Wale und Walhaie vor XXL-Sandstränden, 18 Golfplätze zwischen Palmen und Kakteen, neue Hotels und Top-Restaurants: Los Cabos ist Mexikos derzeit hellster Stern am Ferienhimmel. Nach ihm greifen dank neuem Direktflug nun auch zunehmend Europäer
War das jetzt Einbildung oder eine Walfontäne? „Normalerweise lassen sich die aus Alaska kommenden Buckelwale erst später im Jahr blicken“, setzt Sol vom Outdooranbieter High Tide gerade an, als sich das Schauspiel wiederholt. Wie gebannt schauen alle auf das fast spiegelglatte Meer vor der Punta Lobos hinab und sehen nun deutlich einen Blas, daneben einen kleineren. Keine Frage, das sind Buckelwale! Dank Ufernähe sind sie sogar zu hören!
Darauf war niemand gefasst, die Wanderung durch die hügelige und mit Kakteen und Strauchwerk versehene Landschaft auch so schon ein Highlight. Doch nun können wir unser Glück kaum fassen, zumal der sanft umwindete Logenplatz gut 100 Meter über dem Meer schöner kaum sein kann. Tief unter uns lautstark balzende Seelöwen und an den steilen Felsen fast schon kunstvoll zerschellende Wellen.
Logenplatz über dem Pazifik
Rechterhand führt in der Ferne ein kilometerlanger Sandstrand bis auf die Höhe des bei Backpackern und Boutiquehotelgästen beliebten Todos Santos (mit dem legendären „Hotel California“ aus dem gleichnamigen Eagles-Song). Und südwärts reicht die zerklüftete Küste bis fast an die erste der fünf Landspitzen, die der Region den Namen Los Cabos, eben spanisch für Kaps, gaben. In diese Richtung ziehen auch Walmutter samt Kalb, gefolgt von so manchem Blas-Solisten. Bei jedem Splash juchzt die Gruppe, staunt Sol.
„Spätestens im Januar wimmelt es rund um Los Cabos derart von Buckelwalen, dass Touranbieter eine hundertprozentige Sichtung versprechen“, meint der drahtige Guide in bestem Englisch. „Tausende von ihnen ziehen im Winter zum Gebären in die warme Sea of Cortez.“
Den zwischen der 1.200 Kilometer langen Halbinsel Baja California und dem mexikanischen „Festland“ gelegenen Golf von Kalifornien hatte der Meeres-Guru Jacques-Yves Cousteau auch als „Aquarium der Welt“ bezeichnet. Von den hier vorkommenden, mehr als 800 Meerestierarten treffen wir bei mehreren Ausflügen einige persönlich.
Unterwegs im „Aquarium der Welt“
So staunen wir im Nationalpark Cabo Pulmo, wo wir mit Schnorcheln, Masken, Schwimmwesten und Sols Kollegen ins bewegte Wasser steigen, über Flöten- und Papageienfische, Wasserschildkröten und kompakt geformte Makrelen-Schulen, die sich am ältesten von gerade einmal drei Korallenriffen an der nordamerikanischen Westküste tummeln.
Südöstlich von La Ventana, dem Hot-Spot für Kitesurfer schlechthin, kreuzen Koffer- und Schmetterlingsfische, kleine Oktopusse und vieles mehr unseren Tauchweg. Vor der unbewohnten Insel Espíritu Santu geht es zu neugierigen Seelöwen ins Wasser, was nur noch von der Beinahekollision mit zwei Walhaien getoppt wird.
Auf der Suche nach Plankton ziehen die weltgrößten Fische zwischen November und April regelmäßig ihre Runden vor der Stadt La Paz. Dank strenger Auflagen dürfen zum Glück nur wenige Boote in „ihr“ Terrain und auch nur maximal sechs Personen gleichzeitig ins Wasser. Gut für die Tiere, gut fürs Gewissen und gut für die Go-Pro-Bilder. Statt Dutzenden Paddelbeinen wie andernorts genießt man freie Sicht auf die bis zu zehn Meter langen, aber harmlosen Haie. Was für ein Erlebnis!
Faszinierend ist auch eine andere Gattung. „Alle Grauwale der Welt werden im Golf von Kalifornien geboren“, erzählt am Tag drauf Emilio, als wir mit ihm und Glasboden-Seakayaks von der Playa Santa Maria zur Nachbarbucht Bahia Chileno paddeln. Zwar sehen wir keine Wale, was laut Emilio „durchaus schon vorgekommen ist“, dafür jede Menge gelbe Segelflossendoktoren und andere große Schwärme.
Auch auf Milliardäre wirkt Los Cabos anziehend
Man muss nur den Kopf unter Wasser halten, schon ist man mittendrin im Geschehen – und das keine fünf Meter vom belebten Sandstrand entfernt. Dahinter geht es wiederum sehr privat zu. „Dort wird gerade das wohl teuerste Haus Mexikos, womöglich gar Lateinamerikas gebaut“, weiß Emilio.
