Amrum im Winter bedeutet schnell ziehende Wolken, stürmischen Wind, ein ständiger Wechsel von Wetter und Gezeiten. Aber vor allem ganz viel Freiraum und Ruhe. Also auf zu unseren persönlichen Tipps für die Nordseeinsel
1. Fahrrad leihen
Einerseits ist Amrum relativ klein, 2,5 Kilometer breit und etwa 10 Kilometer lang, andererseits dann doch wieder so groß, dass man die Insel zu Fuß nicht erkunden mag. Zwar fährt der Inselbus auch im Winter regelmäßig zwischen den fünf Ortschaften, aber richtig unabhängig ist man nur mit dem Rad.
Keine Sorge, Amrum ist ziemlich flach und wer sich vor den manchmal starken Winden im Winter schützen will, der nutzt einfach den „Waldweg“, der vom Amrumer Leuchtturm nördlich von Wittdün bis nach Norddorf im Kiefernwald entlangführt. Tipp: gegen die Windrichtung auf dem Waldweg und mit der Windrichtung auf dem am Meer entlangführenden „Wirtschaftsweg“ radeln. Dann habt ihr mit einer Radrundtour einen guten, ersten Überblick.
Es gibt mehrere Radverleihe auf der Insel. In Wittdün auch direkt am Hafen bei Marc.
2. Wittdün im Winter
Wittdün ist der Fährhafen von Amrum und die südlichste Ortschaft der Insel. Nach dem Fährhafen beginnt die Inselstraße, auf den ersten Metern finden sich Boutiquen mit maritimem Flair, Lokale, Supermärkte und ein Biomarkt. In den Nebenstraßen liegen die Wohnhäuser der Insulaner, Ferienappartements, die Jugendherberge und reetgedeckte Ferienhäuser. Hinter der letzten Häuserreihe beginnt der Dünengürtel mit dem Kniepsand.
Winterliches Amrum auf kleiner Flamme
Im Laden „Nordic Lifestyle“ lässt sich ganz leicht Geld ausgeben für Produkte aus dem Norden, zum Beispiel dänischer Lakritze, schwedischen Cremes, handgeschöpftem Salz, Segeltuchtaschen und vielem mehr.
In der Buchhandlung treffen sich die wenigen Winter-TouristInnen, um nach neuem Lesestoff für gemütliche Winterabende zu stöbern.
Beim „Inselbäcker Janssen“ gibt es Hausgemachtes. Zum Beispiel Dinkelvollkornbrot, Kopenhagener mit Füllung und knusprige Kringel. Gegenüber im Café Pustekuchen lassen sich die Winterstürme bei Kaffee, Teespezialitäten, Quiche und Kuchen gemütlich aussitzen. Und ihr könnt die Amrumer beobachten, die regelmäßig auf einen „Schnack“ vorbeischauen. Falls ihr nicht aus Norddeutschland kommt, werdet ihr kaum ein Wort verstehen. Trotzdem: großes Inselkino!
3. Nördlicher Hotspot: Norddorf
Im Inselnorden ist Norddorf die größte Siedlung. Rund um den Ortskern liegen Geschäfte, Hotels und Kurkliniken. Tipp: Seit 1890 ist das Café Schult ein Ruheort zum Entspannen und nach einer Radtour durch Wind und Wetter zum Aufwärmen sehr willkommen.
An der langen Fensterfront lässt sich jeder Regenguss im Warmen genießen und dabei die große Auswahl hausgemachter, feiner Kuchen, Strudel und pikanter Kleinigkeiten wie Nussbrot mit Käse ausprobieren.
Im Winter tut sich ansonsten nicht viel in Norddorf. Aber ihr habt von dort Zugang zum Kniepsand und dem Landschaftsschutzgebiet Amrumer Odde, an deren nördlichen Ende sich Robben aalen. Und für Aktive, die auf ihr Workout auch im Urlaub auf Amrum nicht verzichten wollen, gibt es das Fitnesscenter Eilun Fit im Gewerbegebiet.
Um nicht vor verschlossenen Türen zu stehen, solltet ihr die Öffnungszeiten vom Café Schult checken.
