Das Inselreich gilt zurecht als Inbegriff tropischer Urlaubsfreuden. Schneeweiße Strände, dunkler Granit, flamboyante Natur, exzentrische Topografie
Die kleine Inselrepublik vor der Küste Afrikas kennt jeder. Die meisten eher nur aus Werbespots für Raffaello, Bounty und Bacardi. Markenzeichen? Markante Granitbuckel, Riesenschildkröten und die anzüglichsten Kokosnüsse der Welt, die bis zu 20 Kilo schweren Cocos de mer.
Nicht erst seit den Visiten von Bill Gates, Brangelina und den Beckhams gelten die Inseln als teure Schickimicki-Ziele. Das stimmt nicht überall auf den Seychellen, aber durchaus für Silhouette und North Island (das vielen als bestes Hotel der Welt gilt). Und für die Insel Félicité, die mit der Eröffnung des „Six Senses Zil Pasyon“ 2016 in die Liga der Luxusziele aufstieg.
Félicité: Wo Luxus auf Granit beißt
Das fünftgrößte Eiland der Seychellen ist 260 Hektar groß und liegt nördlich von La Digue. Félicité blickt auf eine Karriere als Kokosplantage, Beinahe-Gefängnisinsel und als Rückzugsort für Richard Branson und Ian Fleming zurück. Der General Manager erkärt, man wolle mit dem „Six Senses Zil Pasyon“, einem Kleinod der Luxushotellerie, den Platzhirschen wie „Frégate Private Island“ die Hörner zeigen.
Zwischen der Kuppe der Insel, die zu zwei Dritteln unter Naturschutz steht, und dem unverschämt lustblauen Wasser des Indischen Ozeans hängen 28 Poolvillen mit Schindeldach, Holzfassade, privatem Infinity-Pool und 200 Quadratmetern Wohlfühlfläche am steilen Hang.
Um zum Restaurant, zur „Koko Bar“ oder zum Spa zu gelangen, ordert man einen Buggy – die Villen sind weit verteilt, das garantiert maximale Privacy. Die Wege sind nicht nur lang, sondern oft auch steil.
Nature reloaded: Keine Kokospalmen!
Acht Jahre wurden im Rahmen der „habitat restoration“ der Insel pflanzliche Fremdlinge wie die Kokospflaume beseitigt. So kam auf der Seychellen-Insel “Glückseligkeit” die ursprüngliche Pflanzenwelt wieder zu ihrem Recht. Auch geflügelte Ureinwohner wurden wieder angesiedelt: Seychellen-Dajal, Seychellen-Paradiesschnäpper und Seychellen-Rohrsänger.
Nicht originär, aber fürs Frühstücksomelette wichtig sind die Eier von der resorteigenen Geflügelfarm, das Grünzeug darauf stammt, wie bei allen Häusern von „Six Senses“, aus dem eigenen Bio- und Heilkräutergarten. Bienenstöcke liefern Honig und Paneele auf den Villendächern Warmwasser und Strom. Brauchwasser wird gereinigt und zur Bewässerung verwendet, Plastikflaschen sind tabu und organische Abfälle werden kompostiert.
Was bei unserem Besuch nicht ins ökokorrekte Bild passte: das Lärmen von Laubbläsern, mit denen die Wege entblättert wurden. Es gibt da dieses seit Jahrhunderten bewährte, lärmtechnisch und abgastechnisch einwandfreie Supertool namens Kehrbesen – der kommt ohne nervtötenden Zweitakter aus. Nur als Anregung.
Seychellen-Lehrstunde am Strand
Den meisten, die noch nicht auf den Seychellen waren und die Fotos der weißen Strände sehen, dürfte es ergehen wie dem Autor dieser Zeilen. Erster Tag auf der Insel, nach langer Anreise über Dubai. Schnell das Gepäck in die Villa gestellt und in die Badehose gesprungen, Schwimmbrille gepackt und durch die schwüle Mittagshitze zum Strand Grand Anse gespurtet.