Wer hinter dem die gesamte Landzunge einnehmenden Mega-Domizil steckt? Immer wieder fallen berühmte Namen, am häufigsten der von Amazon-Chef Jeff Bezos. Fakt ist, dass die Südspitze der Baja California seit Längerem ein Topziel von A-Prominenten wie Leonardo di Caprio, John Travolta, Gwyneth Paltrow, Gisele Bündchen und Co. darstellt.
Los Cabos? Los geht’s!
Doch auch „normale“ Gäste sind in den vergangenen zehn Jahren derart verstärkt gekommen (sei es zum Heiraten, Partymachen oder Relaxen), dass hier und da schon vom neuen Cancún die Rede ist. An dessen zehn Millionen Touristen im Jahr 2023 reichen Los Cabos‘ knapp vier Millionen zwar noch nicht heran, doch der Trendpfeil von Baja California Sur geht so steil nach oben, dass man durchaus von Mexikos aufstrebendstem und aufregendstem Ferienort sprechen kann.
Und mit dem im November aufgenommenen Condor-Direktflug, der bis April zweimal die Woche Frankfurt und den Hauptort San José del Cabo verbindet, ist vielerorts die Hoffnungen verknüpft, dass sich unter das stark US- und Kanada-geprägte Publikum künftig mehr Europäer mischen, Stichwort Diversifizierung. Deren Anreise wird durch das neue Angebot jedenfalls signifikant verkürzt. Mussten Urlauber früher mindestens eineinhalb Flugtage via Mexiko City oder Cancún in Kauf nehmen, steigen sie nun mittags in den Flieger und zum Dinner in Los Cabos wieder aus.
Top-Kombi aus Action und Relaxen
Das Angebot wird schon jetzt gut gebucht, doch wen genau zieht es dort hin? „Alle, die neugierig sind auf ein noch vergleichsweise unbekanntes Stück Mexiko“, findet Valentina Toldeo vom Tourist Board, „und die neben 350 Sonnentagen im Jahr eine ideale Balance zwischen Aktivurlaub und Erholung suchen.“
Dafür sorgt eine Kombi aus weiten Stränden mit großartigen (Unter-)Wassersportarten, einer bergigen und gerade zu Beginn der Trockenzeit überraschend grünen Landschaft (die Sierra de la Laguna im Hinterland steigt schnell auf über 1.000 Höhenmeter an, stark zum Wandern und Biken!) sowie einer touristischen Infrastruktur, die höchste Qualität verspricht. Und höchste Preise, zumindest im Vergleich zu Rest-Mexiko.
Klar, es gibt auch günstige und kleinere Hotels, doch es dominieren Hotels im Vier- und Fünfsterneniveau und ständig kommen neue hinzu. So kündigen sich 2025 mit dem „Amanvari“ der Aman-Gruppe und dem „Vidanta East Cape“ zwei neue Luxusresorts an. Bereits geöffnet hat das weitläufige, supermoderne „Nobu“, auf dessen Gelände nicht nur Highend-Restaurants wie das „Muna“ und das „Nami“, sondern auch zwei international renommierte Golfplätze liegen (in der gesamten Region gibt es 18!).
Aufstrebende Köche allerorts
Über hohes Renommee freuen sich auch das „Ritz“, das „One&Only Palmilla“, das „Waldorf Astoria“, das stark auf Design setzende „Bahia Hotel Beach House“ und etliche andere. Nicht minder hochklassig gestaltet sich das Restaurantangebot. So begeistert das „Don Sánchez“ mit mexikanischen Weinen, Gewürzen und Saucen und das „Cocina de Autor“ mit einem wohlverdienten Michelin-Stern, wenngleich beim Service noch Luft nach oben ist.
Viel Luft nach allen Seiten genießen Gäste im Open-Air-Restaurant „Sunset Monalisa“, das spektakulär über der Felsküste der Playa Monumentos thront und nicht nur den Blick auf Surfer – hier ohnehin ein Volkssport – ermöglicht, sondern (mal von einer Katamarantour abgesehen) den besten Blick auf das Wahrzeichen der Region, den Arco von Los Cabos.
Geschmackssache(n)
Ab 17 Uhr bewundern Gäste, wie die Sonne hinter der berühmten Felsformation verschwindet und den Himmel und das Meer in ein spektakuläres Farbschauspiel aus Gelb, Orange und Rot verwandelt. Dazu serviert Küchenchef Héctor Morales Drei- bis Sieben-Gänge-Menüs, in denen er mexikanisches Feuer mit mediterranen Aromen zu einem Erlebnis der Extraklasse verbindet.