4. Trotzt allen Winterstürmen: Amrumer Leuchtturm
Das Licht des rot-weiß gestrichenen Leuchtturms huscht über Kiefern, Reetdächer und Sanddünen, um vor den Untiefen von Amrum zu warnen. Den Turm, gebaut 1875 und mit 41,8 Metern der höchste an der Nordseeküste, kann man von vielen Inselecken aus sehen. Besonders beeindruckend ist das kreisende Licht in der Nacht oder bei Sturm, wenn das gleißende Hell die Wolken durchschneidet.
Der Leuchtturm befindet sich etwas nördlich von Wittdün an der Inselstraße. Checkt den Aushang am Leuchtturm bzgl. der Besichtigungstermine im Winter, von oben habt ihr einen fantastischen Blick über die Nordseeinsel.
5. Die Vogelkoje
Ein paar Minuten abseits des Waldwegs liegt zwischen Kiefernwald und Dünen ein Feuchtgebiet, das seit Jahrhunderten als Rastplatz für Zugvögel dient. Früher fingen hier die Amrumer größtenteils Spießenten auf ihrem Weg in ihre Winterquartiere im Süden. In erfolgreichen Jahren wurden bis zu 10.000 Enten gefangen, heute sind Spießenten auf Amrum eher selten zu finden.
In einem Süßwasserteich wurden reusenartige Gebilde, sogenannte Fangpfeifen, in das Wasser gebaut und mit Schilf getarnt. Eine Lockente im hinteren Teil der Koje sorgte dafür, dass die Zugvögel sich sicher wähnten, tiefer in die Fangpfeife paddelten und in die Falle gingen. Die traditionelle Vogelkoje ist gut erhalten, über einen Bohlenweg leicht zu erreichen und ihre Wirkungsweise auf informativen Schildern dargestellt.
6. Eisenzeitliches Haus: Unter einem Dach
Wind rauscht durch den Birkenwald. Von der Vogelkoje schlängelt sich der Bohlenweg zunächst durch Buschland und schließlich durch Dünen. Von einer Anhöhe guckt man über ein breiteres Dünental, an dessen nördlichem Ende ein langgestrecktes Haus mit weit heruntergezogenem Rettdach liegt.
Dort, im Archäologischen Areal kurz vor Norddorf, fand man in den vergangenen Jahren umfangreiche Überreste einer eisenzeitlichen Siedlung. Dem Dünensand ist es zu verdanken, dass sich Grundrisse und Überbleibsel von fünf Häusern so gut erhalten haben, dass die Rekonstruktion eines Anwesens möglich wurde.
Es bietet einen beeindruckenden Einblick in die Bauweise und das Zusammenleben von vor fast 2000 Jahren - unbedingt ansehen. Anschließend könnt ihr von dort weiter durch die Dünen streunen oder nach Norddorf fahren.
Wärme von Mensch und Tier
In der Eisenzeit wohnten mehrere Generationen unter einem Dach. Der Wohnteil wurde durch einen gepflasterten Gang vom Stallteil getrennt, in dem das Vieh im Winter gehalten wurde und für Wärme sorgte. Im Wohnbereich standen um die Kochstelle herum niedrige, hölzerne Pritschen, in denen jeweils mehrere Personen schliefen. Vor dem Wetter schützte ein tief heruntergezogenes Reetdach, Torfziegel bildeten die Wände.
Die bäuerliche Großfamilie lebte überwiegend autark, das Leben war auf die Beschaffung von Nahrungsmittel ausgerichtet. Viel Zeit wurde auch für die Konservierung von Lebensmitteln aufgewendet, das Räuchern, Pökeln und Kühlen bestimmte den täglichen Arbeitsryhtmus.
Im Sommer mag das Leben im Langhaus ganz in Ordnung gewesen sein, der Winter auf Amrum war in dem zugigen, dunklen Bau vermutlich eher unerfreulich.
7. Mit Wind mahlen: Amrumer Mühle
Eintauchen in die Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts lässt sich in der Amrumer Mühle in der Ortschaft Nebel. Das imposante, reetverkleidete Gebäude wurde 1770 vom Seemann Erik Knudten in Holland gekauft, Stück für Stück abgebaut und nach Amrum verschifft, wo es 1771 neu aufgebaut wurde.
Fast 200 Jahre tat die Mühle ihren Dienst, bis sich der Mahlstein 1963 schließlich zum letzten Mal drehte. Heute beherbergt der charakteristische Bau ein Heimatmuseum, das anschaulich vom Leben auf der Insel Amrum, von Walfang und Landwirtschaft erzählt.