Der Plan: Mit Anlauf rein in die Wellen, um sich vom milden Warm des Indischen Ozeans sacht heben und senken zu lassen, einmal richtig raus aufs Meer zu kraulen. Doch der Spurt endet abrupt, das Wasser ist wadentief, der Untergrund steinig-glitschig oder messerscharf und voller Löcher.
Ich wanke und schwanke, vorsichtig Schritt für Schritt setzend (Seeigel!) über den hinterlistig-klitschigen Untergrund wie ein betrunkener Tollpatsch. Was soll ich sagen: Ebbe eben. Mittags gegen zwei erreichen die Gezeiten ihren Tiefststand. Frühmorgens, bei Flut, sieht das Ganze besser aus.
42 der 115 Inseln der Seychellen sind Granitinseln aus echtem Gondwana-Urgestein in teilweise unfassbarem Faltenwurf. Bird Island und Denis Island sind die bekanntesten Koralleninseln des Archipels und ähneln eher den Eilanden der Malediven.
Sashimi, Jackfish und Cashews
Was allabendlich den Gästen im „Island Café“ und im direkt am Wasser gelegenen, offenen „Ocean Kitchen“ aufgetischt wird, ist pan-asiatisch und kreolisch. Die Karte ist dominiert von aromagewaltigem fangfrischem Fisch und Seafood aller Art.
Besonders geschmeckt haben mir das Thunfisch-Sashimi, der fruchtig-würzige Salat aus Mangos und Palmherzen sowie die wunderbaren Currys, besonders das Kari zourit mit Oktopus, Kokosmilch und Zimt. Das Ladop banann, gekochte Bananen mit Kokosmilch und Vanille, zum Dessert ist ein authentischer Gaumenschmeichler.
Man schlemmt sich durch alles, was der Ozean und die Gärten auf Félicité und den Nachbarinseln hergeben. Aromatisch, leicht, frisch, kein Problem für die schlanke Linie. Überall auf der Insel, selbst am kleinen Strand Anse Peniche, wachsen wilde Cashew-Bäume, deren Früchte direkt und frisch in der Küche landen.
Aber auch der Jackfish, den wir am offenen Grill auf der Schildkröten-Insel Curieuse oder an Bord des Katamarans „Gauguin“ serviert bekommen haben, war wunderbar. Danke, lieber Gott, dass ich kein Veganer bin.
Strandcheck: Überraschung unter Wasser
Die Strände der Seychellen sind wunderbar, verlockend, zauberhaft, dazu erfolgreiche Werbekulisse, Sinnbild für Auszeit, Entspannung … und zieren sich doch mitunter mit Untiefen, Korallenstöcken kurz unter der Wasseroberfläche, schweren Wellen zur Zeit des Monsuns oder mit gefährlichen Strömungen. Die unübersehbaren Schilder mit Badeverboten in vielen Sprachen werden immer wieder missachtet, nicht selten mit tödlichen Folgen.
Die meisten Buchten sind aus dem Traumstrandbaukasten errichtet. An beiden Enden prangen runde Granit-Boulder, dahinter stehen Kokospalmen und anderes tropisches Grün Spalier, dazwischen schneeweißer Sand.
Doch dann schlägt nicht selten die submarine Topografie zu, oft fallen die Strände sehr schnell ab, was besonders bei auflandigem Wind und ohne ein schützendes Riff kräftige – und gefährliche – Unterströmungen nach sich zieht. Wer schon glücklich ist, an so einem Strand im Schatten in einer Hängematte abzuhängen, hat auf jeden Fall das Paradies gefunden. Wer beim Anblick eines so perfekten Szenarios ins Wasser will, muss etwas mehr suchen.