Auf der anderen Arco-Seite wurde die junge Anaisa Guevara vom Magazin „Food & Wine Mexico“ gar zu einer der besten Neuentdeckungen Mexikos gewählt. Was sie im Restaurant „La Frida“ – der Name ist Programm, an allen Ecken und Wänden wird der in Mexiko ohnehin omnipräsenten Frida Kahlo gehuldigt – auf den Teller zaubert, begeistert selbst verwöhnte Gaumen.
Das Auge aller verwöhnt der Ausblick von der Terrasse, wurde doch das „Pueblo Bonito Pacifica“, in dem sich das „La Frida“ befindet, jüngst von der Trip-Advisor-Community unter die Hotels mit der weltbesten Aussicht gewählt. Das gilt insbesondere bei Sonnenuntergang.
Donnerstags sollte man den jedoch in San José del Cabo, dem zweiten großen Ort in der Region, verbringen. Dann sind die Straßen der Innenstadt für Autos gesperrt und überall streunen Einheimische und Touristen von der Plaza, auf der Künstler ihre Stände aufbauen, zu den diversen Galerien, (Dach-)Bars und Läden, die in den im Kolonialstil geprägten Häusern untergebracht sind.
Tequila oder Mezcal? Mezquila!
Im Gegensatz zum viel touristischeren Cabo San Lucas spürt man hier die Historie, entstand doch die alte Jesuitenmission zur Zeit der spanischen Besiedelung der Peninsula in den 1730er Jahren. Das und viel mehr erfährt man beim Art Walk, den Einheimische ehrenamtlich anbieten. Einkehrtipp des Guides: die – typisch mexikanisch – kunterbunte und quirlige Taqueria „La Lupita“.
„Die Taco-Auswahl ist riesig (Exotentipp: Grashüpfer), ebenso die der Spirituosen“, so Ricardo. „Und wer sich nicht zwischen Tequila und dem womöglich zu rauchigen Mezcal entscheiden kann, wählt einen Mezquila – ein gelungener Kompromiss.“
Adrenalin im Überfluss
Kompromisse warten auch anderswo: Gewünscht sind Luxus und Komfort, aber bitte ohne Gewusel drumherum? Voilà, das „Montage“ ist nicht das einzige Tophotel, das herrlich abseits liegt. Und wer mit der Familie divergierende Wünsche auf einen Nenner bringen will, ist im Wild Canyon goldrichtig.
Während die Jüngsten auf der Wasserrutsche tollen oder auf Pferderücken durch die Kakteenlandschaft traben, stürzen sich Wagemutige ins Zipeline-Abenteuer, das sie auf acht Strecken über die bis zu 150 Meter tiefen Canyons führt. Wer dann immer noch nicht genug hat, hängt noch einen Bungeesprung dran …
Auch weiter nördlich locken spannende Reiseziele, die ihr auf Trpstr kennenlernen könnt – wie wär’s mit Inspirationen aus Nordkalifornien oder New Mexico?
Fotos: © Christian Haas, Los Cabos Tourism Board
Los Cabos
Infos Los Cabos
Los Cabos Tourism Board, visitloscabos.travel/germany
Anreise
Condor (condor.com), erst im Dezember 2024 vom Business Traveler Magazin zur besten Transatlantik-Ferienflieger gewählt, fliegt seit November zweimal die Woche von Frankfurt nach Los Cabos, hin und zurück ab 650 Euro. Alle anderen Verbindungen aus Europa beinhalten mindestens einen Umstieg. Gut zu wissen: Es gibt bei der Einreise weder Visa- noch Impfvorschriften.
Reisezeit
Von November bis Ende April ist die beste Zeit – es herrschen weder so heiße Temperaturen wie im Juli und August noch drohen Hurrikans und Starkregen wie im September. Die Temperaturen liegen tagsüber um die 25 Grad und abends bei pullitauglichen 15 bis 20 Grad.
Unterkunfts-Tipps
Nobu, erster Ableger der schicken Hotelkette in Mexiko, loscabos.nobuhotels.com
Pueblo Bonito Pacifica, adults only, all inclusive (auch der Strand am nahen „El Arco“), pueblobonito.com
Bahia Hotel & Beachhouse, städtischer, quirliger, designiger – mitten in Cabo San Lucas, bahiacabo.com
Gastro-Tipps
Cocina de Autor, einziges Michelin-Restaurant der Region, außerhalb von Cabo San Lucas gelegen, loscabos.grandvelas.com
Sunset Monalisa, mega Ausblick auf El Arco, Treffpunkt der Reichen und Schönen, sunsetmonalisa.com
La Lupita, San José del Cabo, preiswert und vielseitig, lalupitatym.com
Outdoorveranstalter
High Tide, hightideloscabos.com; Clandestino Travel, clandestino.travel;
Cabo Adventures, cabo-adventures.com/en
Art Walk in San José del Cabo, jeden Donnerstag 17 bis 21 Uhr, kostenlos, artcabo.com
Wild Canyon (Ziplines, Bungee, ATVs etc.) außerhalb von Cabo San Lucas, wildcanyon.com.mx