2009 eröffnete in Werfenweng eines der ersten Chalet-Dörfer der Alpen. Mittlerweile warten zwölf Blockhäuser auf Entspannungs-Suchende. Gut zwölf Jahre nach dem ersten Besuch checkten wir dort wieder ein – und wollten nicht mehr weg
Wir rollen den letzten halben Kilometer den Schöntalweg hinauf und sind fast etwas aufgeregt. Die Tochter auf dem Rücksitz schmunzelt ob unseres Geschnatters. Der Teenager war bei unserem ersten Besuch kurz nach Eröffnung der „Woodridge Chalets“ noch ein Baby.
Carolyne O’Brien, gebürtige Australierin aus der Nähe von Sydney, und Alois Schwarzenberger, ein waschechter Werfenwenger, starteten 2009 mit den „Woodridge Chalets“ ein so kühnes wie kreativ-visionäres Projekt.
Ihr kleines, feines Retreat in den Pongauer Bergen griff dem aktuellen Trend zu Privacy und Cocooning weit vor. Das Konzept erwies sich auch zu Coronazeiten (vor und nach der sage und schreibe achtmonatigen Schließung) als Segen. Social distancing als Gebot der Stunde? In den Chalets zelebriert man die Abstandswahrung in formvollendeter Form. Auch Reisende mit misanthropischer Neigung wissen diese Art der Beherbergung zu schätzen …
Wölfe, Bären, ein Bieber, ein Elch
Seit der Eröffnung der „Woodridge Chalets“ bekam das Starterteam aus fünf Blockhäusern – dem „Wild Moose“ für zehn Gäste, den drei „Black Bear“ für vier erwachsene Gäste und dem paarintensiv-romantischen „Little Beaver“ für zwei Personen – sehr stilvolle Verstärkung.
Am steilen Hang und auf gewaltigen Stütz-Stämmen thronen die sieben „Silver Wolf“-Chalets. Von der Privatsauna, aus dem Whirlpool und auf der riesigen Panoramaterrasse der 70-Quadratmeter-Chalets bieten sich erstklassige Aussichten auf das Tennengebirge. Bei schlechtem Wetter zieht man sich hinter die breite Panorama-Fensterfront und vor den knisternden Kamin oder für vier, fünf Gänge in die Sauna zurück.
Massive Verführung
Objektiv geht es bei mir in diesem Fall nicht zu. Ich liebe Blockhäuser. Ich stehe auf die Haptik der naturgeformten Rundhölzer. Auf den harzig-würzigen Geruch, der einen beim Öffnen der Haustür in die Nase steigt. Das einzigartige Wohnklima und die Raffinesse der Konstruktion tun ein Übriges.
Unser „Black Bear“ entspricht am meisten dem klassischen Blockhaus. Zwei Geschosse. Unten ein großer Wohn-Küchen-Raum, Sauna, Dusche und WC. Davor eine schöne Terrasse. Oben unter dem Dach zwei super gemütliche Schlafzimmer, ein schickes, modernes Bad. Und ein großer Balkon.
Was gibt es Schöneres, als nach einem Tag auf der Piste, schweißtreibenden Stunden in der Loipe oder auf den 99 Kilometer Wanderwegen rund um Werfenweng erst in der harzduftenden Sauna zu schwitzen und danach im weichen Ledersessel vor dem Kachelofen zu versinken, mit einem Glas guten Rotwein in der Hand?
#cabinlove
Man muss kein langjähriger „cabinlover“ sein, der vom eigenen Blockhaus in Kanadas oder Finnlands Wäldern träumt, um sich in den „Woodridge“-Chalets sauwohl zu fühlen. Das eine oder andere Gästepaar verfällt dem Charme, dem Luxus und der Aussicht so sehr, dass es das anfangs umfangreiche Aktivitätenprogramm deutlich schrumpft, um mehr Zeit zwischen den dicken Balken zu verbringen. Im „Wild Moose“ sind aus denen sogar die Betten gezimmert …
Ums Eck statt regional
„Regionale Produkte“ sind in aller Munde. Zum Glück. Für manchen Küchenchef sind sie unterdessen sogar die conditio sine qua non fürs kulinarische Schaffen. Anderen dienen sie eher als wohlfeiles grünes Feigenblatt, das ein wenig das Gastgeber-Gewissen beruhigt.