Neben der Mühle und den imposanten Reetdachhäusern von Nebel solltet ihr dort aber auch den Friedhof an der Kirche mit den „sprechenden“ Steinen besuchen, auf denen die Lebensgeschichte ehemaliger Inselbewohner eingraviert ist.
8. Wattwanderung nach Föhr
Wer mehr über das UNSECO-Welterbe Wattenmeer erfahren will, der bucht eine Wattwanderung mit einem zertifizierten Wattführer, z.B. Dark Blome. Am nächsten liegen sich Amrum und Föhr an der Spitze der Amrumer Odde.
Von dort geht es mit Gummistiefeln und Watthose hinaus ins Watt und in etwa drei Stunden durch eine faszinierende Landschaft aus Prielen, Tümpeln und Schlick. Packt euch warm ein und vergesst die Regenklamotten nicht. Mit der Fähre geht es von Föhr zurück nach Amrum. Eine Reportage über eine winterliche Wattwanderung gibt’s in der ARD Mediathek.
9. Tagesausflug nach Föhr
Wer auf Tapetenwechsel aus ist, setzt in 45 Minuten mit der Fähre nach Föhr über. Am besten mit dem Leihrad, denn dann macht die Erkundung noch mehr Spaß. Föhr ist mir 83 Quadratkilometern deutlich größer als Amrum.
Die „Inselhauptstadt“ Wyk hat einen schönen Ortskern zum Bummeln mit Geschäften, Restaurants und Cafés. Ansehen sollte man sich die Lembecksburg und das Museum Kunst der Westküste in Alkersum. Zur Stärkung bieten sich frische Krabbenbrötchen an, in der „Kerzenscheune“ kann man unter Anleitung eigene Kerzen ziehen. Infos zu Föhr unter foehr.de
10. Typisch Amrum: Wanderung am Kniepsand
10 Kilometer lang ist der grandiose Strand, der sich auf der Westseite von Amrum von Wittdün bis weit über Norddorf entlangzieht.
Genügend Platz, um sich dem Wetter auszusetzen, im Dünensand liegend Sonnenschein aufzusaugen, Muscheln zu sammeln oder einfach nur die Weite der von Wind und Meer ständig verändernden Landschaft zu erleben. Platz ist also mehr als genug, und je weiter man sich von den Orten entfernt, desto unwahrscheinlicher ist es, jemandem zu begegnen – außer natürlich Strandläufern, Möwen und Muscheln.
Wenn ihr Lust auf die Nordsee bekommen habt, dann guckt doch auf der Hallig Nordstrandischmoor vorbei. Noch mehr Winter haben wir in Finnisch-Lappland gefunden.
Info Amrum im Winter
Allgemeine Reiseinformationen
Für umfassende Informationen zu Anreise, Unterkünften bis hin zu Veranstaltungen steht Amrum Touristik bereit: amrum.de
Föhr und Amrum sind übrigens kurabgabepflichtig, einfach die Kurkarte bei Ankunft in den Tourist-Informationen kaufen, oder vorab im Internet.
Anreise
Mit der Deutschen Bahn bis Niebüll, dann umsteigen in einen Zug der NEG (Norddeutsche Eisenbahngesellschaft Niebüll GmbH), bis Dagebüll Mole fahren und von dort mit den Fähren der Wyker Dampfschiffs-Reederei W.D.R. nach Amrum. Auch im Winter sind die Schiffe im regelmäßigen Verkehr. Das Ticket für NEG und W.D.R. kann direkt im Zug gekauft werden, allerdings nur per Barzahlung!
Wetter
Zwischen Dezember und März kann es auf Amrum immer wieder sehr stürmisch werden. Die Tagestemperaturen steigen selten über 10° Celsius, aber fallen auch kaum unter -3° Celsius. Wind- und wetterfeste Kleidung (Zwiebelprinzip) sowie Gummistiefel unbedingt mitnehmen.
Übernachten
Auf Amrum gibt es eine große Anzahl von Unterkunftsmöglichkeiten. Reetgedeckte Ferienhäuser, Appartements mit Blick aufs Meer, B&B´s und kleine Hotel, da sollte für jeden Geldbeutel und alle Vorlieben etwas dabei sein. Amrum im Winter bedeutet aber auch, dass viele der B&B´s und Hotels z.T. mehrere Wochen geschlossen haben! amrum.de