mein Atem ist ruhig und eine unerklärliche Energie durchfließt mich, als ich im Eisloch sitze. Als ich dann wieder an Land stehe, habe ich das Gefühl, ich könnte sämtliche Eisfälle auch ohne Eisgeräte hochsteigen.
Lust auf mehr Schweiz bekommen? Wie wäre es mit einem City-Trip nach Luzern? Oder vielleicht ein Roadtrip über Schweizer Pässe ? Wem nach Skifahren ist, der findet japanischen Super Powder in Sapporo.
Davos
Infos
Ausführliche Informationen über Winteraktivitäten in den Feriendestination Davos Klosters finden sich unter davos.ch und klosters.ch . Auf den Seiten können ganz unterschiedliche Angebote u.a. ein Eisbadeworkshop gebucht werden. Mehr zu Ferien in Graubünden unter graubuenden.ch
Anreise
Mit dem Zug der SBB ganz bequem bis zum Bahnhof Davos Platz. Von dort weiter mit dem hoteleigenen Shuttle. Der SWISS Travel Pass erlaubt freie Fahrt mit Bahn, Bus und Schiff in der Schweiz. Außerdem sind die freie Fahrt in 90 Schweizer Städten sowie der kostenlose Zugang in 500 Museen inkludiert. 3 Tage ab CHF 279,-
Übernachten
Mountain Plaza Hotel
Neu renoviertes 4-Sterne-Hotel im Zentrum von Davos Platz. Die großzügigen Superior-Zimmer verfügen über einen Balkon, auf dem sich auf Liegestühlen die Wintersonne in Decken gewickelt genießen lässt. Das Frühstücksbuffet ist hervorragend, der 1.000 Quadratmeter große Wellnessbereich lockt mit Indoorpool sowie Bio- und Blockhaussauna. Im Erdgeschoss steht ein Verleihshop für Wintersportausrüstung zur Verfügung. Das Hotel verfügt über einen Shuttleservice zum Bahnhof sowie den verschiedenen Skilift-Talstationen. DZ inkl. Frühstück ab Euro 320. Wer auf der Seite des Hotels bucht, bekommt im Winter Angebote inkl. Skiliftkarten sowie ermäßigtem Skiverleih angezeigt. mountainplaza.ch