Der Frühstückskorb, den die „Woodridge“-Gäste vor die Tür gestellt bekommen, denkt das Ganze deutlich weiter respektive näher. Die Milch ist knapp 150 Meter unterwegs, sie stammt vom „Leinweinhof“. Die famose Marmelade und den herrlichen Joghurt macht der drei Kilometer entfernte Bio-Bauernhof „Vorderoberlehengut“ und der würzige Almkäse entsteht auf dem 1,6 Kilometer entfernten „Leitingerhof“. Selten hat ein ökologisch korrektes Frühstück so gut geschmeckt.
Natürlich hat diese Art von Tourismus, die die Menschen vor Ort so einbindet, dass möglichst viele vom Tourismus profitieren, längst einen wohlklingenden Namen: community based tourism.
Und app geht’s!
Gebucht werden Brötchen, Frühstücks-Extras, die Massagen im eigenen Chalet, der Wein für den Abend, die Ripperl für den großen Après-Ski-Hunger, die örtliche Gästekarte oder geführte Wanderungen und Touren über die Web-App Myoha.
Analoger Tipp: Wer im Lauf des Urlaubs in den „Woodridge Chalets“ an den Produkten der Werfenwenger Bauern einen Narren gefressen hat, steuert vor der Heimreise am besten noch den „Bauernladen“ im Dorf an und deckt sich dort ein.
Gäste, die konsequent ökologisch denken und sich nicht einreden, dass die Anreise im 2,7 Tonnen schweren Audi E-Tron das Maß aller nachhaltigen Dinge sei, lassen den Wagen getrost zuhause. Die Bahnanreise endet in Pfarrwerfen. Von dort geht es im kostenlosen W3-Shuttle in knapp 15 Minuten zu Rezeption, die in auch in einem Blockhaus untergebracht ist.
Wer vorab die Werfenweng Card gebucht hat, fährt umsonst. Ab München dauert die Bahnanreise in EC und S-Bahn genau drei Stunden. Das kann sich sehen lassen, solang man mit kleinem Gepäck reist. Für Mobilität vor Ort sorgen die (mit der Werfenweng Card) kostenlos zu mietenden BMW i3, E-Bikes und E-LOIS, das Ruftaxi.
Die Lage der „Woodridge Chalets“
… könnte besser kaum sein. Im Herzen des Pongau. 50 Kilometer von Salzburg. 15 Kilometer von der „Eisriesenwelt“, hinter der sich die größte Eishöhle der Welt verbirgt. 600 Meter von der Talstation der Ikarus-Achtergondel hinauf zum 1.840 Meter hohen Bischling. Und 100 Meter vom Familien-Übungshang mit dem Schöntallift.
Der Preis für die pistenenahe Lage? Spätestens um acht holt einen das Dröhnen der Pistenraupen aus dem Bett. Dass diese seit den 1970ern immens an Größe zugelegt haben sieht man – unter anderem – im Salzburger Landesskimuseum, das knapp 200 Meter von der Talstation der Dorfbahn Rösnerköpfl liegt.
Der Preis
Die Nacht im 70 Quadratmeter „Silver Wolf“ beginnt bei 265 Euro pro Nacht und Chalet inklusive Frühstückskorb, Brennholz, Nutzung von Sauna und Whirlpool, zuzüglich 80 Euro Endreinigung. Für den 90 Quadratmeter großen „Black Bear“ werden ab 405 Euro fällig, die Endreinigung kommt auf 120 Euro. Der stolze 200 Quadratmeter messende „Wild Moose“ mit fünf (!) Schlafzimmern startet bei 669 Euro pro Tag.
Weitere Infos zu den „Woodridge Chalets“ findet ihr hier
Interesse an an außergewöhnlichen Hotels und Retreats. Wie wäre es mit einer Privatinsel vor Venedig, einem Himmelbett im Allgäu oder einem Inselresort im Südchina-Meer?