Anse Royale, Anse Intendance und Anse Takamaka
Anse Royale, Anse Intendance und Anse Takamaka auf Mahé sind mit Vorsicht zu genießen, ebenso der weltberühmte Anse Lazio auf Praslin, an dem Rettungsschwimmer Dienst tun. Die ebenso berühmte und vielbesuchte Anse Source d’Argent auf La Digue ist auch bei Flut okay, das Wasser ist ruhig und flach.
Für die nicht weniger spektakuläre Grand Anse dagegen gilt: Lieber nur gucken. Sie ist durch kein Riff geschützt ist, sodass es dort wie auch an der Anse Gaulettes und der Anse Banane von Mai bis Oktober zu gefährlichen Strömungen kommen kann.
Einer der ganzjährig harmlosesten Strände ist die Anse à la Mouche auf Mahé, eine ruhige Bucht mit flachem Wasser. Ideal auch für Kinder, wie mir Einheimische verrieten, da dort auch bei Flut das Wasser niedrig sei und es keine Strömungen gebe. Auch der lange, feinsandige und flach abfallende Beau Vallon Beach im Nordwesten von Mahé ist ein guter Tipp für harmloses Badevergnügen selbst im Monsun.
SUP, Kayak oder Katamaran?
Wer sich nicht ins Wasser traut, schnappt sich ein SUP-Board oder Seakayak. Wobei Ersteres ganz klar die besseren Einblicke bietet. Während der stillen Stunden mit dem Stand-up-Paddling-Board auf dem unverschämt türkisblauen Meer zwischen Cocos Island und dem Ende der Grand Anse von Félicité bekam ich immer wieder Meeresschildkröten zu sehen, die unter dem Brett hindurchschwammen, ganze Schulen von Stachelrochen und Schwärme bunter Rifffische.
Zwischen den Inseln La Digue, Félicité, Big und Little Sister, Curieuse und Praslin liegen nur fünf bis fünfzehn Bootsminuten, nur bis Mahé mit der Hauptstadt Victoria ist man länger unterwegs: gute dreieinhalb Stunden.
Um mehr von den Seychellen zu erleben, besser zu schwimmen und zu schnorcheln, sollte sich jeder Seychellen-Urlauber für zwei, drei Tage an Bord eines Segelschiffs – meistens Katamarane – einmieten. Aber nur außerhalb der stürmischen Saison von Mai bis September. Herrscht der Südostpassat, geht es auf dem Meer sehr rau zu und die Chancen, grüngesichtig über der Reling zu hängen, liegen bei 98 Prozent. Außerhalb dieser Sturmperiode ist der Mix aus Cruisen, Ankern und Schnorcheln sowie Nächten auf dem Deck ein wahres Vergnügen.
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Seychellen
INFO SEYCHELLEN
Anreise
Mit Stopover in Doha fliegt Qatar Airways nach Mahé. Reisedauer: 14 Stunden. Direkt und schneller: Condor in 9 Stunden 40 Minuten von Frankfurt. Tickets ab 650 Euro
Unterkunft
Das “Six Senses Zil Pasyon” kostet für sieben Nächte ÜF und Flug ab 5.579 Euro. Spezialveranstalter wie L’Evasion Tours sind eine gute Anlaufstelle für alle, die charmante Gästehäuser (ab 50 Euro/Person), kleine Privathotels oder Selbstversorger-Apartments sowie Mietwagen. Große Auswahl günstiger Guesthouses, B&Bs und kleiner Hotels auf der Website der Seychellen
Cabine Cruise mit “Gauguin”
Der größte Katamaran der Seychellen kann für eine achttägige Segelkreuzfahrt bei VPM Yachtcharter gebucht werden, pro Person in der Doppelkabine: ab 1.300 Euro inklusive Vollpension und Getränkepaket. Hafen- und sonstige Gebühren in Höhe von 160 Euro sind an Bord zu zahlen.
Infos zu den Seychellen
Offizielle Website: seychelles.travel
Fotos ©Six Senses Zil Pasyon